Jobcenter will Internetaktivitäten von Hartz-IV-Empfänger überwachen

Folgende News wurde am 14.11.2013 um 11:45:00 Uhr veröffentlicht:
Jobcenter will Internetaktivitäten von Hartz-IV-Empfänger überwachen
Shortnews

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) plant offenbar eine Kontrolle der Internetaktivitäten von Hartz-IV-Empfängern. Per Gesetz will die BA somit überprüfen, ob sich die Empfänger so nicht zum Beispiel bei eBay Nebeneinkünfte besorgen. Laut einem Bericht soll die "Schaffung einer gesetzlichen Grundlage für die Erhebung von Daten im Internet" dazu gesetzlich erarbeitet werden.
 
dürfte könnte könnte...

Nochmal: An welcher Stelle verhindert das Jobcenter den Besuch eines Gymnasiums bzw. das darauf folgende Studium?

gruss kelle!
 
In der Hoffnung die Zeit derer zu schonen die immernoch verzweifelt nach einem Zusammenhang oder gar Sinn in Deinen Sprachergüssen zu suchen:

"Kelle, Du hast recht!"


Zum Thema nur verwalten: Das würde m.E. in Grunde dann auch zu wenig sein. Allerdings ist das bei den wirtschaftlichen Abhängigkeiten der Sozialbehörden schwer zu bändigen, selbst wenn man weitergehende Kompetenzen nur in Einzelfällen erteilen würde.
Der grundsetzliche Denkfehler ist m.E. folgender: Hartz IV Empfänger werden mit wachsender Intensität "von Amts wegen" als Arbeitsunwillig stigmatisiert und dementsprechend behandelt. In einem Staat der seinen Bürgern aber bei Weitem nicht genügend Arbeitsplätze für alle zur Verfügung stellen kann wird meines Erachtens Ursache und Wirkung völlig verdreht.
Wenn wir nahezu Vollbeschäftigung hätten würden die ganzen Maßnahmen einen Sinn ergeben und sehr wahrscheinlich auch die richtigen treffen. Komischer Weise drangsalieren Staaten mit annährend Vollbeschäftigung, wie z.B. Norwegen oder die Schweiz, ihre Sozialleistungsempfänger nicht annährend so wie die BRD.
Ich schätze aber mal, dass derzeit etwa 15-20% der Hartz IV Empfänger in die Kategorie "Kein Bock" fallen. Der Rest ist vorderrangig aus dem Grund arbeitslos weil unser Land keine Einsatzmöglichkeit für sie hat. Das Prinzip "Jeder kann es schaffen!" ist auch in dem Bereich längst durch den Zusatz "Jeder ja, aber eben nicht alle!" zu ergänzen.
Die Art und Weise in der unsere Sozialbehörden diese "durchs Raster gefallenen" behandelt wird ohnehin schon von vielen als grundgesetzwidriger Eingriff in der Persönlichkeitsrechte gewertet. Das aber nun selbst die Kinder derer, die noch weniger dafür können, diese Behandlung nun auch in ganz jungen Jahren erfahren dürfen ist einfach unerhört. Ich würde das einfach mal "Sippenstigmatisierung" nennen.
 
Nochmal: An welcher Stelle verhindert das Jobcenter den Besuch eines Gymnasiums bzw. das darauf folgende Studium?
an keiner. Zumindest nicht durch die geforderten Termine. Aber es ist ein Rechtsbruch, wenn das Amt Dinge fordert, zu denen es per Gesetz nicht berechtigt ist. Deshalb entfällt die Grundlage für die Diskussion.

Marty
 
Aber es ist ein Rechtsbruch, wenn das Amt Dinge fordert, zu denen es per Gesetz nicht berechtigt ist.

Wenn das mal alles wäre. In vorliegendem Fall fordert es rechtswidrig Dinge von Minderjährigen unter Androhung des Entzugs der Existenzgrundlage der gesamten Famlie (oder Amtsdeutsch: Bedarfsgemeinschaft).

Um mal ein ähnliches, aktuelles Beispiel aus meiner beruflichen Praxis zu nennen weil ichs hier grade aufm Tisch liegen habe:

Ein 19 jähriger Klient bekam Mahnungen über mehr als 1000 Euro vom Jobcenter weil sein Vater vor drei Jahren (als er noch zu Hause wohnte) zu Unrecht Leistungen bezog und diese nie zurückgezahlt hat. Er wohnte zwischenzeitlich zwei Jahre in einer Wohngruppe weil seine Mutter in der Psychiatrie war und sein Vater nur gesoffen hat.
Mein Klient macht grade Abitur, schreibt nur 1-2, ist ausgesprochen ehrgeizig und wird seit 1,5 Jahren von mir in eigener Wohnung verselbständigt. Er erhält neben Schülerbafög etwas mehr als 100 Euro Beihilfe vom Jobcenter (sogenanntes KdU - Kosten der Unterkunft).
Die Nummer mit dem Bewerbungstraining/Berufsberatung unter Androhung von Leistungskürzung haben wir schon ein Jahr hinter uns. Damals bekam er ähnliche Briefe. Er setzte dann mit meiner Hilfe ein Schreiben auf indem er seine Siutation darstellte und den Termin mit Begründung absagte , er wolle wichtigen Unterricht nicht versäumen und bittet um einen Termin außerhalb der Unterrichtszeit. Den Brief schmiss ich persönlich in den JC-Briefkasten. Reaktion: Leistungskürzung wegen: Nicht erschienen. Von dem besagten Brief: Kein Wort.
Ich schnapp mir also den Klient und ein paar Unterlagen und rücke beim Jobcenter ein. Da Jugendamtsbetreuer immer an den Anfang der Schlange dürfen kommen wir auch sofort dran.
Zu meiner Verblüffung: Alle waren nett und freundlich, haben sich 100 mal entschuldigt, Leistungskürzung aufgehoben und zum Bewerbungstraining wurde er nie wieder eingeladen.

Aber wieder zum Thema: 1000 Euro Deckel wegen Altschulden des Vaters. Bekloppter Weise ist es tatsächlich so, dass Hartz IV Schulden "Personalisiert" sind auf die jeweiligen Teilnehmer der Bedarfsgemeinschaft. Also gehen alle relevanten Schulden automatisch zu gleichen Teilen an alle Mitglieder der Bedarfsgemeinschaft, auch an die Kinder. Egal wie alt.
Formaljuristisch ist die Forderung also völlig unverständlicher Weise sogar rechtens. Zum Glück gibt es aber BGB &1629a der regelt, dass Kinder nicht für die Schulden der Eltern haften müssen.
Die SOzialbehörden hatten sich jahrelang frecher Weise darauf berufen, dass der Paragraph ihrer Ansicht nach nur im Zivilrecht, aber nicht im Sozialrecht gilt. Offenbar in der Standardhoffnung die in etwa zu lauten scheint: "Wo kein Kläger da kein Richter!". "Leider" hat sich 2011 ein Betroffener die Mühe gemacht und ist bis vors Bundessozialgericht gezogen und hat fast umfassend Recht bekommen. Also seit 2011: Schulden der Eltern bei Sozialbehörden gehen nur dann in Teilen auf die Kinder über wenn diese am Tag an dem sie 18 werden über wesentliches Vermögen verfügen. Bei den Sozialbehörden wissen das ALLE. Eigetnlich sollte man spätestens seit diesem Urteil glauben, dass Sozialbehörden sich in solchen Fällen nur noch am 18 Geburtstag nach den Vermögensverhältnissen erkundigen. Denkste: Weiterhin werden lustig deutschlandweit entsprechende Forderungen in "Inkassorhetorik", sogar an 8-10 jährige verschickt.
Ich sag also meinem Klient: Schreib denen Du hattest an Deinen 18. Geburtstag kein Vermögen und gib unterstützend Deine eigene BG Nummer an. Berufe Dich auf § 1629a BGB und auf das Urteil des BSG.
Er tut wie geheißen und verfasst einen amtlichen Brief an dem kein Jurist der Welt einen Fehler gefunden hätte. Ergebnis: Mahnung samt Leistungskürzung trifft vier Wochen später beim Klienten ein. Von dem besagten Brief: kein Wort. Obwohl ich mich in dem Fall sogar einige WOchen zuvor telefonisch rückversichert hatte, dass er eingetroffen ist.
... und wieder: Ich schnapp mir den Klient und ein paar Unterlagen, rücke beim JC ein. Der Rest ist genau wie oben.
Die Moral von der Geschicht: Es wird an jeder Ecke am Busch geschüttelt und gehofft, dass was runterfällt. Was der Busch sagt ist völlig gleich, erst wenn ein Förster kommt halten die sich (okay, sagen wir der Fairness halber einige) an geltendes Recht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn die NSA unsere Internetaktivitäten überwacht, reagieren wir alle wütend darüber, denn immerhin wird damit unser Recht auf Privatsphäre verletzt. Aber bei Hartz IV-Empfängern darf das Jobcenter genau das tun? Haben Hartz IV-Empfänger kein Recht auf eine Privatsphäre?
 
Mir war nicht bekannt dass die NSA irgendeinem Bedürftigen den Lebensunterhalt finanziert. Wir können es natürlich auch so machen dass jeder der behauptet "Ich brauche Geld" einfach welches kriegt, ohne zu hinterfragen oder zu prüfen. Dann bin ich morgen früh der erste inner Schlange :mrgreen:
 
[...] Wir können es natürlich auch so machen dass jeder der behauptet "Ich brauche Geld" einfach welches kriegt, ohne zu hinterfragen oder zu prüfen. Dann bin ich morgen früh der erste inner Schlange :mrgreen:
Ich aber auch :D

Aber dennoch ist das nur eine Seite der Medaille. Mit dieser verhältnismäßig preiswerten Maßnahme erkauft man sich nämlich Frieden im Lande. So einfach ist das.

Wir haben ja gerade ein aktuelles Beispiel direkt vor der Nase: Die Philippinen. Der Taifun Haiyan hat dort nicht nur etlichen Menschen das Leben gekostet, sondern vor allem auch Infrastruktur zerstört. Den Menschen mangelt es am Allernötigsten: Wasser, Nahrung, Strom und Medizin. Und was passiert? Plünderungen, Gewalt, Überfälle, Faustrecht. Das ist so weit ausgeartet, dass dort jetzt das Kriegsrecht ausgerufen wurde.

Was würde nun passieren, wenn man keine Sozialhilfe (Hartz IV) zahlen würde? Na erstmal hätten die Leute nichts mehr zu essen. Binnen weniger Wochen oder Monate keine Wohnung mehr, also de facto kein Wasser, kein Strom, keine Nahrung. Vielleicht noch Medizin, aber die ist nur dann wichtig, wenn man erstmal Wasser und Nahrung hat. Es käme hier innerhalb kürzester Zeit zu ähnlichen Zuständen wie auf den Philippinen. Da kann dann nur noch das Militär Ordnung bringen - durch massive Gewalt. Du und ich brauchen dann entweder einen Panzer, um zur Arbeit zu kommen oder wir können gleich kündigen, wenn uns unser Leben lieb ist. Und ich kann den Leuten nicht mal einen Vorwurf machen, weil ich exakt das Gleiche in deren Lage tun würde.

Und wenn ich das jetzt vergleiche, dann bin ich sehr einverstanden damit, dass von einem Teil meines Steuergeldes die Hartzies bezahlt werden. Dann sollen sie lieber noch ein paar Euro mehr bekommen...
 
@paymymail
Es gibt sicher einige Menschen, die das Hartz IV-System ausnutzen. Aber ist das ein Grund, um gleich alle Empfänger von staatlicheer Hilfe unter Generalverdacht zu stellen und ihre Internetaktivitäten auszuspähen?

Du scheinst keine staatliche Unterstützung zu bekommen sondern selbst Geld zu verdienen. Aber vielleicht hinterziehst Du ja auch Steuern in nicht geringem Maß wie z.B. Herr Hoeneß? Sollte man dann Deine Internetaktivitäten auch ausspähen, um zu überprüfen, dass Du auch jeden Cent, den Du verdienst, versteuerst?

Bei Kontrollmaßnahmen kommt es immer auf die Verhältnismäßigkeit an, und die wird eindeutig überschritten, wenn die ARGE die Privatsphäre ohne eindeutigen Hinweis verletzt.
 
Aber dennoch ist das nur eine Seite der Medaille. Mit dieser verhältnismäßig preiswerten Maßnahme erkauft man sich nämlich Frieden im Lande. So einfach ist das.

Panem et circenses - Brot und Spiele, die Masche hatten schon die Kaiser im alten Rom drauf...
Dazu ist aber zu sagen, natürlich wahrt das den Frieden im Lande, aber es geht auch nicht ewig gut, eine ganze Bevölkerungsschicht mit kompletten Familien, die teilweise schon mit 3 Generationen auf Hartz sind in einem Teufelskreis aus Junk Food und RTL verrotten und verblöden zu lassen, nur um diese ruhig zu stellen.
Meiner Meinung nach ist es Aufgabe des Staates, natürlich in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, dafür zu sorgen, dass jeder die Möglichkeit hat sich und seine Familie ernähren zu können, ohne auf Almosen angewiesen zu sein. Das fängt beim Mindestlohn an und hört beim Bildungssystem auf und beides ist in Deutschland ehrlich gesagt beschi... ähm... bescheiden.
Für die, die am Ende trotz aller Chancengleichheit leer ausgehen, sollte es ein Grundeinkommen geben, mit dem man in Deutschland leben kann. Nicht im Luxus, aber man sollte auch nicht in der schlimmsten Bruchbude leben und sich in Armenküchen ernähren müssen, zusätzlich sollten freiwillige Bildungsangebote (keine bei angedrohten Leistungskürzungen aufgezwungenen, oft sinnlose Maßnahmen) existieren, damit jene sich weiterbilden und qualifizieren können (wofür auch immer^^) und nicht untätig zuhause rumsitzen müssen. Das wäre ein wirklich gerechtes System in meinen Augen...

Für die paar wirklich Faulen, die nicht arbeiten wollen, wäre das zwar der Himmel auf Erden... die rutschen aber auch jetzt schon irgendwie durchs System.
 
Panem et circenses - Brot und Spiele, die Masche hatten schon die Kaiser im alten Rom drauf...
Genau. Damals ging es gut, heute geht es gut. Es wird immer gut gehen. Rom ist nicht an den Spielen zerbrochen und auch nicht am Brot. Und so wird Deutschland auch nicht an Hartz IV und schon gar nicht an RTL zerbrechen :)

[...] Für die, die am Ende trotz aller Chancengleichheit leer ausgehen, sollte es ein Grundeinkommen geben, mit dem man in Deutschland leben kann.
Das haben wir doch. Es nennt sich "Hartz IV". Das ist das vom Staat ausgerechnete Lebensminimum. Also die Summe, die man mindestens zum (Über-)Leben braucht. Von dem Geld soll man sich kleiden, essen, trinken und letztlich auch Strom bezahlen. Heizung geht extra, genauso wie Warmwasser und Miete.

Und nun sind wir wieder an dem Punkt, da man sich darüber beschweren kann, dass Hartz IV zu niedrig ist oder auch nicht. Ich könnte von dem Geld nicht leben. Aber es gibt ja sogar Leute, die verkaufen ihre Arbeitskraft sogar noch unter dem Satz, stocken dann auf und können davon leben. Also bin ich wohl nur eine verwöhnte Heulsuse.

Wenn man darüber hinaus der BILD glaubt, dann geht es den Hartzies ja auch noch viel zu gut. Da wird ja laufend zur Jagd gegen eben jene gerufen, weil ein jeder Hartzi wohl auch gleich ein betrügerischer Schmarotzer ist. Verdienen die BILD-Reporter wirklich so schlecht, dass sie keine anderen Feindbilder mehr finden? Na egal...

[...] Für die paar wirklich Faulen, die nicht arbeiten wollen, wäre das zwar der Himmel auf Erden... die rutschen aber auch jetzt schon irgendwie durchs System.
Mein Reden - bis auf "Himmel auf Erden". Ich gestehe wiederholt und ganz ehrlich: Ich gehe nur aus einem einzigen Grund arbeiten: Des Geldes wegen. Ich habe tatsächlich keinerlei anderen Antrieb. Ich will mich nicht selbst verwirklichen, hätte ohne Arbeit genug Hobbies und Interessen, denen ich schon heute lieber ganztags frönen würde, als mich irgendwo unterjochen zu lassen. Mir ist im Leben noch nie die Decke auf den Kopf gefallen - nicht mal als ich nach einem Motorradunfall 8 Wochen im Bett bleiben musste. Ich kann sehr gut ohne Wecker und ohne das ganze versiffte Volk im Bus morgens und abends leben. Ich mache es nur, weil ich einen Lebensstandard habe, den ich halten will.

Wer aber von Hartz IV leben kann, dem gönne ich die Freizeit von ganzem Herzen. Ob nun Hartz IV zu wenig oder angemessen für den Durchschnittsbürger ist, vermag ich nicht zu sagen. Mir wäre es viel zu wenig. Aber irgendein überbezahlter Hans Wurst hat das jedenfalls so errechnet. Und da es keinerlei Aufstände im Land gibt, keine Plünderungen oder sonstwas, scheint er ja nicht so viel daneben gelegen zu haben.
 
Ob nun Hartz IV zu wenig oder angemessen für den Durchschnittsbürger ist, vermag ich nicht zu sagen. Mir wäre es viel zu wenig.

Sieh es mal so: Die Mutter eines Mitschülers meines Sohnes in der Grundschule kam aus Costa Rica. Sie heiratete einen Deutschen, bekam innerhalb eines Jahres nach der Hochzeit ein Kind. Ein Jahr später reichte sie die Scheidung ein. Da der Ehemann nicht viel verdiente, erhielt sie zuerst Hartz IV plus Wohngeld. Als der Sohn alt genug war, um in die Schule zu gehen, mußte sie einen Job annehmen. Sie ging putzen.

Nach weiteren 2 Jahren geriet sie in ihrem Wohnblock mit einer Nachbarin in Streit. Die Nachbarin zog ihr eine Flasche über den Kopf. Es kam zu einem Gerichtsverfahren wegen Körperverletzung. Der Mutter des Mitschülers meines Sohnes wurden 3.000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen. Sie entschied, für das Geld die gesamten Sommerferien in Costa Rica bei ihrere Familie zu verbringen. Ihr Arbeitgeber sagte ihr, er könne ihr nur 2 Wochen Urlaub gewähren, da im Sommer viele andere Frauen auch Urlaub beantragt hatten. Der Frau war die Aussage des Arbeitgebers egal. Bevor sie nach Costa Rica flog, sagte sie mir: "Soll er mir doch kündigen. Von Hartz IV kann ich auch gut leben. "

Nach den Sommerferien war sie arbeitslos und kassierte wieder Hartz IV.
 
Sieh es mal so: Die Mutter eines Mitschülers meines Sohnes in der Grundschule kam aus Costa Rica. [...] Sie entschied, für das Geld die gesamten Sommerferien in Costa Rica bei ihrere Familie zu verbringen. [...] Nach den Sommerferien war sie arbeitslos und kassierte wieder Hartz IV.
Willst Du meine Meinung dazu? Wäre ich an ihrer Stelle, hätte ich es genauso gemacht.

Ein guter Arbeitgeber hätte ihr vielleicht angeboten, ihr dann in den Winterferien entsprechend lange frei zu geben, wenn es im Sommer partout nicht geht. Oder er hätte ihr das für das nächste Jahr im Sommer schon zugesagt. Hat er sicherlich nicht nötig, weil man halt Putzkräfte quasi an jeder Ecke findet. Aber das unterscheidet halt einen guten von einem schlechten Arbeitgeber: Ein guter sucht auch aktiv nach Lösungen mit seinen Angestellten. Ein schlechter sagt nur stumpf, was alles nicht geht (und droht vielleicht sogar mit Kündigung).

Von der anderen Seite betrachtet stellt sich die Frage, was sie verloren hat. Mit der Putzstelle hat sie ja keinen Job aufgegeben, der ihrem Leben einen goldenen Herbst beschert hätte. Im Gegenteil denke ich, dass sie nur unwesentlich mehr Geld bekommen haben dürfte, als mit Hartz IV. Von daher hat sie sich ja nicht "ihr Leben ruiniert". Unter dem Gesichtspunkt denke ich, dass auch sie eben höhere Prioritäten hat, als eine schlecht bezahlte Putzstelle, die man notfalls immer wieder findet.

Das JobCenter wird die Dame auch irgendwann schon wieder dazu nötigen, irgendeinen Job anzunehmen und sie vermutlich wieder putzen schicken. Dann ist wieder alles genauso beschissen wie vorher. Aber dafür hat sie nach Jahren mal wieder ihre Familie gesehen und Zeit mit ihr verbracht. Aus meiner Sicht hat sie aus ihrer Situation das Beste gemacht, das möglich war...
 
Wir können es natürlich auch so machen dass jeder der behauptet "Ich brauche Geld" einfach welches kriegt, ohne zu hinterfragen oder zu prüfen. Dann bin ich morgen früh der erste inner Schlange :mrgreen:
Eine noch bessere Lösung: Wir geben einfach jedem Deutschen den Hartz IV Satz, völlig ohne Prüfung, einfach jedem, bedingungslos. Im Gegenzug streichen wir den Steuerfreibetrag. Wer Einkommen hat, der zahlt seinen "Hartz IV"-Anteil dann mit den Steuern zurück.

Dann könnten wir die Jobcenter wieder dafür nutzen, wofür sie gedacht sind: Menschen zu Arbeit zu verhelfen, die auch arbeiten wollen und können. Aber da sind private Anbieter sowieso schon lange wesentlich besser und effektiver.

Marty
 
Peter Hartz sieht seinen Namen durch «Hartz IV» missbraucht

Folgende News wurde am 15.11.2013 um 07:16:41 Uhr veröffentlicht:
Peter Hartz sieht seinen Namen durch «Hartz IV» missbraucht
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Berlin (dpa) - Der Arbeitsmarktreformer Peter Hartz sieht es als «Ironie der Geschichte», dass sein Name heute im Schlagwort «Hartz IV» als Synonym für das Arbeitslosengeld II herhalten muss.
«Wir haben nie den Langzeitarbeitslosen schaffen wollen. Der Ansatz war ja, es ist zumutbar für die Leute, vorübergehend mit dem Geld auszukommen, wenn sie eine Perspektive haben», sagte der frühere VW-Personalvorstand der «Süddeutschen Zeitung» im Rückblick auf die Sozialreformen der «Agenda 2010» unter dem damaligen SPD-Kanzler Gerhard Schröder. «Es ist doch keine Perspektive, wenn das Arbeitslosengeld II für ein ganzes Leben ausreichen soll.»
Weil die von ihm geleitete «Regierungskommission für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt» in keine Überschrift gepasst habe, seien daraus die «Hartz-Kommission» und später die Reformgesetze Hartz I bis IV geworden, schilderte der 72-Jährige. «Hätte ich Leutheusser-Schnarrenberger geheißen, wäre mir das erspart geblieben.»
 
«Wir haben nie den Langzeitarbeitslosen schaffen wollen. Der Ansatz war ja, es ist zumutbar für die Leute, vorübergehend mit dem Geld auszukommen, wenn sie eine Perspektive haben»

... und wieder einer der ganz baff ist, dass das was er mitgeschaffen hat die Welt doch nicht in einen besseren Ort verwandelt hat. Grüße an Herrn Oppenheimer;)
 
Eine noch bessere Lösung: Wir geben einfach jedem Deutschen den Hartz IV Satz, völlig ohne Prüfung, einfach jedem, bedingungslos. Im Gegenzug streichen wir den Steuerfreibetrag. Wer Einkommen hat, der zahlt seinen "Hartz IV"-Anteil dann mit den Steuern zurück.

Dann könnten wir die Jobcenter wieder dafür nutzen, wofür sie gedacht sind: Menschen zu Arbeit zu verhelfen, die auch arbeiten wollen und können. Aber da sind private Anbieter sowieso schon lange wesentlich besser und effektiver.

Marty

Wenn du sagst bedingungslos, dann heißt das einfach auch, ohne Prüfung der Bedürftigkeit. Dann brauchen wir weder Jobcenter noch Sozialamt. Auch keine Sozialrichter mehr, wenn es nix zu streiten gibt, keine Trainingsmaßnahmen und all das Zeug...und wenn wir dann das eingesparte Geld verteilen, dann fallen weitere Sachen weg, wie Kige, Unterhalt, Betreuungsgeld, Elterngeld....aber dann fällt eben auch das Druckmittel weg, dass vielen in Niedriglöhnen Angst macht oder dass andere in ungeliebten Jobs hält.

Arbeitsvermittlung findet in den wenigsten Jobcentern statt, schon weil viele Stellen gar nicht existieren. Die einen wurden nur "vergessen" auszutragen, die sind längst vergeben, die anderen gab es nie, die sind nur Werbung in Branchen, die ein Werbeverbot haben...
Und private Arbeitsvermittler - na ja - da gibt es auch sone und solche, manche haben mit dem Arbeitgeber ausgemacht, dass er die neuen nach 6 Monaten wieder entlässt, er bekommt ja nach 6 Monaten erst den zweiten Teil der Vermittlungsprovition...kurz danach die für die nächsten. Damit ist beiden gedient, die Arbeitnehmer strängen sich an, damit sie übernommen werden, der Vermittler kassiert..