Im Test: Dragon Age Inquisition (PS4)

Nach dem famosen ersten Teil von Dragon Age folgte ein enttäuschender Nachfolger. Jetzt steht Entwickler BioWare vor der großen Aufgabe, die Spieler wieder ins Boot zu holen und von den Qualitäten der Reihe zu überzeugen. Die Vorzeichen auf ein fulminantes Comeback stehen nicht schlecht. Im Gegensatz zum zweiten Teil hat sich BioWare mit der Entwicklung von Dragon Age: Inquisition wieder deutlich mehr Zeit gelassen. Mehr als drei Jahre sind seit dem Erscheinen des letzten Serienteils mittlerweile vergangen. Genug Zeit um ein Rollenspiel epischen Ausmaßes fertig zu stellen? Einer der häufigsten Kritikpunkte an Dragon Age 2 waren die schlauchartigen Levels, die zudem noch immer irgendwie gleich aussahen. Dragon Age 3: Inquisition ist deutlich anzusehen, dass sich die Entwickler diese Kritik zu Herzen genommen haben. BioWares Rollenspiel ist jetzt ein großes Stück weitläufiger und vermittelt nun stärker die Illusion einer offenen Spielwelt. So richtig offen ist die Fantasy-Welt von Dragon Age dann letztlich aber doch nicht. Die Gesamtkarte wurde fein säuberlich in einzelne Abschnitte unterteilt, die ihr separat bereisen müsst. Die Regionen fallen jedoch richtig groß aus, so dass ihr nicht andauernd an die Grenzen des Levels stoßt. Im Gegenteil, um die wichtigen Punkte auf der Karte zu erreichen, gibt es sowohl ein Schnellreise-System als auch diverse Reittiere, die euch in kurzer Zeit an den Brennpunkt des Geschehens befördern. Enge Schläuche, in denen der Weg im Detail vorgegeben ist, gehören jedenfalls der Vergangenheit an.

Ohne Vorgeplänkel ins Abenteuer

Dragon Age III Castle BioWare SkyrimBevor ihr euch die in die riesige und vor allem auch sehr abwechslungsreiche Welt stürzt, werdet ihr zunächst aber mitten in die Haupthandlung geworfen. Dragon Age: Inquisition lässt es nicht sonderlich gemächlich angehen, sondern beginnt gleich zu Beginn ziemlich hektisch. Dabei spielen zwei rivalisierende Parteien eine gewichtige Rolle: die Templer und die Magier. Die beiden Gruppierungen hatten gerade beschlossen, ihren Zwist beizulegen, als sich unter lautem Donnern Risse in der Luft bilden, aus denen ganze Horden von Dämonen ausströmen. Viele Templer und Magier müssen in dieser denkwürdigen Nacht ihr Leben lassen. Für den Helden des Spiels hat dieses Ereignis ebenso ein übles Nachspiel. In der Gegenwart der Explosion hat der Hauptcharakter ein seltsames Mal davongetragen, dass ganz ähnlich pulsiert wie die dämonischen Risse. So erwacht unser Held nach seiner Bewusstlosigkeit als Gefangener. Als Sündenbock für das Geschehene taugt er dank des seltsamen Mals natürlich ganz hervorragend. Ziemlich schnell entpuppt sich dieses Mal jedoch als die einzige Waffe gegen die Dämonenbrut. Das Mal ist offenbar in der Lage kleinere Risse wieder zu schließen und so keimt rasch die Hoffnung auf, den großen Riss, die so genannte Bresche, auch wieder schließen zu können. Leider sind sich die Autoritäten nicht über die Vorgehensweise einig. Während sich die Kirche für unsere Hinrichtung ausspricht, sehen andere uns als Retter der Welt. Kurzerhand wird in dieser absoluten Ausnahmesituation die Inquisition wieder ausgerufen, an deren Seite ihr fortan kämpfen werdet. Die Inquisition hat es jedoch ziemlich schwer, das Gefolge hinter sich zu bringen. Erst durch besondere Taten, wie zum Beispiel die Schließung von weiteren Rissen, kann sie weiter an Ansehen und Macht gewinnen. Die kriegerischen Fraktionen der Magier und der Templer stellen sich jedoch gegen die Pläne der Inquisition und machen uns das Leben schwer.

Tolle Atmosphäre mit kleinen Mängeln

Dragon Age Inquisition - Bild 8Wer jetzt befürchtet, in der Story gespoilert worden zu sein, kann an dieser Stelle beruhigt werden. BioWare ist es tatsächlich gelungen, die ganze Vorgeschichte innerhalb von ein paar Minuten zu vermitteln. Ganz nebenbei werdet ihr in die wichtigsten Spielelemente eingeführt. So müsst ihr euch parallel auf die Geschichte und das Erlernen des Systems konzentrieren. Der Anfang von Dragon Age: Inquisition fühlt sich dadurch auch leider ein wenig gequetscht an. Habt ihr aber den ersten Bosskampf überstanden, könnt ihr es etwas gemächlicher angehen lassen. Wie schon in vielen anderen Open-World-Settings ist die weitläufige Spielwelt Fluch und Segen zugleich. Dank der schieren Größe gleitet ihr längst nicht mehr so dicht durch die Geschichte des Spiels wie etwa noch beim ersten Teil der Reihe. Überall auf der Karte winken kleine Verlockungen mit Zusatzaufträgen, dessen Qualität stark schwankt. Manche Aufträge sind wirklich spannend erzählt und fügen sich auch gut in die Hauptgeschichte und die Atmosphäre des Spiels ein. Andere Jobs hingegen lassen schnell an die Erinnerung an MMORPGs wach werden. Wenn wir zum Beispiel zehn Wildtiere erledigen müssen, damit ein Dorf genug Nahrung hat, so ist das zwar ein löbliches Ziel, fühlt sich angesichts des bedeutenden Haupt-Auftrags aber dann doch wie eine Banalität an. Kleine Brüche in der atmosphärischen Gestaltung von Dragon Age: Inquisition gibt es leider immer wieder. Beispiel gefällig? Wir treten mit unserem Mal in ein Dorf. Die Bewohner verhalten sich ehrfürchtig und bilden eine Schneise, damit wir ungehindert passieren können. Drei Schritte weiter sprechen wir einen Schmied an, der uns aber ziemlich schroff zurückweist und keine Aufträge von uns annehmen möchte. Unter dem Strich sind dies aber alles nur Kleinigkeiten, denn insgesamt versteht es BioWare nach wie vor, eine tolle Welt mit sehr viel Atmosphäre zu schaffen. Dazu gehören die guten Sprecher, die wirkungsvolle Musik und die atmosphärischen Cutscenes.

Mehre die Macht der Inquisition

Zum guten Spielgefühl trägt auch der politische Aspekt von Dragon Age: Inquisition bei. Immer wieder müsst ihr an den Planungstisch zurückgehen, um dort die nächsten Züge vorzubereiten. Dazu stehen euch insgesamt vier Berater zur Seite. Falls gewünscht, könnt ihr auch eure Mitstreiter in die weite Welt hinausschicken, um dort eine Mission zu erfüllen. Je mehr Aufträge erfüllt werden, umso schneller wachsen Macht und Einfluss der Inquisition. Als Motivationsbonus gibt es für Eroberer auch kleine Bonbons in Form von Aufwertungen für die eigenen Charaktere. Taucht ein attraktives Ziel auf der Karte auf, könnt ihr jedoch nicht Ewigkeiten mit der Erfüllung warten. Die Ziele auf der Karte ändern sich immer wieder und hängen mit der Gesamtlage der Welt zusammen. So wird der Eindruck einer dynamischen Welt verstärkt.

Dragon Age Inquisition - Bild 5Da Dragon Age: Inquisition aber natürlich kein Strategie-, sondern ein Rollenspiel ist, spielt der Kampf eine noch größere Rolle. Hier hat sich BioWare abermals für ein actionlastiges System entschieden. In der Schlacht steuert ihr lediglich eine Figur aus der Truppe, die ihr aber jederzeit wechseln könnt. Von großer Bedeutung sind die Zuatzfertigkeiten, die ihr im Kampf geschickt kombinieren könnt. Die Spezialangriffe werden auf den Aktionstasten ausgelöst. Nach dem Einsatz gibt es eine kleine Phase, in der sich der Angriff wieder “aufladen” muss, bevor er erneut verwendet werden kann. Welche Sonderfertigkeiten die Charaktere erlernen, könnt ihr über einen Talentbaum selbst entscheiden. Dort stehen neben den aktiven Fertigkeiten auch passive Boni zur Auswahl. Diese verbessern eure Attribute oder erhöhen andere Werte dauerhaft. Wer sich nicht mit dem Aufleveln der einzelnen Charaktere befassen möchte, kann auch den automatischen Stufenanstieg einstellen.

Strategische Schlachten als Alternative

BioWare hat diesmal jedoch an die Strategie-Liebhaber gedacht. Per Knopfdruck pausiert das Spiel und schaltet auf eine taktische Karte um. Hier könnt ihr die Laufwege festlegen und die Ziele markieren, die von den unterschiedlichen Kämpfern attackiert werden sollen. In den höheren Schwierigkeitsgraden, es stehen insgesamt vier zur Auswahl, ist diese Vorgehensweise nahezu unumgänglich. Ohne detaillierten Plan werdet ihr den Abspann wohl kaum zu Gesicht bekommen. Weiterhin lassen sich für die Gefährten bestimmte Voreinstellungen treffen. So könnt ihr festlegen, wann ein Heiltrank eingenommen wird oder welche Spezialfertigkeiten zum Einsatz kommen sollen. Für die Taktik ist weiterhin nicht ganz unentscheidend, welche der drei Klassen ihr zu Beginn des Spiels wählt. Dort habt ihr ganz klassisch die Wahl zwischen Schurke, Magier und Krieger. Jede Klasse bekommt einen eigenen Talentbaum, den ihr dann nach eigenen Vorlieben gestalten könnt. Weiterhin könnt ihr eines von vier Völkern wählen, die unterschiedliche Boni besitzen. Zur Wahl stehen hier Menschen, Elfen, Zwege und die Qunari.

Lebhafte Weggefährten

Wie bereits erwähnt, müsst ihr das epische Abenteuer auch nicht ganz alleine bestreiten. Es stehen euch rund ein Dutzend Wegbegleiter und Berater zur Verfügung, die euch zumindest einen Teil der Strecke unterstützen. Wie in BioWares Rollenspielen üblich, gibt es innerhalb der Gruppe auch eine rege Interaktion. Je nachdem wie ihr euch im Verlauf des Spiels verhaltet, wächst oder schrumpft die Sympathie der Mitstreiter. Dies spiegelt sich dann auch in den unterhaltsamen Dialogen wieder, die sich auf den weiten Wegen immer wieder ergeben. Wenn ihr mögt, könnt ihr euch aber auch mit menschlichen Partnern auf ins Abenteuer machen. Im kooperativen Modus werden nach dem Zufallsprinzip Karten generiert, auf denen ihr euch mit insgesamt vier Spielern austoben dürft. Ein Einbindung in die Hauptkampagne erwartet euch jedoch nicht.

Technisch macht Dragon Age: Inquisition eine gute Figur. Grafisch sieht das Rollenspiel von BioWare wirklich gut aus, hat aber leider mit ein paar kleineren Problemen zu kämpfen. Dazu gehören etwa gelegentliche Clipping-Fehler, feststeckende Charaktere, Kameraprobleme oder Einbrüche in der Bildrate. Nichts zu meckern gibt es dafür beim Ton. Wie schon erwähnt, fällt die Wahl der Sprecher überwiegend gut aus. Auch bei der musikalischen Untermalung hat BioWare wieder ein gutes Händchen bewiesen. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn sich der Entwickler den kleineren technischen Problemen noch einmal annehmen würde.

Fazit

Trotz der vielen Kritikpunkte, die sich Dragon Age: Inquisition gefallen lassen muss, hinterlässt der Titel einen guten Eindruck. Dank der riesigen Spielwelt könnt ihr viele viele Stunden im Spiel verbringen. Pluspunkte sammelt das Spiel mit der politischen und strategischen Komponente. Es macht Spaß immer wieder an den Planungstisch zurück zu kehren und zu sehen, wie der Einfluss der Inquisition immer weiter wächst. Als vielseitig lässt sich zudem das Kampfsystem bezeichnen. Während Strategen ihre Schlachten am Reißbrett planen, greift der Actionspieler einfach zur Klinge und metzelt sich durch die Gegner. Die größte Stärke von Dragon Age: Inquisition liegt aber in der tollen Atmosphäre. Die ganze Welt ist voll mit kleinen Details. BioWare ist es erneut gelungen, eine lebendige Welt zu kreieren. Garniert mit der tollen Musik und den schönen Cutscenes kommt schnell Gänsehaut auf. Da lässt es sich auch schon einmal über ein paar kleine Ungereimtheiten oder technische Fehler hinwegblicken.

Gaming
[next-gamer.de] · 20.11.2014 · 11:45 Uhr
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