Gründerszene Deutschland braucht mehr digitale Innovationen – Startup-Verbandsvorsitzende Pausder fordert mehr Investitionen
Die neue Vorsitzende des Startup-Verbands, Verena Pausder, hat ambitionierte Ziele für den Gründerstandort Deutschland bekannt gegeben. Mit verstärkter Digitalisierung, mehr finanzieller Unterstützung für Gründer und einem Klima des unternehmerischen Muts will sie sicherstellen, dass erfolgreiche Startups in Deutschland bleiben und nicht ins Ausland abwandern.
Pausder kritisiert, dass viele deutsche Gründer in großen Finanzierungsrunden auf Geld aus dem Ausland angewiesen sind und einige Unternehmen sogar den Börsengang in den USA anstreben. Dies sei ein Verlust für die deutsche Wirtschaft. Die Gründerbranche der letzten Jahre sei stark gewachsen und trage mit einer Firmenbewertung von 172 Milliarden Euro und rund 400.000 Beschäftigten bereits fünf Prozent zur Wirtschaftsleistung bei. Doch trotz dieser Erfolge werde die Bedeutung der Branche oft unterschätzt.
Die Corona-Pandemie und niedrige Zinsen haben der deutschen Startup-Szene einen Digitalisierungsschub beschert. So erlebten Lieferdienste wie Gorillas und Finanzfirmen wie der Broker Trade Republic einen enormen Boom. Die Zahl der Start-ups mit Milliarden-Bewertungen hat sich seit 2018 auf 33 nahezu verfünffacht, darunter bekannte Namen wie die Online-Bank N26, der Übersetzungsdienst DeepL und der Fernbusbetreiber Flix.
Allerdings hinkt Deutschland bei der Verfügbarkeit von Risikokapital hinterher. Während viele Unternehmen in der frühen Wachstumsphase Zugang zu Kapital haben, sind sie bei großen Finanzierungsrunden häufig auf angelsächsische Investoren angewiesen. Deutsche Investoren, wie zum Beispiel Versicherungen, scheuen häufig vor Wagniskapital zurück und dürfen aufgrund strenger Anlagevorschriften nur begrenzt in diesem Bereich investieren. Erfolgreiche Unternehmen gehen daher oft an die Börse oder suchen Investments in den USA, wie zum Beispiel der Corona-Impfstoffhersteller Biontech.
Verena Pausder fordert deshalb eine Lockerung der Anlagevorschriften für professionelle Investoren und eine stärkere Anerkennung von Wagniskapital in Deutschland. Während hierzulande pro Kopf nur 85 Euro in Wagniskapital investiert werden, sind es in Frankreich 107 Euro und in Großbritannien sogar 171 Euro. Zudem sieht Pausder in der mangelnden Digitalisierung der Verwaltung eine weitere Hürde für Gründer. Sie appelliert an den Staat, ein stärkeres Eigeninteresse an der Gründung von Unternehmen und der Schaffung von Arbeitsplätzen zu entwickeln und keine staatlichen Fördermittel zu fordern.
Darüber hinaus betont Pausder die Notwendigkeit einer "Kultur des Muts" in Deutschland. Die negative Wahrnehmung des Landes und die pessimistische Stimmung schrecken potenzielle Gründer ab. Pausder fordert stattdessen, über Erfolge zu sprechen und die Beiträge ausländischer Fachkräfte für Start-ups und die gesamte Wirtschaft hervorzuheben. Bereits ein Fünftel der Beschäftigten bei Berliner Start-ups stammt von außerhalb Europas.
Verena Pausder ist als Unternehmerin und Gründerin bekannt und hat sich bereits in verschiedenen Bereichen wie dem Sport und der Bildung engagiert. Ihr Ziel ist es nun, als Vorsitzende des Startup-Verbands den Gründerstandort Deutschland weiter voranzubringen. (eulerpool-AFX)