SchlimmerFinger
Da guckste
- 26 April 2006
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Alfred ist tot und hätte er nicht drei Wochen nach seinem Hinscheiden so erbärmlich zum Himmel gestunken, wäre sein Ableben wohl keine Meldung wert gewesen. Alfreds Verwesungsgestank aber ließ seine Nachbarn die Polizei rufen und die ließ Alfred auf dem vorgeschriebenen Weg entsorgen. Alfreds Überreste landeten zwar nicht in der Müllverbrennungsanlage, das wäre die billigere Variante für die Sozialbehörde gewesen, denn die muss nun für Alfreds Begräbnis aufkommen. Alfred war eben einer von Millionen Hartz IV Empfänger, die in diesem Land ohne Perspektiven vor sich hinvegetieren und Kohle für sein Begräbnis hatte Alfred nun wirklich nicht von seinem erbärmlichen Regelsatz, der ihm von Hartz wegen zustand, ansparen können.
In den letzten Jahren hat Alfred sehr sparsam gelebt, sogar das Eintrittsgeld beim Arzt hatte er sich des öfteren gespart, sonst könnte er vielleicht noch leben. Aber Praxisgebühr und Zuzahlungen für Medikamente überforderten seinen Etat und schließlich auch seinen Willen. Täglich eine warme Mahlzeit, die Kosten für die Heizung, Strom und das Telefon waren ihm wichtiger gewesen, als ein Rezept, von dem man nicht satt wurde.
Alfred war ein mustergültiger Arbeitsloser gewesen. Wenn ihm sein Zuhälter, so nannte Alfred ironisch seinen Fallmanager bei der Arge wieder mal einen sogenannten 1EURO-Job aufdrückte, so war Alfred stets zuverlässig, kam niemals zu spät und bedankte sich sogar artig bei seinem Zuhälter für dessen selbstlose Vermittlungstätigkeit. Zweimal wurde Alfred sogar in ein Praktikum (unbezahlte Sklavenarbeit) vermittelt, jedoch zu einer Festeinstellung kam es niemals, denn Alfreds fleißiger Zuhälter bei der Arge hatte genügend Nachschub an Sklaven und warum sollten die Bosse da jemanden einstellen?
Das Leben hatte Alfred zu einem Fatalisten gemacht. Einmal allerdings hat er sich aufgerafft und seinem Wahlkreisabgeordneten von der SPD einen Brief geschrieben. Darin hat er dem Volksvertreter sein Schicksal geschildert und ihn gebeten nach seinem Ableben eventuell die Kosten für seinen Grabstein zu übernehmen. Alfred meinte die SPD könne seinen Grabstein ja zu Werbezwecken benützen oder ein Schild daran anbringen: „Sponsored by SPD". Der Abgeordnete hat Alfred sogar schriftlich geantwortet und bedauert, dass er solch ein Begehren zwar nicht pietätlos fände, jedoch die strengen Bestattungsvorschriften ließen für Alfreds großartigen Vorschlag keinerlei Spielraum. Zum Trost bekam Alfred einen ganzen Stapel Hochglanzbroschüren von der SPD, die seinen Abgeordneten im Nadelstreifenanzug und mit roter Krawatte zeigten. Oben drüber prankte der phantasievolle Satz: „Menschen gehen vor".
Der „Überflüssige" Alfred ist tot, ein „unnötiger Fresser" weniger in der fragwürdigen „Erfolgsgeschichte" von Hartz IV und seinen mustergültigen Vollstreckern. Ein Held war Alfred nicht, eher ein Dulder. In die Geschichte ist Alfred auch nicht eingegangen, aber immerhin hat es zu einer Notiz im Polizeibericht gelangt
In den letzten Jahren hat Alfred sehr sparsam gelebt, sogar das Eintrittsgeld beim Arzt hatte er sich des öfteren gespart, sonst könnte er vielleicht noch leben. Aber Praxisgebühr und Zuzahlungen für Medikamente überforderten seinen Etat und schließlich auch seinen Willen. Täglich eine warme Mahlzeit, die Kosten für die Heizung, Strom und das Telefon waren ihm wichtiger gewesen, als ein Rezept, von dem man nicht satt wurde.
Alfred war ein mustergültiger Arbeitsloser gewesen. Wenn ihm sein Zuhälter, so nannte Alfred ironisch seinen Fallmanager bei der Arge wieder mal einen sogenannten 1EURO-Job aufdrückte, so war Alfred stets zuverlässig, kam niemals zu spät und bedankte sich sogar artig bei seinem Zuhälter für dessen selbstlose Vermittlungstätigkeit. Zweimal wurde Alfred sogar in ein Praktikum (unbezahlte Sklavenarbeit) vermittelt, jedoch zu einer Festeinstellung kam es niemals, denn Alfreds fleißiger Zuhälter bei der Arge hatte genügend Nachschub an Sklaven und warum sollten die Bosse da jemanden einstellen?
Das Leben hatte Alfred zu einem Fatalisten gemacht. Einmal allerdings hat er sich aufgerafft und seinem Wahlkreisabgeordneten von der SPD einen Brief geschrieben. Darin hat er dem Volksvertreter sein Schicksal geschildert und ihn gebeten nach seinem Ableben eventuell die Kosten für seinen Grabstein zu übernehmen. Alfred meinte die SPD könne seinen Grabstein ja zu Werbezwecken benützen oder ein Schild daran anbringen: „Sponsored by SPD". Der Abgeordnete hat Alfred sogar schriftlich geantwortet und bedauert, dass er solch ein Begehren zwar nicht pietätlos fände, jedoch die strengen Bestattungsvorschriften ließen für Alfreds großartigen Vorschlag keinerlei Spielraum. Zum Trost bekam Alfred einen ganzen Stapel Hochglanzbroschüren von der SPD, die seinen Abgeordneten im Nadelstreifenanzug und mit roter Krawatte zeigten. Oben drüber prankte der phantasievolle Satz: „Menschen gehen vor".
Der „Überflüssige" Alfred ist tot, ein „unnötiger Fresser" weniger in der fragwürdigen „Erfolgsgeschichte" von Hartz IV und seinen mustergültigen Vollstreckern. Ein Held war Alfred nicht, eher ein Dulder. In die Geschichte ist Alfred auch nicht eingegangen, aber immerhin hat es zu einer Notiz im Polizeibericht gelangt
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