Chodorkowski will russische Opposition nicht finanzieren

22. Dezember 2013, 13:21 Uhr · Quelle: dpa

Berlin (dpa) - Der von Kremlchef Putin begnadigte Ex-Öl-Milliardär Chodorkowski will sich politisch in Russland nicht einmischen und auch nicht um sein altes Vermögen kämpfen. Die russische Opposition muss ohne den einst schärfsten Kritiker Putins auskommen.

«Ich verstehe besser als die Oppositionellen, wie gefährlich das vor allem für sie in erster Linie wäre», sagte der nach zehn Jahren Lagerhaft freigelassene Chodorkowski in Berlin. Zudem verzichte er auf einen neuen Rechtsstreit um den inzwischen zerschlagenen Ölkonzern Yukos. «Ich werde nicht um meine Yukos-Anteile kämpfen», sagte Chodorkowski vor Journalisten.

Als Chef des größten russischen Ölkonzerns Yukos war der Unternehmer einst zum reichsten Mann Russlands geworden. Nach öffentlicher Kritik an Putin und der Unterstützung der Opposition fiel er in Ungnade und kam 2003 in Haft. Nun sagte er, dass er anders als zu Zeiten von Yukos heute nicht mehr in der Lage sei, als Sponsor aufzutreten. «Ich habe diese finanziellen Möglichkeiten nicht, wirklich nicht.»

Zur Rolle der Opposition sagte er: «Die Opposition hat derzeit keine starken Perspektiven, aber sie sind viel besser als noch vor zehn Jahren.» Chodorkowski gilt immer noch als Multimillionär. «Ich kenne meine finanziellen Verhältnisse derzeit nicht. Das Geld reicht mir zum Leben. Fußballvereine werde ich nicht kaufen», sagte er. «Ich werde nicht Politik betreiben, das heißt, um die politische Macht kämpfen», sagte der 50-Jährige.

Putin hatte seinen Gegner am Freitag aus humanitären Gründen begnadigt. Seine Freilassung nach zehn Jahren Haft sei aber «kein Symbol für grundlegende Veränderung im Land», betonte Chodorkowski. Die Entscheidung über seinen künftigen Aufenthaltsort ließ er offen. «Wo wir leben werden, das werde ich mit meiner Frau besprechen. Das kann ich jetzt nicht allein entscheiden.» Zusammen mit seiner Frau Inna hat der Ex-Milliardär drei Kinder. Aus erster Ehe hat Chodorkoswki einen weiteren Sohn.

Trotz seines Gnadengesuches an Putin sieht er sich weiterhin als unschuldig an. «Die Macht wollte immer von mir ein Schuldbekenntnis, doch das war unannehmbar für mich.» Das Gesuch habe er ohne schriftliches Schuldeingeständnis unterzeichnet.

In zwei international umstrittenen Verfahren wurde er unter anderem wegen Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Öldiebstahls verurteilt. Regulär wäre seine mehrfach reduzierte Haftzeit im August 2014 zu Ende gewesen. Er kritisierte die Urteile erneut als Ergebnisse von politischer Willkürjustiz. Zu seiner Klage gegen Russland vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg sagte er, dass die Arbeit fortgesetzt werde.

Zudem hatte der einst berühmteste politische Gefangene Russlands deutlich gemacht, dass er sich weiter einsetzen wolle dafür, dass auch andere inhaftierte frühere Yukos-Mitarbeiter wieder auf freien Fuß kommen.

Auf die Frage, ob er dem russischen Präsidenten dankbar sei, sagte er nur: «Ich freue mich über seine Entscheidung.» Chodorkowski äußerte sich in einem kleinen Kreis von Journalisten erstmals nach seiner Landung in Berlin in der Öffentlichkeit.

Zuvor hatte Chodorkowski in einem Interview der kremlkritischen Zeitschrift «The New Times» erklärt, vorerst nicht nach Russland zurückzukehren. «Wenn ich zurückkehre, könnten sie mich ein zweites Mal schon nicht mehr rauslassen, weil es formell viele Gründe gibt, für die man mich festhalten kann», sagte er. Er glaube, dass sich Putin mit der Begnadigung auch deshalb leichtgetan habe, weil er direkt nach Deutschland ausgereist sei.

Ausdrücklich lobte Chodorkowski die Rolle von Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher bei seiner Freilassung. Für solche Verhandlungen sei jemand nötig gewesen, der sowohl für Putin vertrauenswürdig sei als auch für ihn selbst, sagte Chodorkowski der russischen Journalistin Xenia Sobtschak am Sonntag in Berlin. «Ich war mit Herrn Genscher bekannt und habe gesagt, dass ich bereit bin, ihm in dieser Frage zu vertrauen», sagte Chodorkowski.

Die Begnadigung durch Putin sei letztlich mit Blick auf seine familiäre Situation erfolgt, sagte Chodorkowski in dem Interview, dessen Mitschrift der kremlkritische Fernsehsender Doschd veröffentlichte. Der Kanal zeigte zudem ein Video von dem Wiedersehen Chodorkowskis mit seiner krebskranken Mutter Marina in Berlin.

Menschenrechte / Russland / Deutschland
22.12.2013 · 13:21 Uhr
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