Münchner trauern um Opfer des S-Bahn-Mordes

München (dpa) - Mit einem bewegenden Gottesdienst unter freiem Himmel haben Münchner Bürger am Mittwochabend ihre tiefe Trauer um das Opfer des S-Bahn-Mordes gezeigt. Rund 500 Menschen nahmen nach Polizeiangaben an dem Gedenken auf einem Parkplatz unweit des Tatorts in München-Solln teil.

Viele waren mit Blumen und Kerzen gekommen. Der von zwei Jugendlichen erschlagene Dominik Brunner «hat der Zivilcourage ein Gesicht gegeben», sagte der evangelische Pfarrer Christian Wendebourg bei der ökumenischen Andacht. «Sein Mut hat vier Kinder geschützt.» Zeitgleich mit dem Beginn des Gottesdienstes um 18.30 Uhr standen in ganz München S- und U-Bahnen sowie Busse und Straßenbahnen für eine Gedenkminute lang still. Brunner wird posthum mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet.

Zu Beginn der Andacht wurde ein Grußbotschaft von Brunners Eltern verlesen, in der sie sich für die Anteilnahme bedankten. Auch der katholische Pfarrer Wolfgang Neidl würdigte Brunners Zivilcourage. «Betroffenheit, Bestürzung, Fassungslosigkeit - ja, auch Wut - waren in den vergangenen Tagen unsere Begleiter. Und sie werden es wohl auch über diesen Abend hinaus sein», sagte Neidl.

«Dominik Brunner hat nicht weggesehen, als Menschen in Gefahr waren», sagte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am Vormittag in München zur geplanten Ordensverleihung. «Dominik Brunner ist ein Vorbild», sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Kabinettssitzung in Berlin. «Für mich ist er ein wirklicher Held», sagte SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier bei einer Wahlkundgebung in München.

Bundespräsident Horst Köhler prüft unterdessen eine nachträgliche Auszeichnung von Brunner auch mit dem Bundesverdienstkreuz. Viele Bürger hätten in diesen Tagen Köhler gebeten, das Opfer des Münchner S-Bahn-Mords entsprechend posthum zu ehren, hieß es aus dem Bundespräsidialamt. Offiziell nimmt das Amt des Bundespräsidenten zu geplanten Ordensverleihungen grundsätzlich keine Stellung. Die «Bild»-Zeitung hatte über entsprechende Überlegungen Köhlers berichtet.

Brunner wurde nach ZDF-Angaben posthum auch mit dem XY-Preis auszeichnet. Für die ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY...ungelöst» am Mittwochabend wurde zu dieser Ehrung ein Beitrag mit Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) in Berlin aufgezeichnet. «Wir sind darauf angewiesen, dass sich weiterhin Menschen darum kümmern, wenn andere in Gefahr und bedroht sind», sagte Schäuble nach ZDF-Angaben. Mit dem Preis für Zivilcourage, den das Team von «Aktenzeichen XY...ungelöst» zusammen mit dem ZDF und dem Bundesinnenministerium 2002 ins Leben gerufen hat, werden jedes Jahr Helden des Alltags geehrt.

Ein Termin für Brunners Beisetzung steht noch nicht fest. «Es hängt davon ab, wann die Leiche freigegeben wird», sagte sein Vater der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Familie bat um Verständnis, dass sie sich nicht zu dem tragischen Überfall äußern möchte. «Wir möchten nicht öffentlich über unseren Sohn sprechen, das haben wir überall so kommuniziert.»

Die Polizei hat unterdessen 20 Zeugen vom S-Bahnhof Solln angehört. Es gebe keinerlei Verdachtsmomente, dass irgendeinem Anwesenden unterlassene Hilfeleistung anzulasten sei, betonte Polizeisprecher Peter Reichl. Nach dem tödlichen Angriff sitzen drei junge Männer in Untersuchungshaft. Gegen die beiden Haupttäter im Alter von 17 und 18 Jahren wird wegen Mordes ermittelt. Gegen einen weiteren 17-Jährigen wird wegen versuchter räuberischer Erpressung ermittelt - er war bei dem Angriff nicht mehr dabei, hatte zuvor aber von den Kindern Geld verlangt und als erster auf eines der Kinder eingeschlagen.

Die beiden 17-Jährigen haben wenige Tage vor dem tödlichen Angriff einen Rentner bedroht. Sie hätten von dem Mann Geld verlangt, bestätigte Oberstaatsanwältin Barbara Stockinger einen Bericht der «Bild»-Zeitung (Mittwoch). Die Polizei habe danach Ermittlungen eingeleitet, aber die beiden wieder laufen lassen müssen. Ein Versäumnis der Beamten sei nicht erkennbar.

Kriminalität
16.09.2009 · 20:37 Uhr
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