Neue Bahn-Brandsätze in Berlin

Berlin (dpa) - Mit einer Serie von Brandanschlägen haben Linksextremisten versucht, Berlin und wichtige Verkehrsverbindungen in die Hauptstadt lahmzulegen. Bahnmitarbeiter entdeckten auch am Dienstag mehrere Brandsätze an Gleisen. Bahn und Bundespolizei verstärkten die Kontrollen deutschlandweit.

Am Dienstag wurden an drei Stellen Flaschen mit brennbarer Flüssigkeit entdeckt. Am Nachmittag wurden Polizisten erneut in die Nähe des Berliner Hauptbahnhofes gerufen. Dort waren schon am Montag gefährliche Brandsätze gefunden worden. Auch in Grünau im Südosten Berlins wurden Brandsätze entdeckt. Möglicherweise verhinderte das Regenwetter die Zündung. Verletzt wurde niemand.

Am Abend fanden Bahnmitarbeiter im Bereich des S-Bahnhofs Bornholmer Straße in einem Kabelschaft weitere sieben Flaschen. «Wir gehen davon aus, dass es sich um einen nicht gezündeten Brandsatz handelt», hieß es bei der Polizei.

Die Polizei geht von linksextremistischen Tätern aus. Gefasst werden konnte bislang keiner. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) verurteilte die versuchten Anschläge. Hunderte Züge waren seit Montag verspätet, einige fielen ganz aus. Reisende reagierten zunehmend genervt auf die Behinderungen.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) kündigte als Reaktion verstärkte Polizeipräsenz an. «Ich habe aufgrund der Vorfälle angeordnet, die Streifen der Bundespolizei auf den Bahnanlagen im Großraum Berlin ab sofort zu verstärken», sagte er der Tageszeitung «Die Welt» (Mittwoch). Weiter meinte Friedrich: «Die Gewalttätigkeit der Linksextremisten nimmt beängstigende Formen an.»

Zeitgleich mit den Attacken gegen die Bahn war am Montag ein Bekennerschreiben aufgetaucht. Eine linksextreme Gruppe protestiert darin gegen den Bundeswehreinsatz in Afghanistan. In der im Internet veröffentlichten Erklärung heißt es, «Sabotagehandlungen an mehreren Kabelschächten» sollten die Hauptstadt «in den Pausenmodus» zwingen. In der «Hauptstadt als Global Player des Rüstungsexportes» müsste sich etwas ändern, um Kriege zu verhindern. Laut Polizei hängen die Taten vom Montag und Dienstag zusammen.

Der Verfassungsschutz geht von einer isolierten Einzelgruppe aus. «Derartige Angriffe auf Infrastruktur, mit dem Ziel maximalen Schaden zu verursachen, sind auch für die gewaltbereite Szene in Berlin eine Besonderheit», sagte die Berliner Verfassungsschutzchefin Claudia Schmid dem «Tagesspiegel» (Mittwoch).

Die Sabotageaktion sei ein Eigentor für die Täter. «Für Anschläge in dieser Dimension gebe es kaum Rückhalt, weil damit die ganz normale Bevölkerung getroffen wird», sagte Schmid. Die Bundesanwaltschaft erklärte, man informiere sich über die Entwicklungen. Bislang gebe es aber keine Anzeichen, dass die Vorfälle in die Zuständigkeit von Karlsruhe fielen.

In der Nähe des Berliner Hauptbahnhofes wurden am Dienstag zwei weitere Brandsätze an beiden Seiten der Bahntrasse mit vier Gleisen entdeckt - wenige hundert Meter von dem Tunnel entfernt, wo am Vortag sieben Behälter mit brennbarer Flüssigkeit gefunden wurden. Die Machart sei die gleiche wie bei den bisher gefundenen Brandsätzen. Ob es sich bei der Flüssigkeit um Benzin handelt, wollte ein Sprecher nicht sagen.

Züge wurden umgeleitet, Gleise vorübergehend gesperrt. Reisende mussten Verspätungen in Kauf nehmen. Am Vormittag waren am Eisenbahnknotenpunkt Grünau im Südosten Berlins drei Brandsätze an einer S-Bahnstrecke gefunden worden. Auch sie wurden unschädlich gemacht und sollten kriminaltechnisch überprüft werden.

Am Montag hatte ein Brandsatz in Brandenburg Signalanlagen zerstört. In Berlin und Brandenburg wurde das Sicherheitspersonal aufgestockt. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte, es seien sowohl uniformierte Kräfte als auch verdeckte Ermittler unterwegs. Auch ein Hubschrauber mit einer Wärmebildkamera sei im Einsatz.

«Die Deutsche Bahn ist Opfer extremistischer Täter. Unsere Kontrollen haben jedoch gegriffen», sagte Gerd Neubeck, Leiter der Bahn-Konzernsicherheit. «Grundsätzlich ist und bleibt die Bekämpfung gewaltbereiter Gruppen Aufgabe des Staates.» Die Gewerkschaft der Polizei forderte mehr Personal für Verfassungsschutz und polizeilichen Staatsschutz.

Aus Sicht des Fahrgastverbands Pro Bahn müssen sich Reisende keine Sorgen machen. «Es wurde kein Brandsatz genau unter einem Zug gezündet», sagte Verbandsvorsitzender Karl-Peter Naumann der dpa. Bei einer Störung schalteten zudem grundsätzlich alle Signale automatisch auf Rot.

Verkehr / Bahn / Kriminalität
11.10.2011 · 23:13 Uhr
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