(Bier)Kelle
BackRoad Fahrer
- 28 April 2006
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Mein gesunder Menschenverstand sagt irgendwie immer "halt, moment mal!", wenn ich daran denke, dass in den Stuttgarter Bahnhof 8-10 Milliarden Euro investiert werden, gleichzeitig aber in der ganzen Region (ja wahrscheinlich in ganz Deutschland) der Nah- und Regionalverkehr chronisch vernachlässigt wird. Bahnhöfe vergammeln, Gleisanlagen werden Marode, die Züge sind 40 Jahr alt...und wenn man sich da beschwert heißt es, tut uns leid, es ist kein Geld da.
Du weißt schon, dass die Deutsche Bahn gerade in der Planung ist, 40 Mrd. Euro Investitionen zu tätigen, die in den nächsten Jahren realisiert werden sollen, zusätzlich zu S21?
Um die 800 Doppelstockwagen hat Bombardier abgefasst, Siemens verhandelt gerade über 300 ICx Züge als Nachfolger für die IC und ICE I Flotte, Infrastrukturprojekte wie die Modernisierung des größten Deutschen Güterbahnhofs laufen bereits.
Die Liste dessen, was kommen wird, ist mehr als länglich.
Hätte man nicht auch eine Lösung finden können, die beiden Seiten gerecht wird?
Es wird ja erst dann ungerecht, wenn die Bahn die Strecken anders nutzt, als im Planfeststellungsverfahren. ;-)
Was mich übrigens gewaltig stört, unabhängig von den Vor- oder Nachteilen, die S21 bringt, ist auch der Umgang der Politik mit der Bevölkerung.
Seit Anfang an (und das ist immerhin 15 Jahre her) gibt es Proteste und Einwände, und von Anfang an wurden diese nicht Ernst genommen.
Bei welchem Projekt ist es anders?

Wer wägt denn ab, zwischen den Protesten der Anwohner gegen S21 und den Protesten der Fernreisenden, die dadurch ne halbe Stunde gewinnen pro Fahrt?
Es wurden auch nicht nennenswert Alternativen geprüft, die vielleicht den Zweck erfüllen würden aber nur die Hälfte kosten.
Von Anfang an wurde auf die Untertunnelung gepocht, von Anfang an wurde dies mit der Brechstange durchgesetzt, ohne mal nach links oder rechts zu schauen. Und jetzt ist das immernoch so.
Gut.
In dem jetzt umzusetzenden Konzept wird die komplette Infrastruktur neu aufgebaut.
Alternativen haben nur den Fall betrachtet, am bestehenden etwas zu verändern, damit es nicht mehr so schlimm ist.
Zwei Ansätze, die in meinen Augen weder vergleichbar noch kompromissfähig sind.
Die Kosten sind bereits gewaltig explodiert (vor Baubeginn!), die Bagger müssen morgens um 5 anrollen um den Protesten auszuweichen, 60.000 Stimmen für ein Bürgerbegehren wurden wegen einer rechtlichen Kleinigkeit ignoriert (nötig gewesen wäre ein Drittel davon).
Mich würde jetzt ehrlich mal der Kostenanteil interessieren, der durch die Proteste, damit verbundenen Verzögerungen etc. entstanden sind ;-)
Was mich an den Hinweisen auf die Fördermittel stört: Es klingt immer so, als würde das dann "die EU", "der Bund" oder "die Bahn" zahlen - das ist quatsch. Zahlen tut auch das der Steuerzahler.
Was willst Du uns damit sagen?
Diese Steuern verhelfen sicherlich hunderten, wenn nicht sogar tausenden Angestellten, vom Hilfsarbeiter bis zum Ingenieur zu jahrelangen, sicheren Gehältern. ;-)
gruss kelle!