Oh my Goods: Das produktive Kartenspiel im Test
Das Kartenspiel Oh my Goods dürfte einigen von euch vielleicht unter den Namen Royal Goods bekannt sein. Das Spiel erschien schon zur Spielemesse 2015 in Essen. Nachdem das Spiel dann aber rasch vergriffen war, kam es nun unter dem Banner von Lookout Spiele mit neuem Namen erneut in den Handel. Für uns Grund genug, das Spiel noch einmal ausführlich zu beleuchten.
Alexander Pfister hat einen Lauf. In der letzten Zeit lieferte der Brettspiel-Autor Perlen wie Broom Service und Isle of Skye ab. Letzteres wurde gerade erst für die Auszeichnung Spiel des Jahres 2016 nominiert. Zwischenzeitlich hatte Alexander Pfister aber offenbar immer noch genug Zeit für das kleine Kartenspiel Oh my Goods. Wie wir es vom Spieleerfinder gewohnt sind, kommt das strategische Element auch in diesem Spiel nicht zu kurz.
Oh my Goods! Du meine Güter!
Mit 110 Spielkarten und einer kurzen Anleitung fällt das Material von Oh my Goods nicht gerade umfangreich aus. In der kleinen Packung lässt sich das Spiel dafür umso besser transportieren und eignet sich daher auch gut als Mitbring-Spiel. Auf dem Spieltisch braucht ihr aber dennoch ein wenig Platz. Denn schnell hat jeder Spieler eine ganze Menge Karten vor sich ausgebreitet.
Dabei beginnt die ganze Angelegenheit ziemlich harmlos. Jeder Spieler erhält eine Arbeiter-Karte sowie eine Köhlerei. In der Mitte des Spieltisches liegen noch eine Zahl an Gehilfen aus, wobei die Menge dieser Karten von der Zahl der teilnehmenden Spieler abhängt. Dann gibt es noch fünf Handkarten für jeden Spieler und es kann direkt losgehen.
Praktischerweise lassen sich die Spielkarten auf unterschiedliche Arten verwenden. Das spart Platz und Material. Auf der linken Seite der Karten wird jeweils einer der vielen Rohstoffe angezeigt. Karten, die von der Hand gespielt werden, lassen sich so einfach als den dort dargestellten Rohstoff ausspielen. Gleichzeitig kann jede Karte aber auch als ein Gebäude gespielt werden. Für den Bau eines Gebäudes braucht ihr ein wenig Kleingeld. Dafür bringen sie euch aber auch ein paar Siegpunkte ein sowie die Möglichkeit einer neuen Warenproduktion. Sogar die Rückseiten der Karten finden im Spiel Verwendung. Legt ihr die Karten verdeckt oberhalb der Gebäude ab, werden sie als der Rohstoff gewertet, der von dem jeweiligen Gebäude produziert werden kann.
Schnelles Spiel in vier Phasen
Zu Beginn zieht jeder Spieler zwei neue Handkarten vom Nachziehstapel. Ihr beginnt das Spiel also zunächst mit sieben Karten auf der Hand. Wer mag, kann jetzt auch noch seine komplette Hand abwerfen und entsprechend viele Karten nachziehen. Ein Handkartenlimit gibt es übrigens nicht.
Jetzt wird die offene Auslage auf dem Marktplatz hergerichtet. Hier hat sich der Autor eine besonders schöne Methode einfallen lassen, um die Zahl der ausgelegten Karten zu bestimmen. Auf einigen Karten befindet sich ein kleines Symbol mit einer kleinen halben Sonne. Es werden einfach so viele Karten aufgedeckt bis zwei halbe Sonnen ausliegen. Dann ist die Sonne aufgegangen und der Markt öffnet seine Pforten.
Auf dem Marktplatz werden die Karten wie einfache Rohstoffe behandelt. Welches Gebäude auf diesen Karten abgebildet ist, ist dabei unerheblich. Jeder Spieler kann sich später reihum beliebig an den Rohstoffen bedienen. Sie werden vom aktiven Spieler auch nicht aufgebraucht. So kann auch der vierte Spieler noch aus sämtlichen verfügbaren Ressourcen schöpfen und seine Güter damit produzieren.
Über schlampige Arbeiter
Jetzt geht es an die Arbeit. Ihr schickt euren Arbeiter in eine der eigenen Produktionsstätten. Bei Spielbeginn ist das natürlich die Köhlerei, es ist das einzige Gebäude der Spieler beim Start. Ihr legt dazu den Arbeiter einfach unter das Gebäude und schon beginnt der fleißige Kerl sein Werk. Um das Produkt in der Mitte herzustellen, werden jedoch Rohstoffe gebraucht. Habt ihr Glück, findet ihr sämtliche Ressourcen auf dem Marktplatz. Falls nicht, könnt ihr fehlende Materialien immer noch mit Karten von der Hand aufbringen. Diese Karten wandern dann jedoch auf den Ablagestapel und stehen euch nicht mehr zur Verfügung.
Es gibt aber noch einen zweiten Weg, um wertvolle Rohstoffe zu sparen. Euer Arbeiter kann einfach schlampig arbeiten. Um zu schludern, müsst ihr euch allerdings schon vorab dazu entscheiden. Wollt ihr von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, dreht ihr den Arbeiter unter dem Gebäude einfach um 180°. So wird angezeigt, dass dieser nicht ganz so sauber arbeitet wie sonst. Ein schlampiger Arbeiter muss einen beliebigen Rohstoff weniger aufbringen. Dafür produziert er aber auch nur eine Ware, statt der sonst üblichen zwei.
Schaffe, schaffe, Häusle baue
Weiter geht es in die Bauplanung. Wählt dazu eine der Handkarten aus und legt sie zunächst verdeckt vor euch ab. Da die Produktion selbst erst nach Sonnenuntergang einsetzt und weitere Karten dem Markt hinzugefügt werden, könnt ihr spekulieren. Kommen die geforderten Karten für den Bau eines Gebäudes noch auf den Markt? Oder geht ihr auf Nummer sicher und habt schon vorher alles in trockenen Tüchern?
Nachdem der Arbeiter also platziert und ein Bauwerk ausgewählt wurde, geht die Sonne unter. Wieder werden solange Karten vom Nachziehstapel in die Marktauslage gelegt, bis zwei halbe Sonnen aufgedeckt wurden. Eure Auswahl an Ressourcen haben sich somit nochmal vergrößert. Es kann also endlich an die Produktion der Güter gehen.
Wie oben schon beschrieben, klaubt ihr euch die benötigten Ressourcen vom Markt, notfalls auch von eurer Hand zusammen und los geht es mit der Produktion. Habt ihr mindestens eine Ware mit einem Gebäude hergestellt, könnt ihr jetzt von der sogenannten Produktionskette profitieren. Auf der rechten Seite der Karte befindet sich ein weiteres Rohstoff-Symbol, manchmal auch zwei. Setzt ihr diesen Rohstoff zusätzlich ein, bekommt ihr eine zusätzliche Ware dazu. Ihr könnt die Produktionskette so oft benutzen wie ihr möchtet, solange ihr die dazu notwendigen Ressourcen auf der Hand oder auf euren Gebäuden im Vorrat habt. Das Benutzen dieser Kette erweist sich meist als äußerst lukrativ und ihr könnt so einen schnellen Dollar machen.
Um eine Produktion in Gang zu setzen, braucht es allerdings auch immer einen Arbeiter. Zu Spielbeginn verfügt ihr nur über eine Kraft. Hier kommen die Gehilfen ins Spiel, die ihr für ein paar Geldstücke anwerben könnt. Um an Geld zu gelangen, müsst ihr ein paar eurer produzierten Güter verkaufen. Der Preis für ein Produkt steht direkt auf der Gebäudekarte.
Die Gehilfen sind leider nicht ganz so vielseitig wie der Arbeiter. Sie können nur in den auf der Karte angegebenen Produktionsstätten arbeiten. Sie müssen zudem immer sämtliche Voraussetzungen erfüllen, können also nicht schlampig arbeiten. Dennoch produzieren sie immer nur eine Ware, statt der zwei Waren, die der Arbeiter herstellen kann.
Die Möglichkeiten wachsen
Sind sämtliche Produktionsabläufe vollendet, könnt ihr nun auch endlich das immer noch verdeckt liegende Gebäude errichten. Für den Bau benötigt ihr wieder ein wenig Bares. Um die Kosten zu bezahlen, müsst ihr also abermals ein paar Waren abtreten. Dafür habt ihr jetzt natürlich mehr Möglichkeiten, um neue Produkte herzustellen. Außerdem bringt euch jedes Gebäude ein paar Siegpunkte. Damit ein Spieler nicht zu schnell expandiert, ist es in einer Runde immer nur erlaubt entweder ein Gebäude zu bauen oder einen Gehilfen anzuheuern.
Das Spielende wird eingeläutet, sobald ein Spieler über insgesamt acht Gebäude verfügt. Die laufende Runde wird noch zu Ende gespielt. Anschließend folgt die finale Runde, in der eine Sonderregel in Kraft tritt. Jetzt dürfen die Produktionsketten aller Gebäude verwendet werden, selbst wenn dort kein Arbeiter oder Gehilfe liegt. Es ist auch nicht mehr nötig, mindestens eine Ware hergestellt zu haben, um die Produktionskette auslösen zu können.
Zu guter Letzt folgt die Abrechnung und die Siegpunkte auf den Gebäuden sowie den Gehilfen werden gezählt. Für verbleibende Münzen gibt es auch noch ein paar Punkte. Eine Partie dauert ungefähr eine halbe Stunde, lässt sich also gut auch einmal zwischendurch einstreuen. Oh my Goods ist ein schönes Familienspiel, das einen taktischen Kniff nicht vermissen lässt.
Es wäre wirklich schade, wenn sich ein Spiel wie Oh my Goods zwischen Pfisters Schwergewichten Broom Service und Isle of Skye verlieren würde. Oh my Goods ist schnell erklärt, bringt auch jüngere Spieler sofort ins Spiel und hat trotzdem eine gute Prise Taktik dabei. Es macht Spaß zu sehen, wie die eigene Güterindustrie zusehends wächst und gedeiht. Da ist es fast schon schade, dass ein Spiel nach einer guten halben Stunde schon wieder vorbei ist. Spielen wir eben eine zweite Runde…
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