Versicherungsbetrug, Schwarzarbeit, Steuern

Darf ich fragen, auf welcher Basis Du diese Zahlen annimmst und wer dann noch unter die Kategorie "sozial Schwache" fallen soll? Wenn ich mir die Ausgaben im Haushalt für Arbeit, Soziales und die Zuschüsse zur Rente anschaue, dann ist das schon deutlich mehr als 10%. Und dann ist noch keine Sekunde öffentliche Infrastruktur bezahlt.
Marty

Also: innere und äußere Sicherheit, dazu gehören Justiz, Polizei, Feuerwehr, Grenzschutz und Verteidigung. Diese Ausgaben machen zusammen etwa 3 Prozent des Bruttosozialprodukts aus.
Unter "sozial Schwache" mein ich solche Leute die nicht arbeiten können (unter anderem auch Obdachlose und Waisen). Das "kostet" ca. 0,2 % des Bruttosozialprodukts.

Mit den angeschlagenen 10 % (wohlgemerkt auf die Mehrwertsteuer, Arbeitslohn würde man Steuerfrei bekommen.) kommt man da weit. Genug Geld um weitere Soziale Einrichtungen zu finanzieren.
Oder noch Bildung mit 4,5 % und die öffentliche Infrastruktur (Straßenbau), die etwa 1 Prozent des Bruttosozialprodukts verschlingt (Dieser Betrag wäre durch die Mineralölsteuer jedoch doppelt abgedeckt).

Jeder verdient somit ja auch mehr und kann mehr ausgeben. Und die Spendenbereitschaft der Deutschen ist ja auch nicht so schlecht ;)

Wenn dich das (Minimalstaat) noch mehr interessiert: Da gabs mal bei Focus Money ein Artikel.
 
Das hört sich interessant an, ich glaube aber nicht, dass eine schlagartige Null-Versorgung aller, die derzeit Hartz IV, Grundsicherung oder sonstige Zuschüsse bekommen, nicht zu immensen sozialen Unruhen führen würde.

Alleine die Streichung der Zuschüsse zur Rentenversicherung würde per sofort bedeuten, dass jede Rente um mindestens 30% gekürzt werden müsste.

Bei mir z.B. kommt dazu, dass mein Einkommenssteursatz als "Gutverdiener" nicht mal bei 15% liegt, sonstige Steuern kann ich schwer zusammenrechnen. Ich kann aber sagen, dass mein Anteil und der Anteil meines Arbeitgebers an den Sozialversicherungen mich deutlich stärker belastet. Das sind nämlich bei Auszahlung schon fast 40% meines Bruttogehalts.

Marty
 
Ja, schlagartig kann man gewaltlos fast nie etwas durchsetzen.
Jährlich ein paar Prozente von den Steuern der Löhne/Gehälter wegnehmen.
Und im gleichen Zug auch jährlich jegliche Subventionen und sonstige "unnützliche Staatsausgaben" kürzen.
Naja, daraus wird aber mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahrzehnten nichts.
Der "Wohlfahrtsstaat" ist in fast jeden Köpfen leider immer der Ausdruck des Glaubens an den heilenden Staat. Früher wars die Kirche, jetzt der Staat.
 
Naja ich denke mal das die Fehlerquellen da doch wesentlich komplexer waren als das man devote Planer die ihren Bauherren zuviel haben durchgehen lassen den Großteil der Schuld ankreiden kann.
Ich habe es bei IT-Projekten auch erlebt das Teams einfach nicht zusammen funktioniert haben....der eine hat keine Ahnung aber verwaltet die Mittel, viele arbeiten dran mit und kennen sich nur in ihren Teilbereichen aus, alle Daten darf man sich untereinander gar nicht geben, das Bild der Lage kann man sowieso nie komplett erfassen oder ausreichend untereinander kommunizieren, dann kommen noch Änderungen und Dinge die man vorher nicht bedacht oder eingeplant hat und irgendwann ist dann halt die kritische Masse erreicht und alles wird teurer und dauert länger...
Auch wenn's komplexer als die meisten IT-Projekte, so ist das Projektmanagement katastrophal. Erst das Ignorieren von Problemen, was dazu führte, dass grundlegende Sachen wie der Brandschutz zum Eröffnungstermin eigentlcih grunderneuert werden müssen. Folgend von einem Krisenmanagement, was dem Prinzip Salamitacktik folgt und Transparenz vermissen lässt.

Wie Konsequenzen für Politiker aussehen sollten, ist diskussionswürdig. Ein anderes Krisenmanagement würde hauptsächlich etwas an der Akzeptanz ändern, wenig an den Zusatzkosten. Und sie sind nun mal abhängig von den Experten, sprich Architekten, Planern, Projektleitern usw. Anderseits übernehmen sie vor allem mit ihren Posten (Vorstand, Aufsichtsrat) reichlich Verantwortung. Es aber unter Strafe zu stellen, wenn Steuergelder verschwendet wird, halte ich für übertrieben.
 
Um das vernünftig zu beurteilen, fehlt uns und den meisten anderen sicher der Überblick.

Aber gerade deshalb würde ich ja gern mal in solche Vertragswerke, resp. Protokolle von Aufsichtsratssitzungen hineinlesen. Möglicherweise würde ich dann ja die Probleme besser verstehen.

Das ist wohl etwas vielschichtig.
Bzgl. Vertragsstrafen und dem Brandschutzproblem bei BER, womit alles anfing:
Da wird eine Brandmeldeanlage installiert. Diese lebt aber nicht mehr autark, sondern muss:
- Nachrichten an die Feuerwehr absetzen
- die Klima/Belüftungsanlage antriggern
- die Lautsprecheranlage antriggern
- optische Informationssysteme antriggern
- Leitsysteme für die Reisenden antriggern
- Disposition der Flugzeuge antriggern
...
Sämtliche Systeme werden individuell ausgeschrieben und an x verschiedene Firmen vergeben.
Klar arbeiten alle nach den üblichen Normen und Vorgaben, aber so ein System hat hervorragendes Potential für Probleme.
Da dann denjenigen rauszukramen, der ursächlich Bockmist gebaut hat, und dem ne Vertragsstrafe aufzudrücken wird schwierig, und selbst wenn es gelingt, mehr als 10% Pönale des konkreten Vertragswertes ist kaum drin.

Ist dann erstmal Zeitverzug im Projekt drin, müssen vergebene Aufträge nachverhandelt werden, bzw. noch zu vergebene Aufträge können, wenn man den Termin halten will, nicht mit allzu viel Forderungen unterlegt werden.
Das erste was dann stirbt, sind Pönale und Gewährleistungen.
Aktuelle Beispiel ist der Berliner Hauptbahnhof.
Zur Bauzeit kam das Projekt in Zeitnot, entsprechend wurden bei der Vergabe von Aufträgen bzgl. der Brücken Zugeständnisse zum Thema Konstruktion und Gewährleistung gemacht.
Folge: 2017 wird der Bahnhof für drei Monate wegen Renovierungen gesperrt - knapp 20 Jahre nach der Eröffnung.

Nächster Punkt:
Für Großprojekte gibt es Generalunternehmer, die kalkulieren das ganze durch, bauen das Projekt und haften auch für selbiges.
Haken: Der aufgerufene Preis wird von Politikern für politisch nicht durchsetzbar/kommunizierbar erklärt, es wird ne GmbH aufgemacht, die das ja günstiger kann.
Unterm Strich wäre der Generalunternehmer zwar günstiger, die derzeitigen Kosten beim BER liegen über nem Angebot eines selbigen, aber nach hinten raus denkt ja keiner.

Weiter geht es dann mit der Verpflichtung zu wirtschaftlichen Investitionen der öffentlichen Hand.
Das mag erstmal sinnvoll klingen, aber gerade beim Thema Infrastruktur wird diese Vorgabe tödlich.
Entweder ich baue eine wirtschaftliche Infrastruktur auf, oder eine zukunftsfähige/flexible.
Beides klappt i.d.R. nicht.
Daraus folgt:
Entweder man macht den Planpreis an realistischen Verkehrsprognosen fest, dann rennt man automatisch in Zeit- und Geldprobleme, oder man macht die Verkehrsprognosen gemäß realistischen Baupreis, dann wird später über massive Verluste geflucht.

Wir haben soetwas hier im kleinen - die Bahnstrecke Braunschweig - Wolfsburg.
Renoviert und umgebaut in der Mitte der 90er, zweigleisig geplant, aus Zeit/Geldgründen nur eingleisige realisiert.
Schnell stellte sich heraus, dass das weder zukunftsfähig noch flexibel ist.
Ein Ausbau war dann aber nicht mehr möglich, da nicht wirtschaftlich.
Inzwischen ist man soweit, dass der Verkehrsverbund mehr Bedarf für Züge angemeldet hat, VW hat mehr Bedarf für Güterzüge angemeldet, der Ausbau geht in den Bundestag ...
Bis die Strecke dann ausgebaut ist, weiß bloß keiner mehr, wie die Nachfrage sein wird.
So viel zur Wirtschaftlichkeit. :mrgreen:

gruss kelle!