Darkest Dungeon: Spaß an Verzweiflung auf der Switch
Darkest Dungeon wurde bereits Anfang 2016 von den Red Hook Studios auf dem PC veröffentlicht. Dort erlangte es sehr schnell einen guten Ruf als bockschweres Rollenspiel. Seit Januar wurde es wie viele andere Indie-Größen auf die Switch geported. Wir haben es dort testen können und geschaut, ob auch wir dem Sog verfallen sind und uns immer wieder in die dunklen Verliese wagen wollten.
House on Haunted Hill
Ihr erfahrt, dass ihr die Erben eines alten Anwesens seid und dieses bitte für euch beanspruchen sollt. Auf der Reise in ein kleines, düsteres Dörfchen vor eurem Anwesen erfahrt ihr allerdings den eigentlichen Grund eurer Ankunft. Eure Vorfahren haben nämlich beim Erkunden der Höhlen und Wälder ein Portal geöffnet, durch das böse Kreaturen entfesselt wurden. Diese beherrschen nun alle Verliese sowie euer Anwesen, den „Darkest Dungeon“. Eure Aufgabe ist es daher, ein Team aus kundschaftenden und kämpfenden Gefährten und Gefährtinnen zu erstellen, die für euch die einzelnen Dungeons erforschen. Dort findet ihr immer wieder Erbstücke und Tagebucheinträge, die euch mehr über die Geschichte erzählen. Eure Truppe muss Erfahrung sammeln, stärker werden und am Ende den Darkest Dungeon für euch zurückerobern!
Bevor ihr ins Abenteuer zieht, verbringt ihr allerdings einige Zeit in eurem Dorf. Das Dorf ist die Anlaufstelle, um neue Mitglieder eurer Truppe zu rekrutieren oder sie aufzuleveln. Die Viefalt der einzelnen Klassen ist dabei recht groß. Ihr habt Menschen für den Nah- und Fernkampf, manche haben ihr Spezialgebiet in der Heilung oder im Support durch Statusveränderungen. Aus dieser Vielfalt an 15 verschiedenen Klassen stellt ihr einen Vierertrupp zusammen, der sich in eines der vier Gebiete vor eurem Anwesen wagt. Wie ihr eure Truppe aufstellt, ist dabei ebenso wichtig wie die Utensilien, die ihr mitnehmen wollt, da manche mit ihren Fähigkeiten nur auf der hintersten Position der Truppe agieren können oder ganz vorne stehen sollten. In einer zufallsgenerierten Karte bewegt ihr euch von Raum zu Raum und findet Schätze, Fallen, herausfordernde Zufallskämpfe und alte Erbstücke.
Stress pur im Darkest Dungeon
Die Herausforderung in Darkest Dungeon liegt dabei nicht nur in den Kämpfen allein. Diese können euch zwar auch immer wieder vor große Probleme stellen, sie werden allerdings durch einige Nebeneffekte erschwert. Jedes Mitglied hat zum Beispiel einen Stressmeter. Dieser füllt sich durch kritische Treffer oder Angriffe eurer Gegner. Je dunkler es im Dungeon ist, desto größer ist der Stressschaden ebenfalls. Es empfiehlt sich daher also, immer genügend Fackeln dabei zu haben. Erreicht das Stresslevel einen gewissen Punkt, werden eure Kämpfenden entweder trotzig und hauen ordentlich rein oder sie verzweifeln, was häufiger passiert. Dann verletzen sie sich entweder selber, beleidigen die Mitstreiter zum Leidwesen ihres Stresslevels oder haben zu große Angst, um zu kämpfen. Steigt das Stresslevel weiter, können sie außerdem an einem Herzinfarkt sterben.
Ebenfalls müsst ihr genügend Nahrung in die Dungeons mitnehmen, was einerseits etwas Heilung liefert, andererseits Schaden durch Hunger verhindert. Ab einer gewissen Größe könnt ihr dann dort auch kampieren. Das gibt euch die Möglichkeit, den Stress etwas zu reduzieren, euch zu buffen und zu heilen. So stellt ihr euch den Aufgaben, alle Raumkämpfe eines Dungeons zu lösen, eine gewisse Anzahl an Räumen zu erkunden oder einen Boss zu besiegen. Das Management dieser Faktoren ist dabei die eigentliche Herausforderung. So solltet ihr oftmals überlegen, ob es nicht sinnvoller wäre, die Mission erstmal abzubrechen. So streicht ihr zwar die ausgerufene Belohnung nicht ein, verliert aber wenigstens keinen eurer Mitstreitenden.
Wo ihr schonmal da seid…
Dabei sind eure Errungenschaften für die Zeit im Dorf enorm hilfreich. Erbstücke könnt ihr nutzen, um die unterschiedlichen Häuser aufzurüsten. So könnt ihr dadurch eure Fähigkeiten weiter aufleveln, stärkere Charaktere rekrutieren oder Angriff und Verteidigung verbessern. Ebenfalls benötigt ihr erlangtes Gold, um eure von Stress geplagten Figuren ins Kloster oder die Taverne zu stecken, wo sie sich wieder entspannen können. Dabei kann es manchmal passieren, dass sie ein Alkoholproblem entwickeln oder auf eine spirituelle Reise verschwinden. Während einer Behandlung könnt ihr sie nicht erneut einsetzen, bis sie entspannter zurückkehren.
Ihr werdet also schnell merken, dass eure Angestellten ganz schön launisch sein können. Mit der Zeit entwickeln sie positive wie negative Ticks, die eure Abenteuer beeinflussen und sobald sie ein gewisses Level erreichen, wollen sie zu einfache Dungeons auch nicht mehr betreten. Wenn ihr alle Bosse erlegen wollt, ist es also wichtig, immer wieder neue Menschen anzuheuern. Und wir können euch nur ans Herz legen, wirklich alle Bosse zu erlegen. Eine große Stärke von Darkest Dungeon ist nämlich die generelle Gestaltung. Die handgezeichneten Figuren und Gegner sehen herrlich düster und wundervoll detailliert aus. Jedes noch so grausame Geschehen ist eine wahre Augenweide. Passend dazu kommt eine düster erzählte Geschichte aus den Tagebüchern eurer Vorfahren, die zwar nicht viel Inhalt zu bieten hat, dafür aber eine schön-schaurige lovecraftsche Stimmung erzeugt, die durch atmosphärische musikalische Untermalung eine starke Sogwirkung entwickelt.
Frust = Freude?
Darkest Dungeon macht süchtig. Sehr schnell denkt ihr euch, dass ein weiterer Dungeon doch noch schnell geht. Ihr überlegt lange, welche Truppe ihr schicken wollt, wie ihr deren Fähigkeiten aufstellt und verzweifelt, wenn euer Plan zu scheitern droht. Ein rundenbasiertes rougelike-Rollenspiel in einem gotischen Setting ist ein Spiel, das ich erst zocken musste, um zu merken, dass ich es unbedingt wollte. Ja, ihr rauft euch die Haare, wenn eure zuvor so souverän agierende Gruppe plötzlich einen fies gestalteten Dungeon erwischt und völlig zerschlagen wird. Ja, ihr verzweifelt, wenn euch dann plötzlich das Geld ausgeht, um Proviant für den nächsten Dungeon zu kaufen, was sowohl euer Stresslevel als auch die generelle Schwierigkeit steigert. Und ja, ihr braucht durchaus mal eine Pause, wenn eure stärksten Helden plötzlich das zeitliche segnen. Und trotzdem wollt ihr am Ball bleiben.
Fazit
Der einzige Kritikpunkt an Darkest Dungeon ist tatsächlich der Schwierigkeitsgrad, der phasenweise wirklich unfair anmutet. Wenn eure Angriffe allesamt nicht treffen, ihr von massenhaft Statuseffekten gebeutelt werdet, dann wirkt das Spiel durchaus schon sehr unfair. Ihr müsst also mit Frustration umgehen können. Wenn ihr euch darin aber eher herausgefordert seht, dann werdet ihr euren Spaß haben. Trotz des hohen Schwierigkeitsgrades ist der Einstieg noch sanft genug, um euch intuitiv die ganzen Statistiken eurer Figuren näher zu bringen. Mit der Zeit wächst euer Gespür für die sinnvollsten Taktiken. So fühlt ihr euch großartig, wenn dann ein schwerer Boss endlich fällt. Und dann wollt ihr einfach nur mehr.
Wenn euch Darkest Dungeon in seinen Bann gezogen habt, könnt ihr euch auf viele Stunden in dieser düsteren Welt einstellen, die ihr dort auch gerne verbringen werdet. Und da kommt die Mobilität der Switch-Version ins Spiel, die euch genau das in jeder Lebenslage ermöglicht. Von uns gibt es daher eine ganz klare Kaufempfehlung.