Warum immer den Dienst für den Staat umgehen?

kopi-marl

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25 April 2006
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Hallo Klammunity,

immer wenn ich hier im RL-Forum vorbeischaue, lese ich Verweigerungsthreads. Manche setzten Drogen ein, manche die schlimmsten Krankheiten. Und viele Tips sind einfach falsch.

Was ist den so schlimm an der Bundeswehr? Kein Wehrpflichtiger wird zu einem Auslandseinsatz oder Kriegseinsatz gezwungen. Das machen alles die Freiwilligen oder Berufs- und Zeitsoldaten.

Ich selbst war 12 Jahre bei fast der härtesten Truppengattung, die es gibt. Das meine ich jetzt in Sachen körperlicher und psychischer Belastung. Ziehe ich meine Eingliederungsphase und meine eigene Ausbildung ab, habe ich etwas über 9 Jahre Rekruten ausgebildet. Alle waren weit weg von der Mama, mussten ihren Beruf nach der Ausbildung unterbrechen oder ihr Studium um ein paar Monate verschieben. Alle 12- 15 Monate neue Rekruten, weil sich die Wehrdienstzeit ja ständig geändert hat. In der Grundausbildung immer 35-50 Rekruten im Zug, wovon ich 29 über die gesamte Wehrpflicht dann jeweils behalten konnte. Ich kenne über die gesamte Zeit nicht einen Wehrpflichtigen, der mir ins Gesicht gesagt hat oder hinter meinem Rücken geäußert hat, dass ihm die Zeit bei der Bundeswehr geschadet oder Leid getan hat.

Viele der vielen Hundert Rekruten die ich durch die Wehrdienstzeit gebracht habe, haben mir sogar für die schöne Zeit und die vielen Erfahrungen gedankt. Jeder Jahrgang hat mir eine persönliche Wittmung in Form von Fotos, Karten etc. hinterlassen. Mit einigen stehe ich heute noch in Kontakt. Und ich bin selbst schon 7 Jahre ausgeschieden.

Veratet mir mal, warum Ihr Euch unbedingt vor dem kurzen Dienst für unsere Staatsform und der Sicherstellung der gleichen so sträubt.
 
Zuletzt bearbeitet:
ich frage mich grade, wieso ich mit ein paar monaten grundwehrdienst die demokratie sichere, obwohl ich in der gleichen zeit leuten helfen könnte (zivi) oder meine ausbildung vorantreiben könnte :think: . mir fehlt da einfach der sinn... unterordnen kann ich mich woanders auch.
 
In dem Du zur Staatssicherheit beiträgst!

Aber ich hatte einen Aspekt völlig vergessen! Die Zivis tragen auch dazu bei!

Ich wollte nicht den Zivildienst bezweifeln, der ein großes Standbein für die staatliche Grundsicherung beiträgt. Ohne Zivis geht auch vieles unter oder kostet noch mehr Geld. Ob an Behindertenschulen, in Pflegeheimen oder Pflegediensten.

Nein, ich wollte mit dem Thread anfragen, warum sich soviele junge Leute allgemein vor einem Dienst für die Staatsform weigern und bin dabei völlig in meine Sicht verfallen. SORRY!
 
noone schrieb:
ich frage mich grade, wieso ich mit ein paar monaten grundwehrdienst die demokratie sichere, obwohl ich in der gleichen zeit leuten helfen könnte (zivi) oder meine ausbildung vorantreiben könnte :think: . mir fehlt da einfach der sinn... unterordnen kann ich mich woanders auch.

Sehe ich auch so, mit den Wehrpflichtigen kann man unser Land wohl kaum verteidigen - wozu dann der Aufwand?

Warum soll ich stattdessen nicht meine Karriere vorrantreiben und für meine Familie (wenn man den eine hat) sorgen und bei ihr sein.

Andere Länder haben es auch geschafft, warum schaffen wir es nicht die Wehrpflicht abzuschaffen?
 
kopi-marl schrieb:
Hallo Klammunity,

immer wenn ich hier im RL-Forum vorbeischaue, lese ich Verweigerungsthreads. Manche setzten Drogen ein, manche die schlimmsten Krankheiten. Und viele Tips sind einfach falsch.
Es gibt einen Unterschied zwischen verweigern und "durchschummeln". Wenn man verweigert, muss man Ersatzdienst leisten, wenn man ausgemustert wird, gar keinen Dienst.

Ich habe auch verweigert - nicht weil ich einfach keinen Bock auf die Bundeswehr hatte, sondern weil ich es persönlich für moralisch nicht haltbar erachte, einen Dienst an der Waffe durchzuführen. Zum Bund gemusst hätte ich so der so nicht, da ich T3 gemustert wurde.
kopi-marl schrieb:
Was ist den so schlimm an der Bundeswehr? Kein Wehrpflichtiger wird zu einem Auslandseinsatz oder Kriegseinsatz gezwungen. Das machen alles die Freiwilligen oder Berufs- und Zeitsoldaten.
Womit sich dann sämtlicher Sinn für einen Dienst an der Waffe in Luft auflöst. Wozu soll ich eine Kampfausbildung machen und mit dem Gesicht im Dreck liegen, wenn ich sowieso nicht zum Einsatz komme?

kopi-marl schrieb:
Veratet mir mal, warum Ihr Euch unbedingt vor dem kurzen Dienst für unsere Staatsform und der Sicherstellung der gleichen so sträubt.
Um obiges kurz zusammenzufassen: Da ich jegliche Form von Krieg für überflüssig halte, werde ich nicht an Kampfeinsätzen teilnehmen. Da ich nicht an Kampfeinsätzen teilnehme, muss ich auch keine Kampfausbildung machen. Die 10 Monate meines Lebens kann ich sicherlich sinnvoller gestalten, als in der Kaserne rumzusitzen und Waffen zu putzen, in irgendwelchen Gräben zu liegen oder auf Pappkameraden zu ballern.
 
In meiner Einheit hatte ich so gut wie keine Arbeit, da wir überbesetzt waren => unnötige Steuergelderverschwendung. Ich habe ein Jahr zwischen Schule und Studium verloren. Ich konnte nichtmal die Möglichkeit für kostenlose Kurse nutzen, da ich bei einem Geländemarsch meinen Miniskus gerissen habe und so einige Zeit im Krankenhaus war. Es war zwar teilweise recht interessant, aber das waren die 10 Monate nicht wirklich wert. Ich hätte wohl doch Zivildienst machen sollen. Zumindest ist das meiner Meinung nach ein besserer Dienst für die Gesellschaft.

MfG respawner
 
scriper schrieb:
Warum soll ich stattdessen nicht meine Karriere vorrantreiben und für meine Familie (wenn man den eine hat) sorgen und bei ihr sein.
Das finde ich wiederum egoistisch! Lass doch die anderen machen. Ohne eine Wehrpflicht haben wir keine Eigensicherung mehr. Welche aufrecht erhalten werden muss. Zwar in der heutigen politischen Lage sehr gering, aber durch die außenpolitische schon. Es git Krisenherde in der unmittelbaren Nähe, die liebendgerne zu uns überschwappen möchten, aber durch die alleinige Anzahl der Truppen noh im Zaum gehalten werden können. Wir könnten also nie auf eine Armee verzichten.

Hätten wir keine Wehrpflichtigen mehr, würden alle Zeit- und Berufssoldaten für den Auslandseinsatz eingeplant. Somit ist der Wehrpflichtige ein Kontrollorgan der Politik.

Und andersherum: Wenn es den Wehrpflichtigen nicht mehr gibt, gibt es den Zivi auch nicht mehr. Wer soll den die ganzen Kosten für die Dienste, die der Zivi leistet erbringen?
 
Ein Thema für mich :)
kopi-marl schrieb:
Ich kenne über die gesamte Zeit nicht einen Wehrpflichtigen, der mir ins Gesicht gesagt hat oder hinter meinem Rücken geäußert hat, dass ihm die Zeit bei der Bundeswehr geschadet oder Leid getan hat.
Wirklich geschadet - außer, dass ich einmal dachte "jetzt hast du dir dein Bein komplett demoliert", zum Glück nicht, aber sonst - hats objektiv betrachtet nicht, aber um es mal salopp auszudrücken:
Die 9 Monate waren einfach nur für'n Arsch :evil:

Um deine Frage im letzten Satz zu beantworten:
Alle waren weit weg von der Mama, mussten ihren Beruf nach der Ausbildung unterbrechen oder ihr Studium um ein paar Monate verschieben.
Verrate mir, wie ich mit hirnrissigen Befehlston, lustigen Rutsch- und Krabbelmanövern, kalten Winterabenden auf eisigem Boden, tagelangem Nichtstun in einem Büro, Sportdrills- und tests, Schlafentzug und abnormaler Bezahlung für den ganzen Müll einen "Dienst für [meine] Staatsform und der Sicherstellung der gleichen" realisiere :hö:

Ich habe durch meinen "Dienst" ein ganzes Jahr an Zeit verloren, wo ich hätte mein Studium früher anfangen können.
Is doch kein Wunder, wenn sich jeder beschwert "OMG ! Unsere Leute können nichts mehr", "Kompetente Leute werden rar", ... und auf der anderen Seite hindere ich die, die mehr in der Birne haben, als nur lustige Abenteuer beim bewaffneten Karnevalsverein mitzumachen, ihre Aus-/Weiterbildung voranzutreiben.
Das passt meiner Ansicht nach nicht zusammen.

Insgesamt ein doch sehr kritisch gewordener Post, aber das musste mal raus.
 
zu den zivis: da gebe ich dir recht!
aber zu
kopi-marl schrieb:
In dem Du zur Staatssicherheit beiträgst!
wieso täte ich das? mir fallen nicht viele szenarien ein, in denen ich nach einem grundwehrdienst einberufen werden könnte, aber gleichzeitig eine aussicht auf erfolg bestünde. welche ernsthafte gefahr von außerhalb könnte uns drohen, die soetwas nötig machen würde und nicht auf einen krieg mit abc-waffen hinauslaufen würde, die den krieg entscheiden würden?

edit: und was ist an der eigenen ausbildung egoistisch?? von den steuergeldern wurdest du 12 jahre lang bezahlt!
 
kopi-marl schrieb:
Und andersherum: Wenn es den Wehrpflichtigen nicht mehr gibt, gibt es den Zivi auch nicht mehr. Wer soll den die ganzen Kosten für die Dienste, die der Zivi leistet erbringen?
Wie machen es denn andere Länder?
Die haben trotz der Erlassung der Wehrpflicht doch trotzdem eine Armee oder?

Tja die Zivis, dass die gebraucht werden is klar, aber diese zu ersetzten ist eine Aufgabe der Politik.

und zum Punkt politisches Kontrollmittel:

Das ist nicht dein Ernst oder?
Die Leute die die Einsätze planen werden ja wohl in der Lage sein nur so viele Leute "raus zu schicken", ohne das Deutschland gefährdet wird?!?
 
noone schrieb:
edit: und was ist an der eigenen ausbildung egoistisch?? von den steuergeldern wurdest du 12 jahre lang bezahlt!

Ich werde auch heute noch von Steuergeldern bezahlt, indem ich Alleinerziehenden Elternteilen zum Unterhalt des anderen Elternteiles helfe. Und ich mache es gerne und helfe dem Steuerzahler damit Sozialleistungen zu sparen.

Aber zu den anderen Beiträgen: Habt ihr Euch mal überlegt, was der so geschichtlich geschundene deutsche Staat ohne eine Wehrpflichtarmee und ohne Zivis wäre?

Die Bundeswehr hat doch einen Hintergrud. Die Wehrpflicht zur eigenen Sicherheit auch. OK. Wir haben keine Bedrohung im Moment und im politisch gewollten Auslandseinsatz stehen freiwillige. Aber der Staat muss doch einen eigenen Schutz vorhalten. Und der muss auch funktionieren. Soll man soldatischen Befehlsgehorsam erst trainieren, wenn der Feind im Land steht? Es gehört doch dazu, dass die Truppe auch einsatbereit ist, sonst ist es doch kein Schutz.

Aber ich verstehe gerade wegen meiner Erfahrung auch jeden Wehrpflichtigen, der das ein oder ande Ausbildungsziel nicht versteht, weil er einfach die Monate abreißt. Ist mir persönlich allerdings nie vorgekommen. Es soll auch andere Vorgesetze geben, die einfach nur Zivilversager sind und die Macht genießen ;)
 
Was mich an der ganzen Sache am ehesten stört ist die Unfairness: Entweder, es werden alle gezogen (Bund oder Zivi) oder keiner. Nur nen Teil gar nicht zu mustern oder zu ziehen ist Schwachsinn. DANN geht einigen wirklich das Jahr verloren im Vergleich.

Wenn Wehrpflicht, dann bitte wie in der Schweiz (soweit ich das System kenne): jeder und regelmässige "Nach-Manöver". Für jeglichen Einsatz nach 10-30 Jahren wären unsere Wehrpflichtigen doch eh nicht geeignet.

Aber wo ich dem Threadersteller recht gebe: Diese "wie umgehe ich das ganze am besten"-Haltung geht mir auch aufn Sack. Aber diese egoistische Durchschummel-Haltung zieht sich eher durch alle Bereiche des Lebens und wird immer ausgeprägter, nicht nur bei der Wehrpflicht.
 
@SubZero: Gebe Dir in allen Pukten recht! Du hast verstanden, warum ich den Thread eröffnet habe. Ich wollte keine Grundsatzdiskussion über die Wehrpflicht, sondern Meinugen einholen, warum man sich mit Händen und Füßen davor oder vor dem Zivildienst wehrt.
 
kopi-marl schrieb:
Es git Krisenherde in der unmittelbaren Nähe, die liebendgerne zu uns überschwappen möchten, aber durch die alleinige Anzahl der Truppen noh im Zaum gehalten werden können. Wir könnten also nie auf eine Armee verzichten.
Falls Holland oder Frankreich bei uns einfällt, oder wie?
kopi-marl schrieb:
Hätten wir keine Wehrpflichtigen mehr, würden alle Zeit- und Berufssoldaten für den Auslandseinsatz eingeplant. Somit ist der Wehrpflichtige ein Kontrollorgan der Politik.
Wieso das denn? Wenn es keine Wehrpflichtigen mehr gäbe, könnte man doch genausogut nicht alle Berufssoldaten für den Auslandseinsatz einplanen. Somit ist das irgendwie ein Schwachsinnsargument.
Und du glaubst doch wohl nicht im ernst, dass im Falle einer (total unwahrscheinlichen) Bodeninvasion der Schweiz oder von Belgien unsere Wehrpflichtigen den Gegner aufhalten könnten :ugly:
kopi-marl schrieb:
Und andersherum: Wenn es den Wehrpflichtigen nicht mehr gibt, gibt es den Zivi auch nicht mehr. Wer soll den die ganzen Kosten für die Dienste, die der Zivi leistet erbringen?
Ebenfalls Schwachsinn. Man könnte die Wehrpflicht einstampfen und Zivildienstpflicht für alle einführen.
 
kopi-marl schrieb:
@SubZero: Gebe Dir in allen Pukten recht! Du hast verstanden, warum ich den Thread eröffnet habe. Ich wollte keine Grundsatzdiskussion über die Wehrpflicht, sondern Meinugen einholen, warum man sich mit Händen und Füßen davor oder vor dem Zivildienst wehrt.

Tja aber das läuft ja aufs selbe hinaus.

Die oben stehenden Gründe führen ja unweigerlich zu einer Grundsatzdiskussion
 
Warum ich verweigert habe?
Ganz einfach. Ich weigere mich gegen den Gedanken, dass sich manche Probleme nur durch Gewalt lösen lassen. Gut, wir haben jetzt ne Verteidigungsarmee, aber wogegen müssen wir uns verteidigen? Gegen Menschen mit Waffen. Und weshalb haben die andern Menschen Waffen? Damit andere Menschen mit Waffen wiederum diese nicht angreifen/man sich wehren kann.
Überflüssig, destruktiv und auf Kosten Unschuldiger ist das.
Da muss ich nich auch noch ne Waffe in der Hand haben.

//Edit: Ich seh grad, dass du "sich drücken" meinst - gut, das kann ich nicht verstehen. Wäre ich ausgemustert worden, hätte ich nicht Nein gesagt - wäre ja geschenkte Zeit ;) Aber ich mach auch so ohne zu murren meinen Zivildienst.
 
phil schrieb:
Warum ich verweigert habe?
Ganz einfach. Ich weigere mich gegen den Gedanken, dass sich manche Probleme nur durch Gewalt lösen lassen. Gut, wir haben jetzt ne Verteidigungsarmee, aber wogegen müssen wir uns verteidigen? Gegen Menschen mit Waffen. Und weshalb haben die andern Menschen Waffen? Damit andere Menschen mit Waffen wiederum diese nicht angreifen/man sich wehren kann.
Überflüssig, destruktiv und auf Kosten Unschuldiger ist das.
Da muss ich nich auch noch ne Waffe in der Hand haben.

Dito - aber hast Du verweigert oder irgendwas vorgetäuscht, um auch keinen Ersatzdienst leisten zu müssen? :) Ich bin damals um alles rumgekommen, schlag mich dafür auch seit mittlerweile 26 Jahren mit Asthma und Allergien rum. Nach nem Test hat sich sogar der Amtsarzt für seine "alles-Drückeberger-Sprüche" bei mir entschuldigt.

Edit: k, Dein Edit jetzt erst gelesen. Zivi hätte ich auch vorgezogen - hatte auch schon verweigert.
 
scriper schrieb:
ach? nicht?

Kann ich was dafür das diese Personen - mit Verlaub - zu blöd sind zum planen?

OT, weil komplett richtig!

Die Bundeswehr wird ausgelutscht. Alle Berufs- und Zeitsoldaten müssen heute davon ausgehen, dass Sie in 3 Jahren zweimal für 6 Monate im Auslandseinsatz sind. Vor jedem Auslandseinstz steht eine Vorbereitung von 6 Monaten. Also sind sie ständig im Einsatz und sehen ihre Familien kaum noch.

Dazu kommt der Wiederspruch, dass alle Berufs- und Zeitsoldaten, die zu meiner Zeit eingetreten sind einen Eid auf eine Verfassung geleistet haben, die bis heute Bestand hat. Diese Auslandseinsätze sind bis heute für die Zeit- und Berufssoldaten nicht vereinbar mit dem Eid. Ich bin froh, dass eine Dienstzeit dort beendet ist. Aber ich möchte die 12 Jahre auch nicht missen.