2 Gedichte - Kommentare erwünscht

MovingTarget

Käferkönig
ID: 101183
L
6 Mai 2006
65
2
Mir war in den letzten beiden Literaturwissenschafts-Sitzungen ein bissl langweilig, aber nun ja, man will sich ja trotzdem grob mit dem Thema beschäftigen ;)

Herausgekommen sind dabei diese beiden Gedichte - vielleicht mag sie ja jemand kommentieren, würde mich über Feedback freuen.

Sterben

Rette mich, meine zerfliessende Existenz
Engel sollst du mir sein
Meine Körperlichkeit schwindet, so auch die
Essenz meines Seins
Meine tiefsten Sehnsüchte
Bewahre sie in dir
Ein Atemzug, und ich muss vergehen
Rette mich vor dem Schleier des Vergessens

Minuten, nur Sekunden bleiben mir
Ende meiner Träume, bewahre sie gut



Das Mädchen und der Wolf


Seit er sie zum ersten mal sah
Wollte er ihr nah sein
Sie nicht nur mit Blicken verschlingen
Musste sie einfach haben

Weiß wie Schnee ihre Haut
Rot wie Blut ihre Lippen
Schwarz wie Ebenholz ihr Haar

Immer größer wurde der Drang
Bald kämpfte er nicht mehr
Gegen das Tier in sich
Und streckte den Arm nach ihr aus

Leichenblass ihre Haut
Rot von Blut ihre Lippen
Schwarzgebrannt ihr Haar

So weint Schneewittchen
Doch kein Prinz wird kommen
Ungerächt stürzt sie sich
In den gläsernen Sarg
 
Gute Wortwahl und passende Beschreibungen.

Gefällt mir sehr gut und wenn ich das Thema richtig aufgefasst habe, ist es wirklich schwierig dafür die passenden Worte zu finden.
 
im 1. passt mir das Wort "Körperlichkeit" da nicht rein...

im 2. find ich von der Reimkunst her die 2 letzten am besten. Thema ist interessant und sicher immer aktuell. Was mich stört... die Verwendung des Wortes "Und" ;) Passt irgendwie nicht in diese Art Gedichte. Aber ist nur meine Meinung :)
 
Danke für's Feedback, auch wenn ich mich lang nicht mehr blicken lassen hab ;)

Mit ein bisschen Abstand zum Geschreibsel... @mrldog: muss dir Recht geben, das mit der "Körperlichkeit" klingt ein bissl seltsam... ist irgendwie so ein Fall von "Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht"?
Naja, und das "und" in der Nr. 2... ist vielleicht Geschmackssache, aber das wär etwas, was ich nicht abändern würde, wenn ich den Text jetzt nochmal schreiben würde.

Ich leg' nochmal ein Gedicht nach... vielleicht mag's ja wieder jemand kommentieren.

Rattenmessias

Durch zerbombte Straßenzüge
Wankt allein ein Greis daher;
„War die Erlösung eine Lüge?
Gibt’s deinen Frieden nimmermehr?

Menschen wolltest du erlösen:
Sag, siehst du hier Menschlichkeit?
Sind wir nicht doch nur Rattenwesen?
Verhöhnen deine Herrlichkeit

Vergehen uns an unseresgleichen
Haben’s anders nie gekannt
Lachend stellen wir die Weichen
In unser Trümmer-Wunderland

Und so geht’s seit Jahr und Tagen
Hilf uns, denn wir können’s nicht mehr;
Immer schießen, niemals fragen
Wer soll all das stoppen? Wer?“

Der Alte wartet auf ein Zeichen
Doch tut ER keine Antwort kund;
Und in der Erde all die Leichen
Weinen sich die Augen wund

Der Mann verzieht sich in die Schatten
Seufzend betet er sodann:
Schick den Messias aller Ratten -
Oder fang von vorne an.
 
das gefällt.

Heißt es unseresgleichen oder unsergleichen? Bin da grad bissl unsicher. Aber sonst: top :clap: Sowohl vom Schreibstil als auch Inhalt :)