Wie Negativzinsen für Sparer zur Gefahr werden
Mit der WGZ Bank führt nun die vierte Bank Negativzinsen ein. Bisher bleiben Kleinanleger zwar von der Gebühr verschont. Doch indirekt könnten sich die Strafzinsen für viele Sparer schon jetzt nachteilig auswirken. Die Deutsche Bank geht sogar davon aus, dass Minuszinsen für Privatanleger bald zur Normalität werden.
Seit die Europäische Zentralbank (EZB) Strafzinsen von Banken verlangt, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Geldinstitute die Negativzinsen an ihre Kunden weiterreichen. Als erste Bank hat die Deutsche Skatbank das Tabu gebrochen, gefolgt von der DZ Privatbank. Als erste deutsche Großbank erwägt aktuell auch die Commerzbank für Großkunden Minuszinsen zu erheben, wie gestern bekannt wurde. Nun schließt sich auch die WGZ Bank dem Trend an, wie die Rheinische Post aktuell berichtet. "Die WGZ Bank berechnet ausschließlich institutionellen Kunden - und davon nur einem geringen Teil - negative Zinsen. Andere Kundengruppen werden derzeit nicht belastet", so ein Sprecher des Geldinstituts.
Nahezu jeder Verbraucher von Negativzinsen betroffen
Bisher bleiben Sparer mit kleineren Anlagen von Strafzinsen verschont. Doch nach Einschätzung von Bank-Managern läuft deren Schonfrist bald ab. Auch sie müssen dann Negativzinsen auf ihr Sparbuch oder Tagesgeld zahlen. Der Welt am Sonntag zufolge geht die Deutsche Bank sogar davon aus, dass Minuszinsen für Sparer bald zum Alltag gehören. Doch schon jetzt könnten sie von den Strafgebühren indirekt betroffen sein. "Was zunächst klingt wie ein Problem der Profianleger, trifft über Fonds oder Lebensversicherung nahezu jeden", erläutert aktuell die WirtschaftsWoche. Denn erheben Banken wie die DZ Privatbank zusätzliche Gebühren für Kapital, das Fondsmanager beispielsweise als Puffer angelegt haben, fehlt dieses Geld - zunächst den Fonds und schließlich auch den Anlegern.
"Strafzinsen fatales Signal für Sparer"
Alexander Erdland, der Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft, kritisiert die aktuelle Entwicklung. Denn die Versicherungsbranche zählt zu den größten institutionellen Kapitalanlegern Deutschlands. Sie ist daher auch von Negativzinsen betroffen. Somit schaden die Minuszinsen "dem privaten Vorsorgegedanken und erschüttern das Vertrauen in die gesamte Finanzbranche", so Erdland. "Strafzinsen sind ein fatales Signal für alle Sparer."
Negativzinsen: Welche Konsequenzen werden Privatanleger ziehen?
Die meisten Sparer wissen seit langem, dass ihr Geld auf dem Sparbuch oder Tagesgeldkonto kaum noch verzinst wird. Oftmals können die Zinsen nicht einmal mehr die Inflation ausgleichen. Dennoch handeln nur die wenigsten Kleinanleger und suchen nach besseren Alternativen für ihre Geldanlage. Sollten Banken künftig Negativzinsen von Privatanlegern mit geringen Bankeinlagen verlangen, könnte dies jedoch zum Umdenken führen. Zu hoffen bleibt dabei, dass sich die Sparer nicht dazu entscheiden, ihr Erspartes auszugeben, ehe es durch Minuszinsen aufgefressen wird. Vor diesem Schritt sollten sie zumindest überprüfen, welche anderen Möglichkeiten es noch gibt, ihr Kapital mit einem gesunden Mix aus Sicherheit und Risiko anzulegen.
