"Traue niemandem!"
Reiz und Risiko von Verschwörungstheorien

(lifepr) Berlin, 26.05.2017 - Die aktuell zu beobachtende Zunahme von Verschwörungstheorien sei der Preis für das Mehr an Wissen in unserer Gesellschaft. So der Historiker und Soziologe Dr. Christian Ruch bei einem Vortrag am 25. Mai im Zentrum Weltanschauungen im Rahmen des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Berlin. Als Gegenmittel empfahl Ruch, mit Verschwörungstheoretikern nicht zu diskutieren, sondern Fragen nach ihrer dahinterliegenden Motivation zu stellen.

Zunahme von Verschwörungstheorien

„Die Zahl der Verschwörungstheorien nimmt in letzter Zeit wahnsinnig zu“, so der in Chur/Schweiz lebende Ruch. Neu sei das Phänomen allerdings nicht, neu sei die Verbreitungsgeschwindigkeit von Verschwörungstheorien vor allem durch das Internet. Als historische Beispiele nannte der Historiker und Soziologe die Behauptung im Mittelalter, die Juden hätten Brunnen vergiftet und seien deshalb schuld an der Pest, den Hexenwahn der frühen Neuzeit und aktuell die Theorie der sogenannten Chemtrails: Die Kondensstreifen der Flugzeuge seien absichtlich mit Chemikalien angereichert, um die Bevölkerung zu reduzieren.

Reduktion von Komplexität

Die Antwort darauf, warum Menschen heute diversen Verschwörungstheorien Glauben schenken, sieht Ruch in unserer zunehmend komplexeren Gesellschaft, die man als Einzelner immer weniger verstehe. Gesellschaftliche Vorgänge könnten nicht mehr auf einzelne Akteure zurückgeführt werden, wie das Beispiel der Bankenkrise zeige. Hier setze die Verschwörungstheorie an: sie gebe eine Erklärung, in der in einem schwer zu durchschauendem Geschehen Schuldige gefunden werden. „Man redet sich die komplexen Verhältnisse einfach, in dem man sich einen Sündenbock sucht“, so Ruch. Außerdem werde es durch die von den Medien produzierte „Simulation“ immer schwerer, Wahrheit von Fiktion zu unterscheiden.

Was tun gegen Verschwörungstheorien?

Auf die Frage, was man gegen Verschwörungstheorien machen könne, verwies Christian Ruch auf die Schwierigkeit, argumentativ dagegen vorzugehen. Fragen zu stellen führe dagegen weiter. Durch die Frage, warum ihm das so wichtig sei, solle die Motivation des Verschwörungstheoretikers offen gelegt werden: als Ausdruck seiner Reaktion auf die komplexe Sozialwelt. Der Historiker und Soziologe betonte aber auch, dass Defizite, die eine Person hat, sich in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft zurecht zu finden, ernst genommen werden müssten.
Medien & Kommunikation
[lifepr.de] · 26.05.2017 · 17:00 Uhr
[0 Kommentare]
 
Israel erwägt vor Rafah-Angriff neuen Geisel-Deal
Tel Aviv/Gaza (dpa) - Kurz vor Israels erwarteter Bodenoffensive in Rafah im Süden des […] (00)
Hermes wächst weltweit: Umsatz steigt in allen Märkten
Hermes, der französische Hersteller luxuriöser Handtaschen, verzeichnete im ersten Quartal […] (00)
Nagelsmann widerspricht Eberl: Kein Bayern-Stachel
München (dpa) - Julian Nagelsmann hat sich bei seiner Entscheidung für eine […] (02)
TV total schwächelt wieder und lässt Mario Barth vorbeiziehen
ProSieben setzte am Mittwochabend wie gewohnt zur Primetime auf eine neue Ausgabe von TV total. Seit etwa […] (00)
Heidi Klum trennt sich von zwei Model-Anwärtern
München (dpa) - Da waren es nur noch 18: Das Kandidatenfeld bei der ProSieben-Castingshow «Germany's […] (01)
Chemie: Erstmals konnten Diamanten unter Normaldruck erzeugt werden
Diamanten entstehen unter hohem Druck. Natürlich vorkommende Diamanten entstanden bei […] (00)
 
 
Suchbegriff

Diese Woche
Letzte Woche
Vorletzte Woche
Top News