Die Lösung liegt in der Vergangenheit
In Sachen Rätsel ist man als Spieler natürlich auf das Kernelement des Spiels angewiesen. Die Rede ist vom Reisen durch die Zeit. Und genau dieses Feature macht die Rätsel nicht sehr herausfordernd, sondern eher zu einem Trial & Error-Fest. Bestes Beispiel ist eine Szene in einem Diner. Um Chloe von den übernatürlichen Kräften von Max zu überzeugen, muss man ihr die Zukunft voraussagen. Dies geht natürlich nur, indem man in der Zeit zurückreist, nachdem man die dortige Zukunft erlebt hat. Bei der angesprochenen Szene im Diner muss man vor allem sehr aufmerksam sein. Zum Einen will Chloe von uns wissen, was sie in der Tasche hat und zum Anderen will sie wissen, was als nächstes in dem Diner passiert. Macht man etwas falsch, dann reist man eben wieder in die Vergangenheit zurück. Dies tut man halt solange, bis man alles richtig macht. Dies kann an besagter Stelle durchaus mehrere Versuche nach sich ziehen.
Dasselbe Spiel gibt es an anderer Stelle auf den Bahngleisen. Dort steckt Chloe fest und man muss sie befreien. Zum Glück ist diese Stelle spannend inszeniert und man spürt einen gewissen Zeitdruck, obwohl man durch Max’ Kraft ja eigentlich alle Zeit der Welt hat. Doch die meisten Rätsel dienen lediglich dazu, um die Fähigkeit besser kennen zu lernen und mit ihr zu spielen. Aber eines ist so gewiss wie das Amen in der Kirche. Des Rätsels Lösung liegt immer in der Vergangenheit, denn dorthin muss man immer wieder zurückreisen.
Allerdings haben sich die Entwickler eine nette Sequenz einfallen lassen, in der Max so geschwächt von ihrer Fähigkeit ist, dass sie diese für einen Moment nicht einsetzen kann, obwohl sie sie bitter benötigt, da ein Menschenleben davon abhängt. Wer nicht will, dass der Gesprächspartner an dieser Stelle stirbt, der muss genau abwägen, welche Dialogoption er benutzt. Wir müssen zugeben, dass wir bei dieser Sequenz mit schweißnassen Händen vor dem Fernseher saßen und wirklich angespannt waren. Hier muss man den Entwicklern ein großes Lob aussprechen, schließlich haben sie es geschafft den Spieler aus seiner Komfortzone zu ziehen und ihm die Sicherheit genommen, dass man bei einem Fehlschlag einfach per Tastendruck die Zeit zurückdreht.
Nachvollziehbare Spielwelt mit sympathischen Protagonisten
Auch in Episode 2 ist es den Entwicklern gelungen eine Spielwelt auf den Bildschirm zu zaubern, die in sich stimmig aufgebaut ist. Das College sieht exakt so aus, wie man sich eine amerikanische Universität vorstellt. Auch das Verhalten der Studenten untereinander wirkt nachvollziehbar, auch wenn manche Dinge vielleicht etwas überspitzt dargestellt werden und nicht unbedingt Studentenalltag sind.
Kommen wir zu den Charakteren. Natürlich sind manche ein wenig klischeebehaftet, aber unsere Hauptfiguren haben Ecken und Kanten und sind einfach nur sympathisch. Allen voran Max mit ihrer verträumten Art, die mit ihrer neuen Fähigkeit noch nicht so richtig umgehen kann und verängstigt ist, was völlig normal in dieser Situation ist. Was besonders an ihr gefällt, ist die Tatsache, dass sie so ziemlich alles in der Spielwelt kommentiert, was mitunter sehr augenzwinkernd ausformuliert ist. An manchen Stellen setzt sie sich auch kurz hin und philosophiert über das bisher Geschehene. Diese ruhigen Momente werden mit entspannten Kameraeinstellungen gepaart, wodurch ein Gefühl der Ruhe erzeugt wird.
Mit Chloe haben wir das komplette Gegenteil von Max. Sie ist der typische rebellische Teenager, verhält sich dabei aber mitunter sehr erwachsen und man merkt ihren Kummer. Eine gute Freundin von ihr ist spurlos verschwunden, sie hat Stress mit ihrem Stiefvater und noch ganz andere Probleme, die hier nicht weiter ausgeführt werden. Man fühlt mit ihr und wenn ein Spiel das schafft, dann haben die Entwickler vieles richtig gemacht.
Gute Episode mit Luft nach oben
Out of Time ist qualitativ eine gute Episode geworden. Sie kommt zwar nicht ganz an den Auftakt heran, doch trotzdem wird man als Spieler sehr gut und fesselnd unterhalten. Die Stimmung der Episode ist bei weitem nicht mehr so leichtfüßig wie der Auftakt. Vielmehr werden ernste Themen wie Mobbing, Drogen und Suizid angesprochen und das sieht man im heutigen Spielgeschäft nicht so häufig. Die Entwickler gehen respektvoll mit diesen Themen um und sorgen dafür, dass der Spieler mit seinen Protagonisten mitfühlt. Leider sind die Rätsel noch immer zu leicht, erhielten aber in dieser Episode zumindest mehr Platz und waren öfter vorhanden. Wenn es die Entwickler schaffen, dass aus dem Zeit zurückdrehen kein bloßes Trial & Error wird, dann wird Life is Strange zu einem tollen Titel. Das Potenzial ist auf jeden Fall da und wir können auch diese Episode jedem empfehlen, der ein Spiel spielen möchte, das vielleicht nicht gänzlich auf den Mainstream abzielt und anders ist.
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