GDL ruft zu 20-stündigem Warnstreik bei der Bahn auf
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat ihre Mitglieder zu einem 20-stündigen Warnstreik bei der Deutschen Bahn aufgerufen. Der Streik soll von Mittwochabend 22:00 Uhr bis Donnerstag 18:00 Uhr andauern, wie die GDL auf ihrer Webseite bekannt gab. Bereits zuvor hatten die entscheidenden Gremien der Gewerkschaft einen grundsätzlichen Streikbeschluss gefasst. Die Deutsche Bahn reagierte empört auf die Ankündigung, da eigentlich am Donnerstag die nächste Verhandlungsrunde geplant war.
Bei der ersten Verhandlungsrunde für einen neuen Tarifvertrag trafen sich Vertreter der GDL und der Deutschen Bahn vergangenen Donnerstag. Nach einigen Stunden wurden die weiteren Gespräche auf den 16. November vertagt. "Das ist eine Zumutung für die Bahnreisenden. Dieser Streik ist völlig unnötig", äußerte DB-Personalvorstand Martin Seiler am Dienstagabend. Die GDL ignoriere Absprachen und verhalte sich verantwortungslos.
In den Tarifverhandlungen fordert die Gewerkschaft unter anderem eine Gehaltserhöhung von 555 Euro pro Monat für die Beschäftigten sowie eine Inflationsausgleichsprämie von bis zu 3000 Euro. Besonders umstritten ist die Forderung nach einer Arbeitszeitreduzierung von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich.
Obwohl GDL-Vorsitzender Claus Weselsky Kompromissbereitschaft signalisierte, indem er eine stufenweise Reduzierung der Arbeitszeit anbot, hält die Bahn eine Verringerung grundsätzlich für nicht realisierbar. Die Deutsche Bahn hatte beim Verhandlungsauftakt eine Entgelterhöhung von elf Prozent bei einer Laufzeit von 32 Monaten angeboten.
Der Streikaufruf der GDL richtet sich nicht nur an Beschäftigte der Deutschen Bahn, sondern auch an Mitarbeiter anderer Unternehmen, bei denen die Gewerkschaft derzeit neue Tarifverträge verhandelt. Auch Lokführer, Zugbegleiter, Werkstattmitarbeiter, Disponenten bei DB Netz und weitere Berufsgruppen sind zum Streik aufgerufen.
Die GDL ist die kleinere von zwei Gewerkschaften bei der Deutschen Bahn. Sie vertritt viele Lokführer, verhandelt aber auch für andere Berufsgruppen wie Zugbegleiter oder Teile der Verwaltung. Bisher wendet die Bahn die Tarifverträge der GDL in 18 von rund 300 Betrieben an. Die aktuellen Tarifverhandlungen betreffen lediglich etwa 10.000 Bahnbeschäftigte. Im Vergleich dazu verhandelte die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG neue Tarifverträge für über 180.000 DB-Beschäftigte.
Obwohl die Anzahl der von GDL-Arbeitskämpfen betroffenen Betriebe vergleichsweise gering ist, kann der Bahnverkehr dennoch stark beeinträchtigt werden, da viele Lokführer Mitglieder der Gewerkschaft sind. Darüber hinaus ruft die GDL auch explizit Gewerkschaftsmitglieder zum Streik auf, die nicht in den 18 Betrieben arbeiten, in denen nach GDL-Tarifverträgen bezahlt wird. (eulerpool-AFX)