Lufthansa-Streik: Gericht stellt Rechtmäßigkeit fest - 1.300 Flüge gestrichen - Aktie dennoch fest

Das Unternehmen sagte für Donnerstag und Freitag zusammen rund 1300 Flüge ab. Das ist zwar nur ein jeweils kleinerer Teil des weltweiten Programms des Luftverkehrskonzerns mit täglich rund 3000 Flügen. An deutschen Flughäfen ist aber ein Großteil der Starts mit LH-Flugnummern abgesagt, darunter auch zahlreiche Interkontinentalverbindungen von den beiden Drehkreuzen Frankfurt und München. Die Lufthansa war am Mittwochabend auch mit ihrem zweiten Versuch gescheitert, den Streik mit juristischen Mitteln zu stoppen.

In der genannten Gesamtzahl von 3000 sind auch Flüge nicht bestreikter Flugbetriebe wie Swiss, Austrian, Edelweiss oder Brussels Airlines enthalten. Die Gewerkschaft Ufo hat bislang nur zu einem Streik bei der Lufthansa-Kerngesellschaft aufgerufen, die laut Konzern an den beiden Tagen jeweils rund 1100 Flüge weltweit absolvieren sollte. Abgesagt wurden nun 700 Flüge am Donnerstag und 600 am Freitag.

Ufo hatte sich zudem vorbehalten, den Streik auf bis zu vier weitere Flugbetriebe mit deutschem Tarifrecht auszuweiten, die insbesondere noch für die Tochter Eurowings unterwegs sind. Ihren Kunden hat Lufthansa bereits umfangreiche und kostenfreie Umbuchungsmöglichkeiten angeboten.

Am Mittwoch hatte der Konzern zunächst vor dem Arbeitsgericht Frankfurt eine juristische Niederlage erlitten. Die Vorsitzende Richterin lehnte die beantragte Einstweilige Verfügung gegen den Arbeitskampf ab. Nach ihrer Einschätzung sind die Tarifverträge korrekt gekündigt worden und der Streikbeschluss gültig. Angriffe der Lufthansa-Anwälte gegen die kurzfristig geänderte Arbeitskampfordnung der Gewerkschaft lehnte die Richterin ebenfalls ab. Hier handele es sich um interne Regelungen der Ufo ohne Außenwirkung. Es gebe auch keine offenkundigen Zweifel an der Tariffähigkeit der Ufo, die das Bundesarbeitsgericht zuletzt in einem Urteil von 2014 bestätigt habe.

Lufthansa ging daraufhin in Berufung. Aber auch das hessische Landesarbeitsgericht lehnte es noch am Abend in Frankfurt ab, den Arbeitskampf mit einer einstweiligen Verfügung zu stoppen.

Der Ufo-Vizevorsitzende Daniel Flohr sagte die Teilnahme an dem für Mittwochabend angesetzten Krisengespräch mit Lufthansa-Chef Carsten Spohr ab, da man mit der Berufung beschäftigt sei. Er schätze das Gespräch, an dem auch Vertreter der Verdi und der noch in Gründung befindlichen Cabin Union (Kabinen-Gewerkschaft) teilnehmen sollten, ohnehin als "PR-Coup" ein. Eine Lösung der Probleme sei dort nicht zu erwarten. Ein Lufthansa-Sprecher erklärte, dass Gespräch könne auch auf einen späteren Zeitpunkt am Mittwochabend verschoben werden.

In der Gerichtsverhandlung am Vormittag hatte Lufthansa der Gewerkschaft noch sofortige Vorverhandlungen zu tariflichen Themen angeboten, die aber erst mit dem neu zu wählenden Ufo-Vorstand ab dem 15. Februar 2020 finalisiert werden könnten. Den jetzigen Vorstand lehne man weiterhin als nicht vertretungsberechtigt ab, sagte Lufthansa-Anwalt Thomas Ubber. Ufo verlangte hingegen sofortige Tarifverhandlungen auf Augenhöhe mit dem amtierenden Vorstand.

Als letzte Möglichkeit zur Verhinderung des Streiks könnte Lufthansa auch eine Schlichtung verlangen, was aber letztlich auf eine Anerkennung des Ufo-Vorstands hinausliefe. Die Gewerkschaft würde die Schlichtung befürworten, sagte ihr Sprecher Nicoley Baublies der Deutschen Presse-Agentur.

Ufo fordert für die rund 21 000 Lufthansa-Flugbegleiter höhere Spesen und Zulagen sowie besseren Zugang für Saisonkräfte in reguläre Anstellungsverhältnisse. Für die vier anderen Flugbetriebe wurden jeweils separate Forderungen aufgestellt und Urabstimmungen abgehalten. In dem gesamten Konflikt geht es aber hauptsächlich um die vom Konzern aufgeworfene Frage, ob Ufo überhaupt noch Tarifverträge für das Kabinenpersonal durchsetzen kann. In einem ersten Warnstreik bei den vier Tochter-Flugbetrieben hatte Ufo am 20. Oktober dieses Jahres mehr als 100 Flüge ausfallen lassen. Damals hatte der Lufthansa-Konzern keinen Ersatzflugplan erstellt. Der letzte reguläre Ufo-Streik bei der Lufthansa-Kerngesellschaft datiert aus dem Jahr 2015 und war mit einer Woche Dauer der längste in der Unternehmensgeschichte.

Lufthansa reagiert auf Streik mit Sonderflugplan

Die Lufthansa wird wegen des geplanten Streiks der Flugbegleiter am Donnerstag und Freitag insgesamt rund 1.300 Flüge streichen. Davon seien etwa 180.000 Fluggäste betroffen, hieß es. Der Konzern will in Kürze auf www.lufthansa.com einen Sonderflugplan veröffentlichen. Fluggäste können sich dann unter Eingabe ihrer Flugnummer auf der Webseite über den Status ihres Fluges informieren.

Laut Lufthansa können am Donnerstag von den rund 3.000 geplanten Lufthansa-Group-Flügen 2.300 durchgeführt werden. Am Freitag sollen 2.400 Flüge stattfinden.

Die Fluglinien Eurowings, Germanwings, Sunexpress, Lufthansa Cityline, Swiss, Edelweiss, Austrian Airlines, Air Dolomiti und Brussels Airlines werden nicht bestreikt. Ihre Flüge werden planmäßig stattfinden.

Lufthansa-Aktie trotz Streiks auf Hoch seit Juni - Nachholbedarf

Ungeachtet der drohenden Streiks an den beiden Folgetagen sind die Aktien der Lufthansa am Mittwoch auf ein Hoch seit Juni gestiegen. In der Spitze wurden sie am Vormittag zu 16,345 Euro gehandelt. Zum Handelsende legte das Papier via XETRA 1,16 Prozent auf 16,16 Euro zu.

Händler machen bei den Aktien etwas Aufholbedarf aus, da sie im bisherigen Jahresverlauf der größte unter lediglich zwei DAX-Verlierern sind. Vor allem in den Sommermonaten hatten sie deutlich Federn gelassen, unter anderem wegen einer im Juni ausgesprochenen Gewinnwarnung. Seit dem August-Tief unter 13 Euro berappeln sie sich Stück für Stück.

Streikwellen seien für Anleger eher bei längerer Dauer ein Thema, hieß es am Mittwoch von Händlerseite. Am Markt wird derweil auch bereits auf die am Donnerstag erwarteten Quartalszahlen geschielt.

Ufo erwägt Ausweitung der Streiks bei Lufthansa

Ufo will ihren Arbeitskampf bei der Lufthansa voraussichtlich intensivieren. Wie die Flugbegleitergewerkschaft mitteilte, will sie am Donnerstag ihre Mitglieder und die Öffentlichkeit über mögliche Ausweitungen der Streiks der kommenden Tage informieren. Eine Pressemitteilung hierzu werde kurzfristig versandt. Ufo hat für Donnerstag und Freitag zu Streiks aufgerufen, die Lufthansa strich für beide Tage zusammen 1.300 Flüge.

Wie Ufo weiter mitteilte, werde es am Donnerstag ab 10 Uhr eine Kundgebung vor dem Terminal am Münchner Flughafen und am Freitag gegen 12 Uhr vor dem Lufthansa Aviation Center am Frankfurter Flughafen geben.

/ceb/DP/mis

FRANKFURT (dpa-AFX) / FRANKFURT (Dow Jones)

Aktie im Fokus
[finanzen.net] · 06.11.2019 · 20:52 Uhr
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