Carstensen legt Nordbank-Chef Bonusverzicht nahe
In einem Telefonat habe er ihm nahegelegt, einer neuen Regelung seiner Boni-Zahlungen zuzustimmen, sagte Carstensen im Deutschlandfunk. Der Vorstandsvorsitzende habe zwar einen vertraglichen Anspruch auf das Geld, «aber eine moralische Rechtfertigung für diese Zahlung gibt es im Moment nicht». Denkbar sei auch, den Bonus nur dann zu zahlen, wenn die Landesbank wieder bessere Ergebnisse erziele. Der Streit um die Umstände der Bonus- Gewährung hatte zum Bruch der großen Koalition in Kiel geführt.
Die schleswig-holsteinische SPD kritisierte Carstensens Forderung als «Gipfel der Scheinheiligkeit». «Diejenigen, die noch kürzlich die Aufforderung der SPD im Landtag zum Verzicht des Bad-Bankers Nonnenmacher auf die unmoralische Bonuszahlung vollkommen ignoriert und diese Zahlung sogar gerechtfertigt haben, hängen jetzt urplötzlich das Fähnchen in den Wind und plappern diese Aufforderung zum Verzicht hilflos nach», teilte die stellvertretende SPD- Landeschefin Bettina Hagedorn am Sonntag in Kiel mit. Auch Schleswig- Holsteins FDP-Landesvorsitzender Jürgen Koppelin nannte Carstensens Appell an Nonnenmacher im Radiosender NDR Info «peinlich».
Der SPD bot Carstensen an, auf einen schmutzigen Wahlkampf zu verzichten: «Ich glaube, das Gezänk der letzten Woche war genug. (...) Ich reiche die Hand, ich möchte gerne einen sachlichen Wahlkampf haben.» Er sei aber auch bereit, eine polarisierende Auseinandersetzung zu führen. Der Ministerpräsident bedauerte die Umstände, unter denen er die vier Minister der SPD entlassen habe. Er schätze sie immer noch außerordentlich, «persönlich wie fachlich», sagte er dem Deutschlandfunk. Er räumte ein, die vier Minister hätten eine würdigere Verabschiedung verdient.