Wahlen Senatswahlen in Berlin 2011 - Ergebnisse und Schlüsse

LennStar

Kritikaster
ID: 131349
L
17 Mai 2006
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66
Die Piraten erreichen hohe 8% bei der Landtagswahl und die FDP ist im Gulli (an dieser Stelle Schadenfreude für die Vorlage).

Was mich interessiert: Glaubt ihr, dass das Einfluss auf Politik
a) in Berlin
b) im Rest des Landes haben wird?
 
Das die Piraten Einfluss auf die Politik im Land haben werden, wage ich bezweifeln, aber immerhin können sie zeigen, dass sie parlamentsfähig sind...

ich hab das Ganze im Übrigen mal verallgemeinert auf die gesamte Wahl in Berlin. Wir müssen nicht jedes Parteiergebnis für sich diskutieren. ;)
 
Jetzt können die Piraten zeigen, daß in ihnen mehr steckt als Netz-Chaoten, die den ganzen Tag vor FaceBook o.ä. sitzen. Warten wir mal ab, was sie aus dieser Chance machen, die gleichzeitig eine Verpflichtung ist.

Ich hör die Unken schon rufen, daß die sowieso nur Blödsinn erzählen den lieben langen Tag, weltfremde Spinner seien, denen man am besten keinen Ton lang zuhöre und die dehalb keine einzige ihrer Wählerstimmen wertgewesen wären. Die Wähler sahen das anders - basta.

8% (evtl. sogar mehr, aber evtl. auch weniger wg. Briefwahl) im ersten Antritt zur Wahl sind absolut respektabel. Die Grünen zogen als Erstes in Bremen in die Bürgerschaft ein - 1979 mit 5,14 %. Schaut man sich an, was 32 Jahre später daraus geworden ist, kann man sagen, daß alle anderen Parteien grüne Positionen übernommen haben und der Hauptgedanke der Grünen-Gründung (= Umweltschutz) in allen Parteiprogrammen wiederzufinden ist.

Den anderen Parteien (hauptsächlich der CDU, aber auch in nicht unerheblichem Umfang der SPD) sterben wortwörtlich die Wähler weg, schneller als sie junge Wähler rekrutieren können. Dieses Schicksal wird den Piraten noch lange erspart bleiben. Ihnen droht nur die Belanglosigkeit, wenn es ihnen nicht gelingt, Politikfelder außerhalb des Internets zu besetzen, wobei man sagen muß, daß die Freiheit des Internets natürlich auch für das Leben außerhalb des Nets von Belang ist.
 
8% (evtl. sogar mehr, aber evtl. auch weniger wg. Briefwahl) im ersten Antritt zur Wahl sind absolut respektabel. Die Grünen zogen als Erstes in Bremen in die Bürgerschaft ein - 1979 mit 5,14 %. Schaut man sich an, was 32 Jahre später daraus geworden ist, kann man sagen, daß alle anderen Parteien grüne Positionen übernommen haben und der Hauptgedanke der Grünen-Gründung (= Umweltschutz) in allen Parteiprogrammen wiederzufinden ist.
Respektabel?! Sensationell trifft es wohl ehern.
Ansonsten glaube ich, dass der Vergleich mit den Grünen hinkt. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube die Grünen haben damals ein wirklich neues Themenfeld in die (Bundes)Politik gebracht. Themen wie Bürgerrechte und Direkte Demokratie sind dagegen schon von anderen Parteien (Grüne, FDP) seit Jahren teil der Politik bzw. gab es in Berlin bereits Bürgerbegehren und Volksentscheide (mit Teils desaströser Beteiligung der Bevölkerung).

Ob sich was an der Politik durch die Piraten ändern wird, muss man abwarten.
 
@Darkkurt: Okay, obwohl mich eigentlich nur die beiden interessieren, beim Rest hat sich ja nicht viel getan.

Ihnen droht nur die Belanglosigkeit, wenn es ihnen nicht gelingt, Politikfelder außerhalb des Internets zu besetzen, wobei man sagen muß, daß die Freiheit des Internets natürlich auch für das Leben außerhalb des Nets von Belang ist.
Ich finde, die Trennung online/offline hat sich generell überholt.
Und geboren aus dem Internet (und verbunden mit anderen Sachen) ist auch eine - ich nenne es mal Grundeinstellung - die weitreichenden Einfluss auf alles hat. Als Beispiel aus meiner Nähe nenne ich mal das Freie Kino Halle (https://www.freies-kino-halle.de/freies-kino/). Meines Wissens nach einzigartig. Ich war beim letzten Abend da. Widrige Umstände, netter Abend, tolle (Kurz)Filme beim Animationsabend. Eintritt frei, Getränke frei, Spenden nach Geldbeutel. Stand kann jeder auf der Seite sehen.
Die Creative Commons sind original Internetgewächs. Der Abend war definitiv offline ;)

Es ist immernoch hin und wieder zu hören, das sind doch bloß (IT-)Geeks - aber was heißt das? Ich wiederhole mich hier: Das heißt, das sind Leute, deren Beruf es ist, unter oft widrigen Bedingungen komplizierte Systeme am Laufen zu halten, das Beste aus diesen rauszuholen und falls nötig schnell und zugleich überlegt zu reagieren.
Davon abgesehen stimmt das natürlich nicht. Die IT-Quote ist extrem hoch, auch die Männerquote, aber es gibt auch mittelalte Zahnärzte in der Partei ;)
Übrigens 4% bei den Ü60 bei der Berliner Wahl. Doppelt so viel, wie die FDP insgesamt hat. 9% bei 45-59.
Ergänzung: 7% Frauen laut ZDF Wahltool ( https://wahltool.zdf.de/__html5/indexf.shtml?#container ).
Sehr interessant auch: Von den 4 Gruppen Arbeiter, Angestellte, Beamte und Selbständige (Was ist mit den ARbeitslosen, Rentnern usw.??) ist die Verteilung in Reihenfolge 10% - 8% - 4% - 11%.
Von letzterem und anderen Sachen würde ich folgern, dass es viele ehemalige FDP-Wähler sind. O-Ton Westerwelle: Wer eine liberale Partei im Parlament haben möchte, sollte halt lieber die wählen, die mit Sicherheit reinkommt, statt die andere, wo die Stimmen im Gully landen.

A propos FDP: Der fieseste Spruch auf Twitter: Was ist der Unterschied zwischen einem Fahrrad und der FDP? Das Fahrrad hat einen Sitz mehr.


Aber natürlich bleibt das Internet Kernthema. Die Petition für das Verbot einer Vorratsdatenspeicherung hat die benötigten 50.000 Unterschriften (für Auftritt) geschafft, liegt derzeit bei 60.000
https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=17143
Das ist ja auch nicht von 0 gekommen. Das Thema ist immer noch heiß. Und so gibt es viele Sachen.

Die Beitrittsgesuche in anderen Landesverbänden sollen sich deutlich erhöht haben.

Um ein Fazit daraus zu ziehen: Die existierenden Piraten in Stadtparlamenten haben schon gezeigt, dass sie (auf ihrem Gebiet) sehr unangenehme Fragen stellen und bessere Lösungen aufzeigen können. Die Berliner haben jetzt 14-15 Leute, die damit sogar ihr Geld verdienen. Es gab im LV zum Wahlkampf 150 Aktive, habe ich gelesen.
Ich denke schon, dass da genug manpower und Willen dahintersteckt, um etwas zu erreichen.
Und ich glaube auch, dass die "großen" Parteien eine zweite Welle Alibi-Netzkümmerns zeigen werden. Reale Arbeit da traue ich höchstens den Grünen zu. Die werden aber eben mit "grün" verbunden, und grüne IT sagt kaum jemandem etwas.

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Mal ganz nebenbei: Morgen ist der Internationale Sprich wie ein Pirat Tag. Ob das beim Festlegen des Wahlsonntags bekannt war? Harr!
https://de.wikipedia.org/wiki/Sprich-wie-ein-Pirat-Tag

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nochn Zusatz: Ich glaube, der Spruch von Twitter (WolframB) triffts genau: "Die großen Parteien haben immer noch nicht verstanden, dass die #Piraten kein Programm, sonder ein neues Betriebssystem verkaufen wollen."

und auch noch mal was (Twitter/yetzt): "der spiegel prophezeit schon neuwahlen im bundestag. wird interessant ohne verfassungsmäßiges wahlrecht."
 
Zuletzt bearbeitet:
Mich würden viel mehr die "Sonstigen" interessieren - wo ist denn die Partei "Mit Potential für 10%", die sich so gut mit Geert Wilders versteht...? :p
 
Die Piraten wurden zum großen Teil gewählt, weil die Alternativen fehlen... Erst als es klar wurde, dass die Piraten eine Chance haben in den Senat einzuziehen stiegen die Umfragewerte sprunghaft von 2 oder 3 Prozent auf 4,5... Das gab dann bei der nächsten Umfrage eine Explosion auf 9 Prozent... Das Ergebnis wurde dann auch erzielt...

Für mich zeigt das, wie undemokratisch eine 5 Prozent Hürde ist... Im Endeffekt zementiert diese politische Verhältnisse... Denn der Piratenerfolg in Berlin ist im Bund nie und nimmer zu erreichen... Bei der nächsten Wahl ereilt sie dann das Schicksal anderer Kleinparteien... Sie verschwindet wieder in der Versenkung.
 
...

Für mich zeigt das, wie undemokratisch eine 5 Prozent Hürde ist...

Du hast ja nur Angst, dass FDP und CSU drunter fallen könnten :mrgreen:

Ansonsten Piraten?

Ich hatte die Pisa-Studie nie glauben wollen, nun ist der Papierbeweis auch bittere Realität geworden. Ich bitte euch - der Spitzenkandidat! wird gefragt, wieviel Schulden Berlin wohl habe. Antwort: das werden wohl viele Millonen schon sein (über 60 MRD sind es) und fordert im Gegenzug kostenfreien öffentl. Nahverkehr, bezahlt durch Einsparungen im Strafgefangenenwesen.

Da ist die Sonnebornpartei ja noch näher am Leben!
 
Die Piraten wurden zum großen Teil gewählt, weil die Alternativen fehlen... Erst als es klar wurde, dass die Piraten eine Chance haben in den Senat einzuziehen stiegen die Umfragewerte sprunghaft von 2 oder 3 Prozent auf 4,5... Das gab dann bei der nächsten Umfrage eine Explosion auf 9 Prozent... Das Ergebnis wurde dann auch erzielt...
Da stimm ich nicht zu (in dem Maß). Die Piraten haben in Berlin bisher immer 3,+% geholt. Das entspricht auch dem, was ich aus der Statistik rauslese. Frage: Haben Sie die Piraten wegen dem Programm oder aus Protest gewählt: Da kamen 3% wegen Programm raus.
Nun ist die Frage sehr eingrenzend. Wer liest schon (außer den Piraten und ein paar Einzelnen) das Programm? Wer also die Piraten gewählt hat, weil sie im ehrlich erscheinen und weil er möchte, dass Politik nicht hinter verschlossenen Türen stattfindet, der wird wohl eher Protest sagen statt Programm.
Die ersten Umfragen, die ich kenne, starteten auch mit 4% und 4,5%. Das würde ich für 80% Kernpiratenwähler halten. Aufgrund dieser Zahlen (und der der FDP) sind dann 1-2% FDP-Wähler rübergesprungen. (Verlustgründe FDP: Wirtschaft und Freiheitsrechte - und bei letzteren hat sie voll ins Näpfchen getreten, als sie nach Westerwelles Gully-Rede dann genau das Gegenteil von Grundrechten verteidigen getan hat. Da hat dann Trotz und keine-Stimmen-verschenken zusammen gegen FDP und für Üiraten gewirkt)
Und mit einer Merke über 5% kamen dann auch die Protestwähler, aber ich würde denen "nur" 3%-3,5% geben.

Antwort: das werden wohl viele [hundert] Millonen schon sein (über 60 MRD sind es)
Methematisch ist das vollkommen korrekt. Eine Milliarde ist 10 hundert Millionen ;) Ich habe gerade in nem Video gesehen, dass er in China war. Dort zählt man in 10.000-er Schritten, wenn ich mich nicht irre. Nur mal nebenbei.

Solche Schnitzer gibts auch bei den "großen", keine Sorge. Und die Piraten haben nie behauptet, diejenigen zu sein, die das Patentrezpt zu etwas haben, was sonst keiner hat (Schuldenabbau). Es ist erstaunlich, dass man einer Partei, die es richtig erst seit 2,5 Jahren gibt, schon viel mehr abverlangt als den Grünen, als die nach wieviel Jahren nach ihrer ersten Wahl? 12? in ein Länderparlament einzogen. Ich glaube, man nimmt die Piraten ernster als die damaligen grünen Spinner, äh, Stricker.

Tante Edith: wer wählte was warum: https://www.tagesschau.de/inland/wahlinberlin100.html

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Übrigens: Falls du eine super-Idee zu Finanzen hast, brauchst du nicht mal Mitglied bei den Piraten sein, um denen diese mitzuteilen. ;) Theoretisch kannst du sogar als Nichtmitglied die ganze Satzung schreiben. Und das ist es (Crowdsourcing) was die Piraten vor allem unterscheidet.
Man weiß nie, woher eine gute Idee kommt. So haben ein paar Computerspieler jetzt ein HIV-relevantes Protein vorhergesagt, das seit 15 Jahren ungelöst war und mit den besten Rechenmodellen nicht gelöst werden konnte. (Nature: https://www.nature.com/nsmb/journal/vaop/ncurrent/full/nsmb.2119.html )
Ich denke, in dieser Vorgehensweise liegt die Zukunft, und dank dieser werden die Piraten auch nach und nach in allen Bereichen gut werden. In einem der besagten Stadtparlamente wurde die Piratenfraktion sogar von den Grünen gelobt für ihren mit Abstand fundiertesten Antrag, obwohl diese einen eigenen Antrag in gleiche Richtung hatten. (Was auch beweist, dass in den kleinen Runden nicht so extrem um "Politik", sondern eher um echte Lösungen geht. Ich hoffe jedenalls, das war keine Ausnahme)
 
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Nö, die anderen...:ugly:

1,0 % - Naja es stört ja nur ein kleiner unscheinbarer Strich... :mrgreen:

Hast Du ersthaft mit mehr gerechnet nach dieser Berichterstattung?

Ich hatte die Pisa-Studie nie glauben wollen, nun ist der Papierbeweis auch bittere Realität geworden. Ich bitte euch - der Spitzenkandidat! wird gefragt, wieviel Schulden Berlin wohl habe. Antwort: das werden wohl viele Millonen schon sein (über 60 MRD sind es) und fordert im Gegenzug kostenfreien öffentl. Nahverkehr, bezahlt durch Einsparungen im Strafgefangenenwesen.

Da ist die Sonnebornpartei ja noch näher am Leben!

Das Problem haben auch ganz Andere
. ;)
 
Die 8% Piraten sind traurig aber keine Überraschung. Natürlich wurden sie gewählt. Aber mal ehrlich, wieviele der Wähler sind selbst desinteressiert, uninformiert und ungebildet? ... Dementsprechend gibt es eben auch mal 5%+ für Piraten oder NPD.
Man würde die Händer überm Kopf zusammenschlagen wenn man vor einem Wahllokal nur mal ein paar simple Fragen zum Thema Politik, Gesellschaft, Arbeit und Soziales stellt ...
 
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Zumindest zeigt diese Wahl zum Glück wieder, dass der deutsche Bürger spätestens seit dem Schill Desaster relativ unanfällig gegenüber Populisten ist.

gruss kelle!