gamescom 2014: The Evil Within – nichts für Herzkranke und Leute mit schwachen Nerven
Schon seit geraumer Zeit ist bekannt, dass Bethesda an einem Horror-Third-Person-Shooter namens The Evil Within arbeitet. Lange Zeit gab es nicht mehr als Gameplay-Trailer zu sehen. Nun ist The Evil Within aber erstmals für die Masse spielbar. Auf der gamescom gab es das komplette 9. Kapitel des Spiels zu spielen. Wer den Horror der Warteschlangen-Warterei überstanden hat und sich einen Platz an einer der vielen Anspielstationen erkämpft hat, durfte in passender Atmosphäre, bei Kerzenlicht und mit Kopfhörern, einen Blick auf das Spiel werfen.
Eine ordentliche Atmosphäre gab es also schonmal, aber ist das schon alles? Nein, schließlich geht es um das Spiel, welches hier präsentiert wird. Und das konnte man eine gute halbe Stunde anzocken. Im 9. Kapitel betretet ihr ein scheinbar verlassenes Herrenhaus. Ihr seht wie ein Junge, den man auch schon aus den Story-Trailern kennt, in das Haus geschleppt wird. Ihr folgt ihm natürlich und findet euch in einem großen Saal mit vielen verschiedenen Türen wieder. Und man muss zugeben, dass The Evil Within schon zu diesem Zeitpunkt eine Atmosphäre aufgebaut hat, die tiefer geht als die vieler Horrorspiele der letzten Jahre. Das Ziel der Demo: Eine Türe muss durch das Lösen dreier verschiedener Rätsel geöffnet werden. Die Rätselorte sind überall im Haus verteilt, also gilt es diese möglichst schnell zu finden. Natürlich ist das Haus nicht unbewohnt, wie hätte es auch anders sein sollen. Statt typischer Herrenhaus-Grafen erwarten euch aber Zombies und ein Geist, der sich nicht durch Waffengewalt bezwingen lässt.
Man verliert sich schnell im Erkunden und Erforschen des Hauses. Was ist hier passiert?
Vorab gibt es aber eine kurze Einführung. Gezeigt werden die Grundfunktionen, die Pflichten, die man erfüllen muss, um im Spiel zu überleben und einige Tricks und Kniffe, die euch das Spielen leichter machen. So ist natürlich eine der Grundgedanken von The Evil Within, dass eure Munition stets knapp ist. Ein Rumballern wie bei der Horrorspielreihe F.E.A.R. ist somit nicht möglich. Stattdessen heißt es Schwachstellen finden, ausnutzen oder genau zielen. Ansonsten sind aber auch Streichhölzer knapp. Denn die Untoten von The Evil Within bleiben nicht einfach liegen, sie stehen auf, bis ihr sie verbrennt. Es heißt also schnell zielen und dann noch schnell den Körper des Gegners verbrennen. Aber es gibt auch Gegner, die können einfach durch den stärksten Kugelhagel hindurchgehen, wie der am Anfang erwähnte Geist. Nahen Gegner heran, die sich nicht besiegen lassen, heißt es rennen. Die Flucht vor unsterblichen Gegnern ist immer sehr spannend und meistens auch fordernd. Netter Nebeneffekt: Der Geist, der im Spiel ungefähr die Rolle des Gegenspielers einnimmt, kommt nicht immer aus den selben Ecken. Hin und wieder wechselt er die Position, falls ihr sterbt und neu anfangen müsst. Das bringt natürlich frischen Wind in jede Szene, die ihr wegen vieler Tode oftmals wiederholen musstet, hat allerdings auch den Nachteil, dass ihr nicht nach dem Schema Trial and Error vorgehen könnt. Das mag den einen oder anderen frustrieren, für wahre Horror-Fans ist das aber eine tolle Funktion. Ein Beispiel aus meiner Demo: In einem Raum vor einem der Rätsel befanden sich zwei Zombies, die sich gerade an einer Leiche labten. In meinem ersten Versuch überraschte mich eines der Zombies, welches sich plötzlich in den Geist-Nemesis verwandelte. Im zweiten ging ich klüger vor, der Geist blieb aber weg.
Dieser Wachrüttler zu Beginn der Demo hat aber geholfen und mir klar gemacht, dass ich mich auf nichts in diesem Spiel verlassen kann.
Resident Evil-Mastermind Mikami spielt auf alte Zeiten an, ohne zu kopieren
Die Atmosphäre ist also dicht, die Gegner jedes Mal eine neue Herausforderung und die Präsentation passt. Nach dem Hands-on hörte ich oftmals aus den anderen Antestern die Kritik heraus, dass man die Grafik schlecht fand. Nun, das Bild ist schon sehr krisselig, allerdings hat das auch einen atmosphärischen Effekt. Alles, was in der Ferne liegt, wird undurchsichtig und bleibt unbekannt, bis man sich wenige Meter davor befindet, was oftmals tödlich endet.
Spieler, die schnell einen hohen Level an Frustration erreichen, werden an The Evil Within keine sonderlich große Freude haben.
Das liegt nicht an einer schier endlosen Zahl an Zombies, wie in vielen anderen Horrorspielen mit Untoten. Das liegt vielmehr daran, dass man sich erstmals wirklich an sein Überleben klammern muss. Die Untoten sind eine reale Gefahr, die Munition immer knapp und auch die Streichhölzer, die wie oben unerlässlich zum Vernichten der Wesen ist, findet man nicht an jeder Ecke. Fans der frühen Resident Evil-Teile können bereits erahnen, was auf sie zukommt. Der Titel ist immerhin von Resident Evil-Mastermind Mikami geschaffen, was man oftmals auch merkt. Jedoch nicht im negativen Sinne. Mikami kopiert sich nicht selbst, sondern setzt viel mehr auf nette Anspieler im Spielverlauf, die einen an Szenen aus Resident Evil erinnern. Auch akustisch geht man keine neuen Wege, stattdessen orientiert man sich an aktuellen Horrorstreifen, in denen viele Schocker ohne Ton nicht mehr funktionieren.
Dichte Atmosphäre, knackige Rätsel und individuelle Feinde – Was will ein Horrorfan mehr?
Man verliert sich in den weitläufigen Hallen der unterschiedlichen Räumen, was dazu führte, dass ich von den insgesamt drei Rätseln nur eines lösen konnte. Auf einem Tisch war ein Gehirn mit Elektroden versehen platziert. Auf einem Band und einer Art Zonierung des Gehirns hörte ich, welche Bereiche punktiert werden müssen, um das Rätsel zu lösen. Kein sonderlich knackiges Rätsel, jedoch ein guter Einstieg in die Mechanik derartiger Kopfnüsse, von denen es im Spiel reichlich zu knacken geben wird. Aber was gibt es abseits von Rätseleien und Zombies schnetzeln? Viel zu sehen gab es noch nicht und die kurze Anspielphase reichte auch nicht mehr auszumachen. Insgesamt wirkten einige Szenen auch vorhersehbar, hin und wieder nervte das lahme Aiming und die noch nicht perfekte Hit-Detection. Logisch, denn The Evil Within erscheint ja auch erst am 17. Oktober. Einige Zeit bleibt den Entwicklern also noch für das Balancing und für einige Feinarbeiten. Hoffentlich nutzt man die Zeit auch.
Ansonsten hat mir das Anspielen rückblickend Spaß gemacht. Nach der Demo war ich frustriert, dass ich es nicht allzu weit geschafft habe, insgesamt spricht das ja aber auch für den hohen Wiederspielwert. Zu keinem Zeitpunkt war ich gelangweilt, weil ich dachte, ‘Ach diese Szene hast du jetzt schon erlebt’. Stattdessen war man immer auf der Hut und immer gespannt, was einen als nächstes erwartet. Hoffen wir, dass das auch im fertigen Spiel so gut funktioniert und der Horror in den anderen Kapiteln und mit der Story im Hintergrund noch ein viel höheres Level erreicht. Fans von gepflegten Spieleabenden im Dunkeln mit Kopfhörern, die sich gerne erschrecken und auch einmal den einen oder anderen sinnlosen Tod verkraften, ohne an die Decke zu gehen, dürfen schon jetzt vorbestellen oder sollten den Release-Termin zumindest im Auge behalten. Aber ebenfalls gilt: nichts für Herzkranke und Leute mit schwachen Nerven.
The Evil Within erscheint am 17. Oktober für PC, PS4, Xbox One, PS3 und Xbox 360.