Eurostar setzt auf Expansion und plant Kauf von 50 neuen Zügen
In einem ambitionierten Schritt zur Erschließung der steigenden Nachfrage nach Bahnreisen in Europa kündigt Eurostar den geplanten Kauf von bis zu 50 neuen Zügen an. Gleichzeitig erwägt das Unternehmen die Einrichtung weiterer internationaler Strecken ab London. Gwendoline Cazenave, CEO von Eurostar, betont die Notwendigkeit einer Kapazitätserweiterung, die auch Anpassungen einiger Bahnhöfe erforderlich mache.
Seit der Fusion mit Thalys im Jahr 2022 zu der Eurostar Group – einem der größten Betreiber von Hochgeschwindigkeitszügen in Europa – richtet sich der Blick verstärkt auf Wachstum. Mit dem Kauf neuer Züge, die die Flotte um ein Drittel vergrößern würde, plant Eurostar unter anderem, die älteren Modelle zu ersetzen und so seine Präsenz auf dem europäischen Markt zu stärken.
Die Gespräche mit den Zugherstellern laufen, und Cazenave gibt an, bis Ende des Jahres oder Anfang 2025 könnten detaillierte Informationen über neue Routen vorliegen. Neben der bestehenden Verbindung zwischen London, Paris, Amsterdam und Brüssel sehen die Planungen also die Möglichkeit vor, das Netzwerk deutlich auszubauen.
Infrastrukturelle Herausforderungen, wie die Bewältigung der Passkontrollen in den Stationen, insbesondere St Pancras in London nach dem Brexit, wurden laut Cazenave mit der Einführung neuer Passschranken und einer Aufstockung des Personals für Grenzkontrollen gelöst. Die Wartezeiten seien nun wieder auf dem Niveau vor dem Brexit.
Weitere Ausbauten der Infrastruktur sind in Planung, darunter eine Erweiterung des Eurostar-Terminals in Amsterdam sowie eine Neugestaltung von St Pancras und Paris Gare du Nord, um innerhalb der nächsten fünf Jahre zusätzlichen Raum für Reisende zu schaffen.
Doch stehen Eurostar auch neue Herausforderungen bevor, wie etwa die Einführung von biometrischen Grenzkontrollen durch die EU in diesem Jahr. Cazenave zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass auch diese Neuerung ohne größere Warteschlangen für die Passagiere ablaufen wird.
Ebenso muss sich Eurostar auf potenzielle Wettbewerber einstellen, denn laut Angaben des Betreibers des Ärmelkanaltunnels haben unter anderem Virgin Group, ein Konsortium angeführt von den größten Aktionären von Mobico, ehemals bekannt als National Express, und das niederländische Start-up Heuro ein ernsthaftes Interesse an der Einführung von Bahnverbindungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Europa bekundet.
Die Leistung von Eurostar in 2023 gibt dem Unternehmen Grund zur Zuversicht. Mit einer deutlichen Steigerung der Passagierzahlen und einem Umsatzwachstum stellt sich das Unternehmen nach einer pandemiebedingten Krise breiter auf. Die Restrukturierung und Schuldenreduzierung im letzten Jahr tragen zur Stärkung des Unternehmens bei.
Cazenave hebt hervor, dass die Schnelligkeit der Lieferung der neuen Züge ein entscheidender Faktor bei der Auswahl des Herstellers sein wird – ein Rennen gegen die Zeit, angetrieben von einem Markt, der keine Geduld kennt. (eulerpool-AFX)