Hintergrund: Unruhen im Vielvölkerstaat China
Die Führung in Peking reagiert auf «separatistische» Umtriebe oft mit harter Hand. Schon mehrfach schlug das Militär Aufstände nieder. Im Reich der Mitte leben mehr als 50 verschiedene Völker, die Han-Chinesen bilden mit mehr als 90 Prozent die größte Gruppe.
Die «Autonome Region» Xinjiang im Nordwesten des Landes gilt seit Jahrzehnten als ethnischer Konfliktherd. Die muslimischen Uiguren beklagen eine massive Zuwanderung von Han-Chinesen und eine Unterdrückung durch die Zentralregierung in Peking. Diese macht die Separatisten für zahlreiche Anschläge verantwortlich. Menschenrechtsorganisationen werfen der Regierung willkürliche Festnahmen, Folter und Todesurteile vor.
Auch in Tibet wehrt sich das Volk seit Jahrzehnten gegen die Fremdherrschaft. Im März 1959 brach in Lhasa ein Volksaufstand aus, der blutig niedergeschlagen wurde. Der Dalai Lama flüchtete mit seinen Gefolgsleuten ins indische Exil. Tausende Tibeter starben durch Folter, Haft und Hungersnöte. 1965 bildeten die Chinesen die Autonome Region Tibet, die nur halb so groß ist wie das alte Siedlungsgebiet. Weltweite Aufmerksamkeit erregten die Proteste der Tibeter im März 2008, die gewaltsam beendet wurden. Viele Tibeter kamen in Haft, ausländische Journalisten mussten die Region verlassen. Nach Angaben von Exiltibetern kamen bei den Protesten rund 140 Menschen ums Leben, nach Angaben Pekings 19.
Als Grund für die zunehmenden Gewaltausbrüche sehen Experten zunehmend auch ökonomische Gründe. Vom Wirtschaftswachstum profitieren Völker wie Uiguren, Tibeter, Mongolen, Miao oder Yi kaum - obwohl manche Minderheiten riesige Gebiete mit reichen Bodenschätzen bewohnen.