Fukushima-Katastrophe war vermeidbar

Tokio (dpa) - Knapp 16 Monate nach der Atomkatastrophe in Fukushima hat eine unabhängige Kommission sowohl der japanischen Regierung als auch der Atomlobby ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. Demnach war das Unglück im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi vorhersehbar und vermeidbar.

Der Unfall im März 2011 in Folge eines Erdbebens und Tsunamis sei ein «Desaster von Menschenhand», heißt es in einem am Donnerstag vorgelegten Abschlussbericht. Verantwortlich sei das enge Beziehungsgeflecht zwischen Staat und Atomlobby.

Die zehn Mitglieder der Kommission des Parlaments forderten fundamentale Reformen. Doch trotz der massiven Kritik und aller Proteste von Atomgegnern ließ die Regierung am selben Tag erstmals seit zwei Monaten wieder Atomstrom ins Netz einspeisen.

Die Folgen der dreifachen Kernschmelze im AKW Fukushima Daiichi sind auch knapp 16 Monate nach der Katastrophe zu spüren. Mehr als 100 000 Menschen können bis heute nicht in ihre Heimat zurückkehren. Außerdem ist die Atomruine noch immer nicht unter Kontrolle. Sorgen bereitet ein Abklingbecken des Reaktors 4, wo 1535 Brennstäbe nach einer Wasserstoffexplosion im Reaktorgebäude praktisch ungeschützt unter einer Plane liegen. Nach Einschätzung der Regierung kann frühestens in zehn Jahren damit begonnen werden, die Reaktoren 1 bis 4 zu entkernen. Der vollständige Rückbau des AKWs dürfte etwa 30 bis 40 Jahre dauern.

Die Untersuchungskommission prangerte Staat und Atomlobby gleichermaßen an. Sie hätten nichts unternommen, obwohl allen das Risiko bekanntgewesen sei und alle gewusst hätten, dass das AKW nicht den Sicherheitsanforderungen entspreche und einem solchen Erdbeben und Tsunami nicht standhalten könne.

Nach dem Unglück habe sich die Situation auch deshalb verschärft, weil das Krisensystem der Regierung versagt habe, heißt es in dem Bericht. Demnach haben die Aufsichtsbehörden jahrelang versäumt, geeignete Maßnahmen für solche Krisenfälle zu planen. Dies trug dann zu dem Chaos bei der Evakuierung bei. Viele Anwohner wurden erst spät über den Unfall informiert, andere wurden sogar in Gebiete gebracht, die stärker verstrahlt waren als ihre Heimatorte.

Kritiker werfen der Regierung von Premier Yoshihiko Noda vor, sie habe das Wiederanfahren der Reaktoren 3 und 4 im AKW Oi genehmigt, ohne dass die Ergebnisse der Untersuchungen der Fukushima-Tragödie berücksichtigt worden seien. Die Reaktoren in Oi waren wie die übrigen 50 einsatzfähigen Reaktoren des Landes nach der Katastrophe in Fukushima für Sicherheitsüberprüfungen vom Netz genommen worden. Bis zum GAU in Fukushima deckten sie rund 30 Prozent des Strombedarfs des Landes.

Gegen die Entscheidung der Regierung, Atomreaktoren wieder hochzufahren, hatte es Anti-Atom-Demonstrationen gegeben, wie sie Japan bis dahin nicht gekannt hatte. Am Ende aber gaben die Provinzpolitiker ihren wochenlangen Widerstand gegen ein Anfahren der zu Sicherheitskontrollen abgeschalteten Reaktoren auf. Regierung und Atomlobby hatten mit Nachdruck vor Stromausfällen im Sommer in der Industrieregion um Osaka und den Folgen für die Wirtschaft gewarnt.

Angesichts der Erdbebengefahr warnen die Experten auch vor weiteren Katastrophen. Die Behauptung des Betreiberkonzerns Tepco, der Tsunami und nicht das Erdbeben sei an dem Unfall in Fukushima schuld, wies die Untersuchungskommission zurück.

Atom / Japan
05.07.2012 · 17:29 Uhr
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