Wie passt das zur Idee, "reine" Daten zu veröffentlichen, die vorher nicht redaktionell bearbeitet wurden?
Ob man es gut heissen möchte, dass die Daten zerstückelt veröffentlich werden ist jedem selbst überlassen. Wären aber alle Daten gleichzeitig veröffentlicht worden, wäre ganz sicher ne menge untergegangen. Und das waren sich auch die Personen hinter Wikileaks bewusst.
Ist darin eingeschlossen, dass man mit dem Weitergeben von "Wahrheiten", die sich hinter diplomatischem Geplänkel verbergen, die internationale Stabilität ins wanken bringt?
Erstmal sollte sich jeder Diplomat bewusst sein, dass seine aufzeichnungen auch an die öffentlichkeit geraten können. Das war schon vor Wikileaks so, und wird auch weiterhin so sein. Wikileaks hat nur für eine schnellere Verbreitung gesorgt. Und auch die Presse hat dies vorher schon getan. Wollen wir deshalb jetzt die Pressefreiheit aufgeben?
Nimmt man den aktuellen Fall der Botschafts-Kabel: Ich sehe das vergleichbar mit einer Ehe: Jeder Ehepartner lässtert über kleine Macken und Schwächen seines Partners, würde sie aber sicherlich nicht wollen, dass seine Frau von einem Dritten davon erfährt.
Hier macht Wikileaks mehr kaputt als ganz mit seiner "Information".
Um dein Beispiel aufzugreifen:
Wenn nun aber der Ehepartner doch rausfindet über einen dritten rausfindet, das ich über Sie/Ihn gelästert habe, dann ist doch nicht der dritte Schuld an einem Streit. Ich mag vielleicht zunächst sauer auf den dritten sein, muss aber zu dem schluss kommen, dass meine Aussagen auslöser des Strits sind.
Ich kann auch vollkommen verstehen das die U.S Regierung nicht begeistert ist von der Veröffentlichung, erwarte aber in einer Demokratie dann auch einen demokratischen Umgang damit. Wenn man anfängt deshalb freiheit einzuschränken, noch dazu in dem Land, dass sich selber als "Land of the Free" bezeichnet, dann ist eben diese Regierung nicht besser als die absolutistischen Regime die sie bekämpfen wollen.
Und auch hier, warum macht Wikileaks kaputt, wenn sie nur weitertragen was die U.S Botschafter denken? es ist ja nicht Wikileaks was diese aussagen getroffen hat.
Sollte also jeglicher E-Mail-Verkehr öffentlich sein? Sollte also alle Daten bei Facebook, die noch unter "privat" oder "nur für Freunde" stehen, für jeden zugänglich sein? Soll klamm die Regelung kippen, daß interne Nachrichten nicht veröffentlicht werden? Ok, bitte schön. Aber beim nächsten Mal nicht rumjammern, wenn der Staat oder Unternehmen sich wieder mal nicht um den Datenschutz kümmern.
Da sehe ich einen großen Unterschied. Der Bürger ist in einer Demokratie schließlich der Auftraggeber der Regierung. Somit hat ein Bürger schon das Recht zu erfahren, was die regierung tut, und mit welchen Motiven. Ich lasse den einzelnen Regierungsvertretern auch ihre kleinen Geheimnisse (und ihre Privatsphäre) und sie können auch gerne im stillen Verhandeln. Entscheiden sie dann aber, dann erwarte ich auch informiert zu werden warum sie so entschieden haben (dass die begründung momentan sicherlich nicht immer der Wahrheit entspricht ist mir auch klar.)
Der einzelne Bürger darf damit also auch seine Privatsphäre haben, mehr sogar noch als die Regierung (Achtung: hier ist die Regierung als Organisation gemeint und nicht die einzelnen Personen) da der einzelne Bürger selten im Namen des Volkes handeln muss.
) Wechsle das n durch ein k und et voila Du hast ein Beispiel...