Sammelthread Schweizer Minarett-Verbot

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25 April 2006
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Folgende News wurde am 14.10.2009 um 15:48:00 Uhr veröffentlicht:
Schweiz: Volksabstimmung entscheidet über Minarett-Verbot
Shortnews

Die Moscheen und ihre Minarette - das ist derzeit ein heiß diskutiertes Thema in der Schweiz. An der drastisch von einem Deutschen unternommenen Aktion gegen zunehmende Errichtungen von Moscheen und Minaretten in der Schweiz befindet nun eine schweizer Bürgerabstimmung im November. In der Ortschaft Wangen bei Olten ist alles schon vorher entschieden worden: Eine Moschee erhielt das Minarett. Obwohl sich viele Christen dort gegen den Minarettbau mittels Unterschriften-Aktionen lange wehrten, wurde er gebaut. Das Bundesgericht gab dem Gesuch des türkischen Kulturvereins nach. Jetzt wird am 29. November das Schweizer Volk selbst entscheiden, ob es künftig die Erbauung von Moscheen in ihrem Lande erlauben wird. Eine Reihe von provozierenden Plakataktionen machen Stimmung gegen Minarette. Deren Gegner meinen, die Schweiz verliere damit ihren guten internationalen Ruf.
 
Falls es durchkommen sollte, wird die Schweiz ein Beispiel für den fehlenden Minderheitenschutz in annähernd direkten Demokratien darstellen...
 
Die SVP ist ja doch relativ stark. Ich hoffe mal das sich die Eidgenossen dafür entscheiden und somit ein klares Signal setzen.
 
Falls es durchkommen sollte, wird die Schweiz ein Beispiel für den fehlenden Minderheitenschutz in annähernd direkten Demokratien darstellen...

Und Minarette sind jetzt inwiefern Minderheitenschutz?

Ich sage immer: freie Religionsausübung ja, aber so, dass es das öffentliche Leben nicht beeinflusst. Das Recht sich eine Religionsausübungsstätte zu bauen unterstütze ich, Moscheen von mir aus. Ruft der Muezzin aber fünf mal am Tag zum Gebet ist das schon ein erheblicher Einfluss auf das öffentliche Leben.

Klar jetzt kommt das Argument mit den Kirchenglocken zum Gottesdienst, aber das ist für gewöhnlich einmal die Woche und außerdem bin ich auch da dagegen.

Dass die Kirchturmuhr die Uhrzeit schlägt hat ja mit Religion nichts zu tun, das ist ein Zeitanzeiger und damit in gewisser Weise in weltlich öffentlichem Interesse.


Ich möchte jedenfalls auch keine Minarette in meiner direkten Umgebung und das obwohl ich eigentlich meine ein ziemlich tolerantes Weltbild zu haben. Ist der Gedanke so falsch? Übersehe ich dabei wesentliches? Korrigiert meine Unbildung, wenn es denn so ist.
 
Klar jetzt kommt das Argument mit den Kirchenglocken zum Gottesdienst, aber das ist für gewöhnlich einmal die Woche und außerdem bin ich auch da dagegen.

2mal täglich. Wenn du unterschiedliche Konfessionen ums Eck hast, dann sind das noch mehr. So ist das nunmal. Wenn die Baufirma ums Eck täglich bohrt, dann ist das tatsächlich eine permanente Lärmbelästigung. Wenn die Autos auf der Straße zu laut sind(=fehlende Dämmung), dann verstehe ich es.
Naja trotzdem gehört es eben zur freien Religionsausübung einer Minderheit dazu und stört das öffentliche Leben nicht.
 
Falls es durchkommen sollte, wird die Schweiz ein Beispiel für den fehlenden Minderheitenschutz in annähernd direkten Demokratien darstellen...

Wenn in einer direkten Demokratie die Mehrheit gegen einen bestimmten "Schutz" ist, dann ist das so... Ich komme auf jeden Fall nicht in Konflikt mit meiner bisherigen Argumentation, da ich ja sowieso gegen Volksentscheide bin... Fände nur lustig, wenn das durchkäme, denn dann kann man ja nicht mehr so locker flockig sagen, dass direkte Demokratie in der Schweiz supertoll funktioniert... :)
 
Ich sage immer: freie Religionsausübung ja, aber so, dass es das öffentliche Leben nicht beeinflusst. Das Recht sich eine Religionsausübungsstätte zu bauen unterstütze ich, Moscheen von mir aus. Ruft der Muezzin aber fünf mal am Tag zum Gebet ist das schon ein erheblicher Einfluss auf das öffentliche Leben.

Du hastz dich in Deutshcland noch nie in der Nähe einer Moschee aufgehalten, oder?

Da es inzwischen 2 Moscheen in der Nähe meiner Wohnung habe, (und ich auch einige andere Moscheen in der Umgebung kenne, kann ich dir versichern, das es in fast allen KEINE Muezzine gibt. Und auch nicht durch Laussprecher gequäkt wird...

Die Abstimmung selber finde ich wahnsinnig polemisch und ich werte es als Beweis, dass direkte Demokratien gegen solche undemokratischen Vorstöße anfällig sind.

Man könnte ja die Sache weiterspinnen, wenn das Ding durchgeht: Abschaffung des Asylrechts, Ausweisen von unerwünschten "Zugereisten", Lynchrecht gegenüber Kinderschändern. Deportation von "Feinden der Eidgenossenschaft"... alles irgendwie bekannt, nur nicht mit Mehrheitsentscheidung abgesegnet.
 
2mal täglich. Wenn du unterschiedliche Konfessionen ums Eck hast, dann sind das noch mehr. So ist das nunmal.

Okay, 2mal, danke für die Aufklärung. Trotzdem bleibt meine Frage: warum muss das so sein? Warum kann nicht jeder seine Religion für sich im Stillen ausüben sondern muss das auf offener Straße tun?

Wenn die Baufirma ums Eck täglich bohrt, dann ist das tatsächlich eine permanente Lärmbelästigung. Wenn die Autos auf der Straße zu laut sind(=fehlende Dämmung), dann verstehe ich es.

Kann man nicht vergleichen. Mir geht es um die Trennung von Religion und Staat, das sind alles weltliche Lärmmacher. Abgesehen davon, dass Baustellen meistens mehr oder minder im Allgemeininteresse sind.

Naja trotzdem gehört es eben zur freien Religionsausübung einer Minderheit dazu und stört das öffentliche Leben nicht.

Irgendwo muss man doch die Grenze ziehen. Wenn ich jetzt 'ne Religion gründe zu der es gehört auf offener Straße S*x zu haben, habe ich dann auch ein Recht darauf, da ich sonst als Minderheit unterdrückt werde? Sicher, etwas übertrieben der Vergleich, aber ich will darauf hinaus, dass es immer eine Grenze geben muss. Und für mich fängt die da an, wo das öffentliche Leben beeinflusst wird.

*edit*

Du hastz dich in Deutshcland noch nie in der Nähe einer Moschee aufgehalten, oder?

Da es inzwischen 2 Moscheen in der Nähe meiner Wohnung habe, (und ich auch einige andere Moscheen in der Umgebung kenne, kann ich dir versichern, das es in fast allen KEINE Muezzine gibt. Und auch nicht durch Laussprecher gequäkt wird...

Doch habe ich und ja da wurde nicht gequäkt. Ich bin auch nicht gegen Moscheen. Es ging aber um ein Minarett. Dessen Zweck ist der Aufruf zum Gebet, no?


*edit2* Um das nochmal ganz klar zu machen: So lange es nur um einen nicht begehbaren nicht beschallbaren Turm geht habe ich nichts dagegen. Wenn der denn aus welchen Gründen auch immer so wichtig ist, von mir aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Doch habe ich und ja da wurde nicht gequäkt. Ich bin auch nicht gegen Moscheen. Es ging aber um ein Minarett. Dessen Zweck ist der Aufruf zum Gebet, no?
:nö:, war mal...

*edit2* Um das nochmal ganz klar zu machen: So lange es nur um einen nicht begehbaren nicht beschallbaren Turm geht
geht es...
habe ich nichts dagegen. Wenn der denn aus welchen Gründen auch immer so wichtig ist, von mir aus.
Dann können wir von dir aus auch feststellen, das ein Minarett-Verbot Polemik ist?:ugly:
 
Dann können wir von dir aus auch feststellen, das ein Minarett-Verbot Polemik ist?:ugly:

Unter diesen Vorzeichen: Ja.

Wobei ich trotzdem sagen muss, dass mich die Polemik nicht so unbedingt wundert. Wenn ich da an das Zitat von Erdogan denke (Quelle, weitere Zitate):

Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.

Mit Sicherheit spricht Erdogan nicht für alle Muslime, das ist mir auch klar. Aber er ist auch nicht irgendwer und ich konnte bisher keine Gegendarstellung zu obigem Zitat finden, weder von Erdogan selbst noch von der muslimischen Gemeinschaft. Ich will hier niemanden verteufeln, ich frage mich nur warum solche Aussagen nötig sind, wenn es doch nur um friedliche Religionsausübung geht?

Wie dem auch sei, ich selbst in in der Lage den Pluralismus innerhalb der muslimischen Gemeinschaft anzuerkennen und jedem friedliche Absichten zu unterstellen. Ich gebe auch die Hoffnung nicht auf, dass die meisten Muslime solche Aussagen nicht unterschreiben würden. Aber dass sowas in einem Teil der Bevölkerung Polemik auslöst, darüber braucht sich niemand zu wundern.
 
Der Spruch von Erdogan ist ebenso Polemik - und nicht verwunderlich, da er inpunkto Islam tendenziell fundamentalistisch ausgerichtet ist...

und der Austausch von Polemik bewirkt nur einen Rückkopplungseffekt...
 
Mit Sicherheit spricht Erdogan nicht für alle Muslime, das ist mir auch klar. Aber er ist auch nicht irgendwer und ich konnte bisher keine Gegendarstellung zu obigem Zitat finden, weder von Erdogan selbst noch von der muslimischen Gemeinschaft.
Ob man das als Gegendarstellung sehen kann sei mal dahingestellt, aber er wurde deshalb wegen islamischer Volksverhetzung verurteilt.
 
Wobei noch die Frage zu klären wäre, ob so ein Volksentscheid rechtens ist.

gruss kelle!

Genau, es ist immer wieder empörend wie das Volk es wagen kann über die Vorgänge in seinem Land entscheiden zu wollen!

Thema Minderheitenschutz: Ich als Kinderficker :)ugly:) stelle eine Minderheit in unserem Staat dar, warum darf ich mich nicht an kleinen Mädchen vergreifen?
Genau, weil diese Freiheit die man mir dazu einräumen müsste meinen Mitmenschen schaden würde. Wer definiert welche Freiheiten der Allgemeinheit schaden - die Allgemeinheit, sprich die Mehrheit der Volksversammlung. Genau so verhält es sich in diesem Fall.

Ich reise gerne in arabische Länder um die dortigen Glanzwerke arabischer Architektur anzusehen, aber hier will ich sowas nicht neben meinen Fachwerkhäußern sehen.
 
Genau, es ist immer wieder empörend wie das Volk es wagen kann über die Vorgänge in seinem Land entscheiden zu wollen!

Hmm, vielleicht habe ich es etwas falsch ausgedrückt.

Ich habe ja nix dagegen, dass die Schweizer Ihre Volksabstimmungen durchführen.
Es ist nur fraglich, ob das Ergebnis mit der schweizer Verfassung vereinbar ist.

Es gab ja schon in den verschiedensten Ländern Gesetze, die dann in juristischer Instanz noch gekippt wurden.

Nix anderes kann dort auch passieren.

Denn auch Volkes Wille ist nicht immer verfassungskonform...

gruss kelle!
 
Ob man das als Gegendarstellung sehen kann sei mal dahingestellt, aber er wurde deshalb wegen islamischer Volksverhetzung verurteilt.

Stimmt IMHO so nicht: Verurteilt wurde er im Frühjahr 1998 wegen seiner radikal-islamischen Vergangenheit. Von der hat er sich später ja distanziert. Einen Teil der Haftstrafe musste er absitzen, '99 kam er frei. Eigentlich hatte er daraufhin lebenslang Politikverbot, hat dann aber 2003 mit einer Gesetzesreform das ganze umgangen/aufgehoben und ist seitdem Ministerpräsident.

Die von mir zitierte Aussage stammt von 2004 und seit dem sind nicht minder schlimme Aussagen dazugekommen.

Man korrigiere meine Fehler in dieser Darstellung, ich habe nur 3-4 Quellen konsultiert, bin mir also auch nicht 100% sicher ob das alles stimmt.
 
Wenn ich da an das Zitat von Erdogan denke
Ich möchte der Vollständigkeit halber darauf aufmerksam machen, daß auch Erdogan nur jemanden zitiert hat.
Erdogan hatte ein Gedicht des Vordenkers des türkischen Nationalismus Ziya Gökalp aus dem Jahr 1912 zitiert: „Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“
(aus Deiner Quelle)
 
Ich möchte der Vollständigkeit halber darauf aufmerksam machen, daß auch Erdogan nur jemanden zitiert hat.

Stimmt, wusste ich auch. Macht's in meinen Augen nicht besser. Wenn jemand heute H****r zitieren würde, könnte man das auch nicht akzeptieren. Wenn's ne einmalige Sache gewesen wäre, wär's noch was anderes, aber man beachte auch Erdogans andere Zitate.


So ganz stimmt das übrigens auch nicht, dass es den Gebetsruf vom Minarett gar nicht mehr gibt. Sogar in Deutschland gibt es da einige Stellen (zugegeben, nur wenige Ausnahmen), z.B. die Fatih-Moschee in Düren:

Dank der Unterstützung der Ahbash (Bildungsverein Düren e.V.) und gemeinsamer Zusammenarbeit mehrerer Dachverbände und islamischer Organisationen erfolgt nun der Adh?n dreimal täglich öffentlich (Ezan).

Stelle ich jetzt wirklich ganz wertungsfrei hier ein, wollte nur Bezug nehmen auf die Aussage, sowas gäbe es gar nicht mehr.
 
@ Sumo: Eine Verfassungsänderung? Wie groß muß da die Zustimmung sein? Gibt es eine Mindest-Wahl-Beteiligung?
 

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