Ich habe mal das Thema eröffnet, weil ich denke, dass es zu diesem Thema Diskussionsbedarf gibt und es natürlich nicht in den "China versus Tibet"-Thread gehört.
Und ohne große Einleitung zum Thema (der Titel sagt ja im Grunde alles) will ich gleich mal nahtlos anknüpfen:
SS StaatsSicherheit anwesend war, hat es kaum jemand aus Angst oder was auch immer getan, mit Ausnahme der "üblichen Verdächtigen". Darüber hat sich meine Tante aus Tempelhof immer köstlich amüsiert, wenn wir ihr davon erzählt haben *g* Aber im Grunde war es auch völlig egal, ob nun die CDU 0,1% oder 0,2% eingefahren hat.
EDIT: Habe gerade nochmal Rücksprache gehalten und ich habe hier in Size 1 Mist geschrieben. Also da war wohl nichts vorankreuzt, sondern "man konnte die Volksvertreter wählen, die man sowieso nicht kannte". Niemand hat die Wahlkabine genutzt, weil man eben den erstbesten angekreuzt hat. Wenn jemand doch in die Wahlkabine verschwand, wurde wohl die anwesende Staasi hellhörig, weshalb man auch einfach sein Kreuz irgendwo gemacht hat und gut ist. War sowieso egal
(Wie heute? - Natürlich nicht!
)
Überwacht wird man heute von staatlicher Seite auch, nur zerfetzt man sich heute nicht mehr das Maul darüber. Wenn irgendwann die BRD zusammenbrechen sollte und die Akten des BND geöffnet werden, möchte ich nicht wissen, wer sich in den Akten alles wiederfindet.
Planwirtschaft war nur deshalb ein Problem, weil man sich von unten bis oben in die eigene Tasche gelogen hat. Wenn ein Betrieb den Plan nur zu 50% erfüllt hat, hat man sich von Station zu Station bis zum ZK nach oben gelogen und schließlich waren es 120%, obwohl nur 50% des Plans erfüllt wurden.
Die anderen Ereignisse wie beispielsweise in Ungarn haben nur insofern etwas mit Deutschland zu tun, als dass die Ostdeutschen dieses Land als Fluchtmöglichkeit genutzt haben. Ansonsten war es wohl kaum der Stein des Anstoßes für den innerdeutschen Umbruch.
Zwei Mädels aus meiner Klasse (die eine hatte einen evangelischen Pfarrer zum Vater) haben sich geweigert, in die FDJ einzutreten. Trotzdem ist eine von beiden auf die EOS (Gymnasium) gekommen.
Also aus meiner Sicht und meinem persönlichen Umfeld habe ich von Verfolgung, Inhaftierungen und dergleichen nichts mitbekommen. Im Gegenteil habe ich stets nur Menschen getroffen, die meine Meinung teilten und sich mit mir hinter vorgehaltener Hand über die SED und den ganzen Bonzenstamm lustig gemacht haben. Zur Wahl hieß es immer (auch in meiner Familie): "Morgen gehen wir wieder falten..."
Heute klingt das alles ganz furchtbar, aber damals war es einfach Spaß und körperliche Aktivität. Klang schon damals ganz furchtbar für meine Westverwandtschaft, aber nur weil man sich ein ganz anderes Bild vom Erzählen gemacht hat, als es wirklich war.

Und zur heutigen "Freiheit": Überleg' doch einfach noch mal ganz genau, ob Du damit so recht hast. Viele Websites werden von Google ausgeblendet, weil sie in Deutschland verboten sind. YouTube muss Videos löschen, die nicht "konform" sind. Bücher, Musik und Videos werden indiziert oder gleich ganz verboten, etc pp. Das alles natürlich in viel kleinerem Stil als in der DDR, aber das Prinzip ist exakt das Gleiche. Dass man heute mit etwas technischem Sachverstand durchaus die Möglichkeit hat, diese "Sperren" zu umgehen und trotzdem an seine Informationen kommt, sei dahin gestellt. Aber damals kannte auch jeder jemanden mit Westverwandtschaft und konnte sein Geld in harte Wärung tauschen, um gelegentlich im Intershop einzukaufen.
Klar hatten die meisten Menschen die Schnauze voll, ständig unter massiven Verboten zu leben. Vor allem in Sachsen, die keine Chance hatten, Westfernsehen zu schauen. Aber so erschüttert meine Westverwandten waren, dass ich als Kind schon Handgranatenweitwurf im Sportunterricht machen musste, so erschüttert war ich, dass meine Tante 2 mal in einem Jahr von Türken überfallen, geschlagen und die Handtasche geraubt worden ist. Sowas kannte man im Osten eben gar nicht. Und als wir hörten, dass die Tochter einer Freundschaft meiner Tante (oder Enkelin? - weiß nicht mehr) auf dem Strich gelandet ist und ihren Körper für Drogen verkaufte, obwohl sie erst 14 war, da waren wir viel erschütterter und haben uns gefragt, ob das wohl der Preis der Freiheit ist...
Gruß,
Photon
Und ohne große Einleitung zum Thema (der Titel sagt ja im Grunde alles) will ich gleich mal nahtlos anknüpfen:
Die Wahlfälschungen waren ja eigentlich keine. Die Wahl verlief so, dass die SED "vorangekreuzt" war. Soll bedeuten, wer ins Wahllokal gegangen ist und seinen Zettel einfach nur gefaltet und in die Urne warf, hat damit automatisch die SED gewählt. Wer das nicht wollte, musste die vorgedruckte Stimme streichen und eine andere Partei ankreuzen. Da in jedem Wahllokal auch jemand von der[...] aber es führten auch noch andere gründe dazu, dass die leute auf die straße gingen. z.b. planwirtschaft, staatliche überwachung und repressionen durch die stasi, wahlfälschungen, reformunfähigkeit der alten garde und natürlich auch die ereignisse in anderen sozialistischen ländern z. b. ungarn.
EDIT: Habe gerade nochmal Rücksprache gehalten und ich habe hier in Size 1 Mist geschrieben. Also da war wohl nichts vorankreuzt, sondern "man konnte die Volksvertreter wählen, die man sowieso nicht kannte". Niemand hat die Wahlkabine genutzt, weil man eben den erstbesten angekreuzt hat. Wenn jemand doch in die Wahlkabine verschwand, wurde wohl die anwesende Staasi hellhörig, weshalb man auch einfach sein Kreuz irgendwo gemacht hat und gut ist. War sowieso egal
Überwacht wird man heute von staatlicher Seite auch, nur zerfetzt man sich heute nicht mehr das Maul darüber. Wenn irgendwann die BRD zusammenbrechen sollte und die Akten des BND geöffnet werden, möchte ich nicht wissen, wer sich in den Akten alles wiederfindet.
Planwirtschaft war nur deshalb ein Problem, weil man sich von unten bis oben in die eigene Tasche gelogen hat. Wenn ein Betrieb den Plan nur zu 50% erfüllt hat, hat man sich von Station zu Station bis zum ZK nach oben gelogen und schließlich waren es 120%, obwohl nur 50% des Plans erfüllt wurden.
Die anderen Ereignisse wie beispielsweise in Ungarn haben nur insofern etwas mit Deutschland zu tun, als dass die Ostdeutschen dieses Land als Fluchtmöglichkeit genutzt haben. Ansonsten war es wohl kaum der Stein des Anstoßes für den innerdeutschen Umbruch.
Das muss wohl von Region zu Region unterschiedlich gewesen sein. Ich bin in Berlin groß geworden, hatte Westverwandtschaft und sogar regen Kontakt zu denen. Wir hatten Telefon und ein Auto auch ohne bei der Staasi oder auch nur in der Partei gewesen zu sein. Ich bin mit "Westklamotten" zur Schule gegangen und habe die BRAVO, Sticker und diese ekelhaften Leuchteschnürsenkel auf dem Schulhof verkauft. Niemand aus meiner Familie war jemals im Knast, ich hatte in "Staatsbürgerkunde" meine 1 und auch sonst einen Schnitt von 2,1 in der Schule. Ich habe schon im Unterricht unbequeme Fragen gestellt und weder mein Vater, noch meine Mutter (beide in der Abteilung Volksbildung beschäftigt) wurden deswegen auch nur "befragt". Im Gegenteil hat mein Staatsbürgerkundelehrer (der für die Staasi gearbeitet hat, genauso wie unsere Direktorin, was jeder wusste) zu mir gesagt: "Mir ist es egal, welche politische Meinung Du hast, so lange Du den Stoff lernst und es auch verstehst." Ich habe gelernt, verstanden und war anderer Meinung.im osten gab es in etwa die gleiche meinungsfreiheit, wie im dritten reich! mit dem unterschied, dass man nicht gleich erschossen wurde. das ging schon in der schule los, das grundschüler im UNTERRICHT!!! ausgefragt wurden, wie "unser sandmännchen" aussieht. wenn dann jemand sagte, der hat ne jeansjacke an, durften die eltern sich AN IHREM ARBEITSPLATZ gleich dafür rechtfertigen, wieso ihr kind westfernsehen schaut.
Zwei Mädels aus meiner Klasse (die eine hatte einen evangelischen Pfarrer zum Vater) haben sich geweigert, in die FDJ einzutreten. Trotzdem ist eine von beiden auf die EOS (Gymnasium) gekommen.
Also aus meiner Sicht und meinem persönlichen Umfeld habe ich von Verfolgung, Inhaftierungen und dergleichen nichts mitbekommen. Im Gegenteil habe ich stets nur Menschen getroffen, die meine Meinung teilten und sich mit mir hinter vorgehaltener Hand über die SED und den ganzen Bonzenstamm lustig gemacht haben. Zur Wahl hieß es immer (auch in meiner Familie): "Morgen gehen wir wieder falten..."
Und? Wir haben uns als Kinder gefreut, Thälmannpioniere zu werden und später FDJler. Nicht aus politischen Gründen, sondern weil die FDJler "die Großen" waren. Wir haben uns gefreut, dass alle Sportvereine kostenlos waren und schon die Pioniere dazu animiert wurden, irgendeinen Sport zu betreiben. Ich war dann auch in der GST Motorsport, um meinen Führerschein für das Motorrad für 65 Mark machen zu können. Später war ich 14 Tage im GST-Lager, um meinen LKW-Führerschein für 120 Mark zu bekommen. Leider kam ja dann die Wende dazwischen, ansonsten hätte ich den gern noch mitgenommen. Und niemand aus meiner damaligen Gruppe war bei der GST aus Überzeugung, sondern nur wegen dem Führerschein und dem Suff. Und niemand hat sich im GST-Lager daran gestört, dass es nach dem Frühsport mit dem "Handgranatenweitwurf" weiter ging oder man mit Holzgewehren im Dreck gelegen hat. Im Gegenteil hat das sogar Spaß gemacht.im übrigen war die DDR von ihren strukturen her dem nationalsozialismus gar nicht unähnlich. z.b. die jugendorganisationen, jungpioniere, thälmannpioniere, freie deutsche jugend - straff organisiert, inkl. fahnenapell, fackelumzügen und eigenem gruß ...
Heute klingt das alles ganz furchtbar, aber damals war es einfach Spaß und körperliche Aktivität. Klang schon damals ganz furchtbar für meine Westverwandtschaft, aber nur weil man sich ein ganz anderes Bild vom Erzählen gemacht hat, als es wirklich war.
Das war damals genauso. Nur dass die "Verfassung" eine andere und enger gesteckt war.heute darf jeder jeden mist verbreiten, solange er nicht verfassungsfeindlich ist. in meinen augen ein großer unterschied.![]()
Abgesehen davon, dass die technischen Entwicklungen des Ostens lieber in den Westen für Devisen verkauft wurden und das Volk etwa 5 Jahre "hinterherhinken" musste, gab es auch noch gar kein Internet. Aber Leute in meinem Umfeld wurden dank westlicher Druckerzeugnisse durchaus auf dem Laufenden gehaltenheute hast du ausserdem die möglichkeit, z.b. übers internet, jede nachricht zu hinterfragen und dir so ein eigenes bild zu machen, was für dich wahr und unwahr ist.
Und zur heutigen "Freiheit": Überleg' doch einfach noch mal ganz genau, ob Du damit so recht hast. Viele Websites werden von Google ausgeblendet, weil sie in Deutschland verboten sind. YouTube muss Videos löschen, die nicht "konform" sind. Bücher, Musik und Videos werden indiziert oder gleich ganz verboten, etc pp. Das alles natürlich in viel kleinerem Stil als in der DDR, aber das Prinzip ist exakt das Gleiche. Dass man heute mit etwas technischem Sachverstand durchaus die Möglichkeit hat, diese "Sperren" zu umgehen und trotzdem an seine Informationen kommt, sei dahin gestellt. Aber damals kannte auch jeder jemanden mit Westverwandtschaft und konnte sein Geld in harte Wärung tauschen, um gelegentlich im Intershop einzukaufen.
Klar hatten die meisten Menschen die Schnauze voll, ständig unter massiven Verboten zu leben. Vor allem in Sachsen, die keine Chance hatten, Westfernsehen zu schauen. Aber so erschüttert meine Westverwandten waren, dass ich als Kind schon Handgranatenweitwurf im Sportunterricht machen musste, so erschüttert war ich, dass meine Tante 2 mal in einem Jahr von Türken überfallen, geschlagen und die Handtasche geraubt worden ist. Sowas kannte man im Osten eben gar nicht. Und als wir hörten, dass die Tochter einer Freundschaft meiner Tante (oder Enkelin? - weiß nicht mehr) auf dem Strich gelandet ist und ihren Körper für Drogen verkaufte, obwohl sie erst 14 war, da waren wir viel erschütterter und haben uns gefragt, ob das wohl der Preis der Freiheit ist...
Dann leg' mal los, bin schon gespannt![...]
zu den diskussionen zur ddr: gehört nicht in diesen thread, wenn da drüber diskutiert werden soll/muss/will oder was auch immer, dann macht einen eignen thread auf. ich hätte dann auch einiges zu erzählen, ich habe in "meinen 4 jahren" ddr zwar nicht wirklich viel davon mitbekommen, aber ich habe schon oft mit ältern, bekannten etc. darüber geredet und da war luxus bei den meisten kein thema.
Gruß,
Photon
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