Analyse: Nigeria in Sorge wegen Fanatismus

Nairobi/Abuja (dpa) - In Nigeria wächst nach dem vereitelten Flugzeugattentat durch einen Nigerianer die Sorge vor einem erstarkenden extremen Islamismus. Es ist erst wenige Monate her, seit mehr als 300 Menschen bei Kämpfen zwischen einer radikal-islamischen Sekte und Sicherheitskräften starben.

Die Festnahme des 23-jährigen Nigerianers, der am ersten Weihnachtstag einen Terroranschlag an Bord eines voll besetzten Airbusses auf dem Weg in die USA verüben sollte, hatte in dem westafrikanischen Land entsetzte Reaktionen ausgelöst. Am Montag kam es zu neuen Kämpfen zwischen Polizei und einer islamischen Sekte mit knapp 40 Toten.

Diesmal handelte es sich bei der Sekte nicht um die Gruppe Boko Haram, die alles Westliche ablehnt und sich selbst schon öfter als «nigerianische Taliban» bezeichnet hatte. Bei den am Montag ausgebrochenen Unruhen in Bauchi sollen vor allem interne Streitigkeiten der Sekte Kala Kato eine Rolle gespielt haben. Nachbarn hatten sich jedoch bereits über die öffentlichen Predigten der fundamentalistischen Sekte beschwert.

Die Unruhen nur wenige Tage nach der Verhaftung des verhinderten Selbstmordattentäters Umar Faruk Abdulmutallab verstärken jedoch die Sorge der politischen Führung Nigerias, das westafrikanische Land könne unter Pauschal-Verdacht als Brutstätte radikaler Islamisten geraten.

Vizepräsident Goodluck Jonathan warnte bereits nach Bekanntwerden des gescheiterten Anschlags, die im Ausland lebenden Nigerianer könnten nun Diskriminierungen ausgesetzt werden. Tausende Nigerianer leben als Einwanderer etwa in den USA und Kanada. Vor allem Familien der Oberschicht schicken zudem ihre Kinder in Internate und an Universitäten in den USA oder Großbritannien.

Auch Abdulmutallab, Sohn eines Bankenchefs und ehemaligen Ministers, hatte Teile seiner Jugend an britischen Internatsschulen verbracht und als Student im Londoner Wohnhaus der Familie gelebt. In einigen kritischen Kommentaren wird diese Erziehung im Ausland nun als Fehler kritisiert. Womöglich sei der seiner eigenen Kultur entwurzelte junge Mann erst im Ausland zu seinen extremen Ansichten und dem Hass auf den Westen gelangt, heißt es.

In den vergangenen Jahren kam es in Nigeria allerdings immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen, Auseinandersetzungen über islamisches Recht und Berichte über wachsende religiöse Intoleranz in einigen der islamischen Bundesstaaten im Norden. In der Regel allerdings leben die Angehörigen der beiden Religionsgruppen friedlich zusammen.

In nigerianischen Medienkommentaren wird Abdulmutallab nun als ein Mann verurteilt, «der Schande über Nigeria gebracht hat». Allgemeines Mitgefühl gilt der Familie, die am Montag in einer schriftlichen Stellungnahme ihr Entsetzen über den geplanten Terroranschlag ausdrückte und berichtete, wie der 23-Jährige vor wenigen Monaten alle Kontakte zu den Angehörigen abgebrochen hatte.

Aus Sorge über das plötzliche Verschwinden seines Sohnes habe Alhaji Umaru Abdulmutallab vor etwa zwei Monaten die nigerianischen und kurz darauf «einige ausländische Sicherheitseinrichtungen» informiert. «Wir hofften, dass sie ihn finden und nach Hause bringen würden», hieß es in der Mitteilung der Familie. «Während wir noch auf das Ergebnis der Nachforschungen warteten, erhielten wir die schockierenden Nachrichten jenes Tages.»

Konflikte / Terrorismus / Nigeria
29.12.2009 · 22:37 Uhr
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