Blick auf VWs größte Herausforderungen: Stand der Schlüsselbauprojekte

Der Autobauer verzeichnete im vergangenen Quartal deutliche Zuwächse bei Umsatz und Gewinn

Volkswagen verbucht im vergangenen Quartal einen kräftigen Anstieg von Umsatz und Gewinn, doch die Zahlen offenbaren auch die Bedeutung von zwei kritischen Bereichen. Der Flurfunk in Wolfsburg ist geprägt von den laufenden Unternehmensumbauten, die von VW-Konzernchef Oliver Blume initiiert wurden. Eine entsprechende Planungsrunde ist für Mitte November angesetzt. Die Kernmarke Volkswagen Pkw hat ehrgeizige Ziele: Bis zum Jahr 2026 sollen die Kosten um zehn Milliarden Euro reduziert und eine Marge von 6,5 Prozent erreicht werden. Jedoch hatte das Unternehmen auch auf seinem wichtigsten Absatzmarkt China zuletzt mit Herausforderungen zu kämpfen.

Die Quartalszahlen, die der Konzern am Donnerstagmorgen präsentierte, zeigen die Verwundbarkeit der beiden neuralgischen Bereiche deutlich auf. Die operative Rendite der Kernmarke VW fiel in den ersten neun Monaten von 4,7 auf 3,4 Prozent – sie entfernt sich damit weiter von dem Ziel von 6,5 Prozent in den kommenden Jahren.

Als Ursache gibt der Konzern unter anderem Ergebnisbelastungen infolge eines Zuliefererausfalls nach dem Hochwasser in Slowenien an. Obwohl Volkswagen seine anderen Volumenmarken weniger negativ betroffen sind, verzeichnet Skoda mit 6,4 Prozent (2022: 5,6 Prozent) eine bessere Marge als im Vorjahreszeitraum und auch Seat/Cupra konnte sich mit 4,6 Prozent (2022: minus 0,1 Prozent) verbessern.

In Slowenien wurde ein Produzent von Zahnkränzen infolge des Unwetters in diesem Sommer stark getroffen. Als Folge davon hatte VWs Volumenmarken wochenlang mit Fertigungseinschränkungen zu kämpfen und zahlreiche Werke meldeten Kurzarbeit an, betroffen waren jedoch ausschließlich die Montagelinien für Verbrennermodelle. Mittlerweile hat sich die Versorgungslage verbessert, wie das Unternehmen kürzlich bekannt gab.

In China verzeichnet der Konzern einen Rückgang der Auslieferungszahlen um drei Prozent auf 2,29 Millionen Fahrzeuge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – dabei waren die Verkaufszahlen bereits im Coronajahr 2022 auf ein Neunjahrestief gesunken. Die Elektroverkäufe, die für die Zukunft von großer Bedeutung sind, sind im wichtigsten Absatzmarkt von Volkswagen im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen, und zwar auf 117.100 Fahrzeuge, was einem Plus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahreswert entspricht.

Dennoch wächst Volkswagen in China langsamer als der Gesamtkonzern bei seinen Elektroautoabsatz. Die Auslieferungen von batterieelektrischen Fahrzeugen stiegen insgesamt in den ersten neun Monaten um 45 Prozent auf 531.500 Fahrzeuge. Finanzchef Arno Antlitz erklärte dies mit dem unter Druck stehenden Geschäftsumfeld in China, insbesondere im Bereich der Elektroautos, aufgrund von Preiskämpfen auf diesem Markt. In den kommenden ein bis zwei Jahren wird erwartet, dass der Marktanteil bei Elektroautos weiter sinken wird.

Danach ist eine Verbesserung in Sicht, wenn mit dem neuen Partner Xpeng neue Fahrzeuge auf den Markt kommen werden. Bis dahin wird Volkswagen seine bestehende Elektroplattform MEB durch zusätzliche Funktionen, wie zum Beispiel im Bereich des automatisierten Fahrens und des Infotainments, weiterentwickeln. Außerdem kündigte Antlitz den Einsatz von günstigeren Eisenphosphat-Batterien an. Im Bereich der Verbrennungsmotoren bleibt Volkswagen in China weiterhin klarer Marktführer, betonte der Manager.

Die wesentlichen Kennzahlen für das dritte Quartal hatte der Konzern bereits am Freitagabend veröffentlicht. Europas größter Autobauer konnte den Umsatz um 11,6 Prozent auf 78,8 Milliarden Euro und den operativen Gewinn um knapp 15 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro steigern. Dennoch musste der Konzern seine Gewinn- und Margenziele für das laufende Geschäftsjahr nach unten korrigieren. Grund dafür sind Schwankungen bei den Rohstoffpreisen, die zu Buchverlusten geführt haben, sowie die mangelnde Performance der Kernmarke, die den Großteil der Konzernauslieferungen ausmacht.

Im bisherigen Jahresverlauf verzeichneten die Wolfsburger einen Rückgang beim operativen Ergebnis von sieben Prozent und stehen nach den ersten neun Monaten bei 16,2 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg um 16 Prozent auf 235,1 Milliarden Euro. Dementsprechend sank die Marge von 8,6 auf 6,9 Prozent. Finanzchef Antlitz erklärte dazu: "Insgesamt befinden wir uns auf einem stabilen Kurs und konnten auch im dritten Quartal Absatz und Umsatz steigern. Unzufrieden sind wir jedoch mit unserer Profitabilität, die unter unseren ehrgeizigen Zielen zurückbleibt." Er betonte, dass man sich nun auf die Umsetzung des Zehn-Punkte-Plans und die konsequente Umsetzung der markenübergreifenden Performance-Programme konzentriere.

Volkswagen-Chef Oliver Blume hat dem Konzern einen umfassenden Umbau verordnet, mit dem Ziel, die Gewinnmargen langfristig auf zehn Prozent zu steigern. Die Markengruppe Core, zu der neben VW Pkw auch Volkswagen Nutzfahrzeuge, Skoda und Seat gehören, soll bis 2025 eine Rendite von acht Prozent erreichen. Im abgelaufenen Quartal wuchsen die Erlöse in der Markengruppe um 13,9 Prozent auf 32,3 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn verbesserte sich um 11,7 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro, die Marge sank dementsprechend auf 4,9 Prozent. Derzeit verhandelt Volkswagen mit dem Betriebsrat über ein Sparprogramm für die Kernmarke, das noch in diesem Jahr vorgestellt werden soll.

Finanzen / Eulerpool Business
[Eulerpool News] · 26.10.2023 · 13:00 Uhr
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