ETF-Branche steht vor großen Herausforderungen durch verkürzte Abwicklungszeiten

Ein anstehender Sturm zieht auf die Industrie der börsengehandelten Fonds (ETFs) zu, da die USA die Zeitspanne für die Abwicklung von Handelsgeschäften verkürzen. Dieses Ereignis fällt mit einem langen Feiertagswochenende und einer Reihe von wichtigen Index-Neugewichtungen zusammen und setzt damit die Akteure des Finanzmarktes unter Druck.

Gerard Walsh vom Finanzdienstleistungsunternehmen Northern Trust, leitet dort die Sparte für globale Bankkundenlösungen und hat intensive Gespräche mit Vermögensverwaltern. Laut Walsh seien sich viele der bevorstehenden Herausforderung noch nicht bewusst. Er betont die Wichtigkeit, bei den ETFs für ein Bewusstsein zu sorgen, dass der Übergang keineswegs ein leichtes Unterfangen darstelle und mitnichten ohne Auswirkungen für das Fondsmanagement bleibe.

Die US-Börsenaufsicht, Securities and Exchange Commission, verkündete bereits im Februar 2023 die Anforderung, dass Handelsgeschäfte bereits einen Tag nach dem Handelsabschluss (T+1) abgewickelt werden müssen – eine Abkehr vom bisherigen T+2-Regime, die bis zum 28. Mai umgesetzt werden soll. Walsh zufolge sei die ETF-Branche jedoch nicht ausreichend vorbereitet, um alle Risiken abschätzen und bewältigen zu können.

Walsh weist darauf hin, dass die meisten ETFs passive Indexverfolger sind und daher zum Handeln gezwungen werden, um sich den anstehenden Indexänderungen anzupassen. Er gibt zu bedenken, dass kaum jemand außer ihm sich um die Handelsaktivitäten von ETFs sorgte, obwohl sich dies in den letzten Monaten geändert habe.

Das gewählte Datum für den Übergang könnte kaum ungünstiger sein. Nach Schließung des US-Marktes am 24. Mai, dem letzten Tag des T+2-Handels, folgt ein langes Wochenende. Kanada und Mexiko wechseln indes am Montag, dem 27. Mai, auf T+1 – an einem Feiertag nicht nur in den USA, sondern auch im Vereinigten Königreich.

Wenn die US-Märkte am 28. Mai wieder öffnen, müssen Abwicklungsmitarbeiter sich sowohl mit den letzten T+2-Transaktionen des Freitags auseinandersetzen als auch mit den resultierenden Problemen aus Kanada und Mexiko, und gleichzeitig mit einer Flut neuer T+1-Orders aufgrund der Indexankündigungen umgehen.

Walsh hebt hervor, dass insbesondere der MSCI-Umstellungstag am 31. Mai, der in der Regel einer der größten Handelstage des Jahres ist, das System unmittelbar nach Einführung der neuen Abwicklungszeiten unter Druck setzen wird.

Auch Sarah Simmonds, Partnerin bei der weltweit agierenden Beratungsfirma Alpha FMC, teilt ihre Bedenken. Sie erwartet einen Anstieg bei den Abwicklungsfehlern durch die Feiertage und berichtet, dass Kunden bereits auf die Problematik reagieren, indem sie Urlaubstage von Supportpersonal streichen.

Sie weist zudem auf zusätzliche Herausforderungen hin: ETFs, insbesondere europäische Ucits-ETFs, könnten an Grenzen stoßen und Strafen erhalten, da sie zusätzliches Kapital vorhalten müssen, um die Zeit bis zur Abwicklung der ETF-Hülle zu überbrücken.

Neben den technischen Schwierigkeiten durch manuelle Weiterleitungen von Ausnahmefällen, so James Pike, Interims-CEO von Taskize, brauche es weitere Anpassungen. Zum Beispiel die Implementierung interner Prozesse, um Buchungen in unterschiedlichen Zeitzonen weiterzugeben, damit Probleme nicht über das Ende eines Handelstages hinaus andauern.

Abschließend betont Walsh auch die drohende Gefahr der Überlastung selbst bei schnellen Lösungsversuchen für Probleme. Sämtliche Fondsmanager sollten genügend Kreditlinien und Zugang zu Liquiditätsinstrumenten sicherstellen, warnt er.

Indessen zeigt sich Frank Koudelka, Global Head of ETF Solutions bei State Street, weniger besorgt. Zwar hat man dort umfangreiche Planung betrieben, doch wird auch hier eine gewisse Gelassenheit an den Tag gelegt, um die ersten Monate abzuwarten. Trotz alledem hängt laut Koudelka viel von der Bereitschaft der Investmentmanager ab, ihre Abwicklungszyklen anzupassen und ausreichende Finanzmittel bereitzustellen.

Die Branche wird erst rückblickend feststellen können, wie hoch die Ausfallsrate tatsächlich war und welche Auswirkungen dies hatte, erläutert Walsh abschließend. Hierbei hebt er hervor, dass in Europa gescheiterte Trades Strafen nach sich ziehen und einige asiatische Märkte das "No Fail"-Prinzip verfolgen, was bedeutet, dass ein Handel ungültig wird, sofern er nicht rechtzeitig abgewickelt wird. (eulerpool-AFX)

Finanzen / Markets
[Eulerpool News] · 14.05.2024 · 10:19 Uhr
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