8-bit-Klassiker – von damals bis heute
Es war das Jahr 1971, als die ersten kommerziellen, münzbetriebenen Arcade-Spiele in der Öffentlichkeit erschienen. Es handelte sich dabei vor allem um das Shoot ‚Em Up Computer Space und die Weltraumsimulation Galaxy Game, welche ihre eigentlichen Wurzeln in dem Spiel Spacewar! hatte. Dieses wurde tatsächlich bereits 1961 entwickelt, schaffte es aber nie auf den Markt. Die Ära der Videospiele hatte begonnen.
Die ersten Spielautomaten von Atari
Computer Space wurde von Noham Bushnell entwickelt, welcher kurze Zeit später zu einem Gründungsmitglied der Firma Atari wurde. Im Jahr 1972 brachte er das erste kommerziell erfolgreiche Videospiel Pong auf den Markt. Der Prototyp dieses zweidimensionalen Tischtennisspiels wurde im gleichen Jahr als Experiment von Atari in einer Taverne, neben den bis dahin üblichen Unterhaltungsgeräten, wie der Jukebox, dem Flipper oder eben dem Arcade-Spiel Computer Space aufgestellt.
Es handelte sich dabei um das erste Videospiel, das von Atari produziert wurde. Das Unternehmen begann gegen Ende 1972 damit, zahlreiche Münzspielautomaten auf den Markt zu bringen. Auf Grund des großen Erfolgs von Pong entwickelte Atari 1974 den Home Pong, den man an den hauseigenen Fernseher anschließen konnte. Allerdings wollte diesen auf Grund des hohen Preises vorerst niemand auf den Markt bringen. Bis dies dann doch endlich im Jahr 1975 gelang, als zur damaligen Weihnachtszeit mit dem Sears Tele-Games 150.000 Exemplaren unter den Weihnachtsbäumen landeten.
Die Nachahmer und ihre Konsolen
In den Folgejahren begannen zahlreiche Unternehmen damit, Pong zu klonen und eigene Heimkonsolen zu entwickeln. Darunter war auch der japanische Hersteller Nintendo, welcher mit der Color TV-Game-Serie zwischen 1977 und 1980 mehrere Konsolen auf den Markt brachte, die in Japan einen Absatz von 3 Millionen Exemplaren zustande brachten.
Auch Atari brachte 1977 eine eigene Konsole auf den Markt, welche später den Namen Atari 2600 tragen sollte. Diese war bis 1992 im Handel erhältlich und wurde in dieser Zeit 30 Millionen Mal verkauft. Dieser Erfolg war der Entwicklung neuer Spiele zu verdanken: Breakout (1976), das von Pong inspiriert wurde und an dessen Entwicklung niemand Geringeres als Steve Wozniak und Steve Jobs mitbeteiligt waren, oder dem Klassiker Space Invaders (1978), welcher offiziell die erste goldene Ära des Video-Spielzeitalters einläutete. Es folgten 1979 weitere Klassiker wie Asteroids und schließlich das allen bekannte PacMan im Jahr 1980. Im Jahr 1982 folgte mit Pitfall das wohl erste Jump‘n‘Run im Action-Adventure-Stil.
Der Aufstieg von Nintendo
Das aber tatsächlich erste Jump‘n‘Run-Spiel der Geschichte wurde allerdings nicht auf einer Atari-Konsole gespielt, sondern auf dem 1981 erschienen Video-Spielautomaten Donkey Kong, welcher zu einem riesigen Erfolg für das Unternehmen Nintendo wurde und aus welchem später die weltbekannten Titel der Super Mario Reihe entstanden.
Im Jahr 1983 veröffentlichte Nintendo das Nintendo Entertainment System (NES), welches 1985 in den USA und schließlich 1986 und 1987 in Europa auf dem Markt erschien. Die NES verkaufte sich weltweit 60 Millionen Mal, was vor allem durch den hohen Absatz der Spiele der Super Mario Reihe, The Legend of Zelda, Donkey Kong und Tetris zu verdanken war, die noch bis heute zu den beliebtesten Klassikern der 80er Jahre gehören. Nintendo hatte einen riesen Erfolg und veröffentlichte mit dem GameBoy im Jahr 1989 die erste tragbare 8-Bit-Konsole, auf der man die bekannten Lieblingsspiele der NES in eigens entwickelten Versionen spielen konnte.
Die Konkurrenz: SEGA
Zur gleichen Zeit versuchte sich auch SEGA mit einer 8-Bit-Konsole, mit der man zahlreiche Spiele zu Hause auf dem Fernseher spielen konnte. Zu den wohl bekanntesten Titeln dieser Zeit zählen Alex Kid in Miracle World, Out Run, die Wonderboy Reihe und vor allem die ersten Titel von Sonic The Hedgehog. Die Konsole von SEGA hatte zahlreichen Anhänger, konnte aber bei Weitem nicht den Erfolg der Nintendos NES überbieten und wurde weltweit nur 16 Millionen Mal verkauft.
Der Retro-Trend von heute
Anfang der 90er endete die 8-Bit-Ära mit der Einführung modernere Spielkonsolen mit 16-Bit-Prozessoren, wie der SEGA Mega Drive oder der Super Nintendo. Doch der Charme und Einfluss, den die Vorreiter auf die Video-Spielbranche genommen haben, wird bestimmt nie vergänglich. In der Tat ist die Nachfrage nach den alten Klassikern so hoch, dass Nintendo Ende 2016 eine Neuauflage der NES, die NES Classic Edition, herausbrachte und mehr als 2 Millionen Mal verkaufen konnte. Innerhalb kürzester Zeit war die neue „alte“ Konsole bereits vergriffen. Die handgroße Konsole lässt mit zwei Controllern und 30 integrierten Spielen Retro-Feeling aufkommen.
In der Tat sind 8-bit Spiele der Achtziger heute gefragter denn je, was sich auch in der Gemeinde der PC-Spieler bemerkbar macht. Hunderte von unabhängigen Spielentwicklern haben in den letzten Jahren neue Spiele im alten Stil programmiert und gestaltet, welche mit Hilfe verschiedener Spiele-Plattformen auf dem Markt gelangen konnten und sich großer Beliebtheit erfreuen.
Ein aktuell sehr gutes Beispiel für diesen Erfolg ist der Titel Wizard of Legend, ein 2D-Dungeon-Crawler im 8-Bit-Stil, der von zwei Entwicklern unabhängig entwickelt und durch die Steam-Kickstarter-Gemeinschaft finanziert und gefördert wurde. Auch das Roguelike Flinthook aus 2017 bedient sich dem klassischen Retro-Charme mit pixeliger Grafik, die jedoch mit einem moderneren Sound abgerundet wird. Besonders beliebt ist heute zudem Stardew Valley, das Bauernspiel, das offensichtlich vom Klassiker Harvest Moon inspiriert wurde. Viele weitere Games kommen nun gleichzeitig mit neuster Gaming-High-Tech auf den Markt und lassen die Herzen der Retro-Gamefans höherschlagen.