Ein Bösewicht und Herrscher über miefende Wichtel sein? In dunklen Katakomben, verborgen vor dem grellen Sonnenlicht? Das klingt doch genau nach meiner Kragenweite, so dachte ich. Sollte sich in diesem Fall mein Interesse an Upjers Browsergame UNDERMASTER als Reinfall herausstellen? Begleitet mich auf eine Reise in die Unterwelt und erfahrt mehr über einen - ja, fast schon - Klassiker aus den Reihen des jüngst genannten Browsergame-Entwicklerstudios.
Nachdem ich erst einmal den Flash Player genehmigen musste, vernahm ich im Hintergrund bereits gruselige und kerkerhafte Geräusche, während ich auf einen gelben Ladebalken starrte. Und während ich so vor mich hin starrte und sich das Bild langsam aufbaute, verharrte ich einen Moment in dieser Position - und noch einen. Ach so, schon fertig? Ich habe ein Tutorial und eine, den Dämonen gerecht werdende, einschüchternde Begrüßung erwartet. Nichts dergleichen. Ich klickte erst einmal ein wenig auf dem Bildschirm herum, um mich zurechtzufinden. Spartanisch war meine Spieloberfläche nämlich nicht gerade eingerichtet. Ah, jetzt! Da ploppt das langersehnte Tutorial-Fenster endlich auf. Lag es jetzt an mir oder braucht UNDERMASTER tatsächlich etwas länger. Wie dem auch sei, da ist es nun.
Ich werde also direkt mit meiner ersten Aufgabenliste konfrontiert, gefolgt von ein paar oberflächlichen Tooltips und dann soll ich es auch schon ausbauen: Das Reich der Finsternis. Ich gebe zu, rein optisch und vom Aufbau/Ablauf her hat mich das Browsergame Anfangs an das gute, alte Dungeon Keeper erinnert - hach, das waren noch Zeiten. Aus diesem Grund wollte ich UNDERMASTER auch eine berechtigte Chance geben.
Also: * räusper *
“Ich bin dein Meister, du nichtsnutziger Erdwichtel! Und ich befehle dir…!” Dieser Ausdruck beschreibt so ziemlich das gesamte Spielprinzip. Die Erdwichtel und andere Unholde, die sich später mit unterschiedlichen Skills noch zu uns gesellen, sind ausschließlich dafür da, unsere Befehle zu befolgen. Und was wollen wir? Genau, unser Reich erweitern… und alles ein wenig hübsch machen. Darum geht es bei diesem Aufbau-Strategie-Spiel. Räume hinzufügen, bestehende Räume erweitern, uns weiterentwickeln, forschen und natürlich alles großzügig mit Objekten ausstatten.
Das Ganze wird uns anhand des bekannten Questsystems vermittelt. Hier finden wir die unterschiedlichsten Aufgaben, die unser Reich erweitern sollen. Für jede erfolgreich absolvierte Quest gibt es Gold und Erfahrungspunkte. Diese Können wir wahlweise in Objekte zur Aufwertung unserer Räumlichkeiten stecken oder in die Entwicklung unserer Unholde und selbstverständlich in die Forschung. Auch Kampfszenarien werden uns versprochen und können weiterentwickelt werden, allerdings erst ab Level 21.
Wir starten das Spiel mit einem einsamen Erdwichtel, der erst einmal die ganze Arbeit für uns erledigen soll. Um weitere Wichtel zu erlangen, müssen wir den Schlafsaal erweitern und für weitere Charaktere attraktiver gestalten. Gesagt, getan: Mauern einreißen, Bodenplatten verlegen, noch zwei bis drei weitere Bettchen hinein und einen Wärme spendenden Feuerkorb. Et voilà, das Schlafparadies ist eröffnet. Es schließen sich weitere Erdwichtel an und die Arbeit geht direkt leichter von der Hand. Unser Thronsaal bleibt erst einmal unangetastet. Was soll man da auch großartig verändern? Ein prunkvoller Thron steht drin und ein ellenlanger roter Teppich ziert den Steinfußboden - reicht mir. Hart arbeitende Wichtel allerdings, schieben ordentlich Hunger. Eine Küche muss her, mitsamt Kochtopf und Zutatenregal. Eine weitere Quest also. Wenn die Wichtel nicht hungrig sind, dann sind sie müde und zum ausruhen lassen wir sie ohne Einwände in ihre Gemächer ziehen und ihren wohlverdienten Schönheitsschlaf nehmen. Spätestens jetzt kommen einige Punkte auf den Plan, die das Spielen nicht mehr ganz so angenehm machen. Was Anfangs noch in adäquater Geschwindigkeit geschah (eine Mauer wurde binnen weniger Minuten eingerissen), verlängert sich plötzlich exorbitant in die Zeitangabe von Tagen. Okay, ich wollte eh nur alle paar Tage mal reinschauen... nicht.
Mich beschlich das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt. Vielleicht muss ich noch einen Menüpunkt finden, der mir das Spielen erleichtert oder zumindest die Zeitangabe anpasst. Aber auch im Menü fühle ich mich langsam etwas allein gelassen. Das Tutorial ist recht dürftig, bis gar nicht vorhanden. Lediglich die neuen Quests ploppen fröhlich auf, aber wo ich was finde, das bleibt mir überlassen. Nicht schlimm, ein Browsergame darf ruhig auch mal etwas anspruchsvoller sein. Ist ja nicht jeder so ungeduldig wie ich. Allerdings kam ich aufgrund der mangelhaften Beschreibungen auch auf eigene Faust nur noch schwer voran.
Eine Küche und die Werkstatt, das brachte ich noch einigermaßen überzeugend über die Bühne, aber dann wurde es kritisch. Ich wühlte mich weiterhin fleißig durch die Spieloberfläche - so leicht werdet ihr mich nicht los. Ja, das Spiel scheint schon einige Zeit auf dem Buckel zu haben, auch optisch und vom Handling her erinnert es ein wenig an die Vergangenheit und versetzt mich zumindest in diesem Punkt zurück in die Zeit von Dungeon Keeper. Das Schöne: Es gibt keine nervige Musik. Dafür sogar niedliche und lustige Soundeffekte und quirliges Geschrei der Erdwichtel. Immerhin.
Solltest ihr euch an dieser Stelle durchringen können, das Game noch weiter zu spielen, dann wird das sicherlich belohnt werden. Wie gesagt, der Umfang lässt nahezu keine Wünsche offen. Wenn ihr euer Reich zu imposanter Größe verholfen habt, geht es bald nicht mehr einfach nur darum, die richtigen Bettvorleger zu wählen, sondern darum, eure Unholde zu trainieren, Waren für den Handel zu erstellen und fortwährend in die Schlacht zu ziehen. Groß und komplex wird es und es gibt durchaus zu tun. Eure dunklen Machenschaften werden sicherlich nicht von Langeweile geplagt sein.
Nein, UNDERMASTER ist sicherlich nichts für Fans neumodischer Browsergames, sondern eher für tüftelfreudige, alteingesessene Browsergame-Pros, die sich ein Stückchen Nostalgie zurück auf ihre Mattscheibe holen wollen und gerne noch selbst gefordert werden. Denn was UNDERMASTER auf jeden Fall verspricht, ist eine enorme Vielfalt und Langlebigkeit im Spielverlauf. Abwechslungsreicher wird es immer und es kann auch nie genug gebaut werden. Allerdings sollte man eine gehörige Portion Zeit und Geduld mitbringen.