Bosch startet größte Anleihe seiner Geschichte – Milliarden für Transformation und US-Wachstum
Bosch, der weltgrößte Automobilzulieferer, bereitet sich auf die Emission einer Unternehmensanleihe im Milliardenvolumen vor. Laut Informationen aus Finanzkreisen könnte die Platzierung bereits in den kommenden Tagen erfolgen. Ziel ist es, frisches Kapital für strategische Zukäufe, Innovationsprojekte und die Expansion in den USA zu sichern.
Der nicht börsennotierte Stiftungskonzern wird von Ratingagenturen mit der soliden Bonitätsnote „A“ eingestuft. Dennoch bewegt sich Bosch mit der neuen Emission auf Rekordniveau: Noch nie zuvor hat sich das Unternehmen in diesem Umfang Geld am Kapitalmarkt besorgt. Die geplante Anleihe dürfte sich an der 2023 begebenen Emission von 4,5 Milliarden Euro orientieren und könnte das ausstehende Anleihevolumen auf über zehn Milliarden Euro nahezu verdoppeln.
Mit dem Mittelzufluss will Bosch unter anderem die acht Milliarden Dollar schwere Übernahme des Klimaanlagengeschäfts von Johnson Controls und Hitachi finanzieren. Auch der Ausbau der 2023 erworbenen Chipfabrik im kalifornischen Roseville, in die 1,9 Milliarden Dollar fließen, zählt zu den Großprojekten. Insgesamt hat Bosch in den letzten fünf Jahren laut Finanzchef Markus Forschner rund 57 Milliarden Euro in die Zukunft investiert – davon allein 7,8 Milliarden Euro im letzten Jahr für Forschung und Entwicklung.
Die Platzierung erfolgt in einem vergleichsweise günstigen Kapitalmarktumfeld. Trotz geopolitischer Spannungen und Zollrisiken liegen die Risikoaufschläge für Investmentgrade-Anleihen derzeit bei moderaten 0,66 Prozentpunkten. Auch die Investorennachfrage ist stabil, nachdem der Markt für Euro-Bonds im bisherigen Jahresverlauf um 23 Prozent eingebrochen war.
Zudem sichert sich Bosch mit der Anleihe Liquidität zur Refinanzierung eines befristeten Brückenkredits über vier Milliarden Euro, den das Unternehmen im Zusammenhang mit seiner M&A-Offensive aufgenommen hatte. Parallel dazu wurde die revolvierende Kreditlinie von fünf auf sieben Milliarden Euro aufgestockt.
Der Kapitalbedarf ist hoch, auch weil die Umstellung auf Elektromobilität und automatisiertes Fahren hohe Vorleistungen erfordert. Trotz rückläufiger Umsätze hält Bosch an der Zielrendite von sieben Prozent bis 2030 fest – vergangenes Jahr lag sie bei nur 3,5 Prozent. Die gestiegenen Zinslasten – allein 2023 flossen 692 Millionen Euro an Zinszahlungen – erhöhen den Druck auf Effizienz und Ergebnissteigerung.
Gleichzeitig wächst der interne Widerstand: Betriebsrat und Gewerkschaften protestieren gegen den angekündigten Abbau von 13.000 Stellen weltweit, darunter Werke wie die Elektrowerkzeugfertigung in Leinfelden-Echterdingen. Für die Personalmaßnahmen hat Bosch allein im vergangenen Jahr Rückstellungen von 1,6 Milliarden Euro gebildet, weitere dürften 2024 folgen.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Kurs klar: „Ambitions“ lautet das Leitmotiv im aktuellen Geschäftsbericht. Bosch-Chef Stefan Hartung betont darin, der Konzern werde die technologische Zukunft aktiv mitgestalten – auch in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit. Die nun geplante Rekordanleihe soll dafür den finanziellen Rahmen schaffen.