Herausforderung für das Praxenland Deutschland: Ungleichgewicht in der medizinischen Versorgung
Deutschland verzeichnet einen stetigen Anstieg der Praxisärzte, doch die Behandlungskapazitäten bleiben aufgrund regionaler Disparitäten und der Zunahme von Teilzeitarbeit häufig angespannt. Mit 189.551 niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten zum Ende des letzten Jahres wurde ein neuer Höchststand erreicht. Dennoch zeigt sich, dass immer mehr junge Mediziner Teilzeitstellen vorziehen oder in Anstellungen arbeiten, was zu einem düsteren Ausblick hinsichtlich der tatsächlichen Behandlungskapazität führt. Die Prozentzahl der reduzierten Stundenzahl kletterte hierbei von 35,8 auf 37,9 Prozent, was konkret bedeutet, dass sich viele Ärzte einen vollen Arztsitz teilen.
Regional klaffen zudem deutliche Versorgungslücken auf. Während Heidelberg mit seinen 413,5 Ärzten je 100.000 Einwohner glänzt, herrscht im Landkreis Coburg mit nur 88,4 Ärzten ein Versorgungsengpass. Auf Landesebene liegt Hamburg vorn, während Brandenburg das Schlusslicht bildet. Über die reinen Arztzahlen hinaus beeinflussen auch Krankenhäuser und weitere Heilberufler die medizinische Versorgung maßgeblich, wobei Patienten oft Praxen bei guter Verkehrsanbindung in nahegelegenen Städten nutzen.
Eine erfreuliche Stabilisierung zeigt sich bei den Hausärzten als bedeutende Erstansprechpartner. Zwar stieg ihre Zahl leicht an, doch die bevorstehende Ruhestandswelle, insbesondere im Westen des Landes, erfordert handlungsstarke Nachfolgeregelungen. 21,3 Prozent der Hausärzte in Rheinland-Pfalz und andere westliche Regionen nähern sich dem Ruhestand. Die Ärzteschaft wird zudem zunehmend weiblicher; der Frauenanteil stieg auf 52,4 Prozent aller Praxen.
Für die zukünftige Gesundheitsversorgung richten sich die Blicke aus Politik und Ärzteschaft auf die Koalitionsverhandlungen. Kassenärzte-Chef Gassen fordert Maßnahmen zur Stärkung der inhabergeführten Praxis. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat bereits finanzielle Anreize für Hausärzte auf den Weg gebracht, jedoch mahnt die Deutsche Stiftung Patientenschutz weiter eine enge bedarfsgerechte Steuerung der Niederlassungen an, um die medizinische Versorgung auch im ländlichen Raum zu gewährleisten. Denn nur so kann die Herausforderung der "Rosinenpickerei" in gut versorgten Gebieten gemeistert werden, was besonders in den anstehenden Koalitionsgesprächen von Bedeutung sein wird.