Jim Cramer erklärt die aktuelle Aktien-Rally

• US-Märkte markieren trotz eigentlicher Gegenwindfaktoren immer neue Rekorde
• Jim Cramer glaubt, dass Handelsdeal und Unternehmenszahlen für einen weiteren Aufwärtstrend sprechen
• US-Wirtschaft ebenfalls erstaunlich robust

Der in diesem Jahr viel besprochene Bärenmarkt lässt bislang auf sich warten. Besonders an den US-Börsen ist von schlechter Anlegerstimmung kaum etwas zu sehen. Zwar verlieren Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 zunehmend an Schwung, der Aufwärtstrend scheint aber weiter ungebrochen. Der ehemalige Hedgefondsmanger Jim Cramer erklärt bei "The Street" die derzeit ungewöhnliche Situation: Trotz Negativfaktoren wie einer drohenden Amtsenthebung von US-Präsident Donald Trump, weiteren Unsicherheiten im Handelsstreit mit China und einer flachen Zinsstrukturkurve zeigen sich die Märkte robust. Auch, dass die Strafzölle zwischenzeitlich auf die Wirtschaft durchschlagen und Pharmariesen wie Johnson & Johnson eine strafrechtliche Untersuchung droht, belastet die Anlegerstimmung nicht nachhaltig. Cramer meint, die Gründe für die anhaltende Aktien-Rally zu kennen und veröffentlicht Punkte, die den Aufwärtstrend erklären.

Sorge, den Handelsdeal zu verpassen

Eines der Themen, dass die Märkte in diesem Jahr am merklichsten beschäftigt, ist wohl der Handelskrieg zwischen den USA und China. Noch immer gibt es keinen Trade-Deal zwischen den beiden Beteiligten, auch wenn in den vergangenen Monaten immer mal wieder Hoffnungsschimmer auf eine Einigung aufkamen. Auch wenn die großen Ausschläge an den Aktienmärkten inzwischen ausbleiben, wenn eines der beiden Lager positive Erwartungen schürt, bleibt die Hoffnung auf eine Einigung in naher Zukunft dennoch am Leben.

Der Markt spüre, dass sich etwas geändert hat und ist bestrebt, in Sachen Handelsstreit nicht auf der falschen Seite, der der Hardliner, zu stehen, so Cramer. "Als Hedgefondsmanger macht man sich keine Sorgen darüber, ob man mit einer Long-Position ins Thanksgiving-Wochenende geht, sondern eher, ob man zu vorsichtig oder sogar short ist, wenn Präsident Donald Trump - während die Demokraten, die über einer Amtsenthebung brüten - eine große Sache ankündigt", glaubt der ehemalige Hedgefondsmanager.

Unternehmenszahlen so unterschiedlich wie die Aktienkursentwicklung

Ein weiterer Grund für den anhaltenden Aufwärtstrend an den Märkten ist Cramer zufolge die Tatsache, dass die Strafzölle längst nicht bei allen Unternehmen aufs Geschäft durchschlagen. Obwohl die USA und China, die zwei weltgrößten Volkswirtschaften, bereits seit mehr als einem Jahr um einen Handelsdeal ringen und bislang keine Einigung erzielt wurde, haben nur einige Einzelhändler die Folgen des Streits bislang zu spüren bekommen. Dollar Tree, einer der größten Discounter in den USA, hatte in dieser Woche mit einem gesenkten Ausblick auf das Weihnachtsgeschäft für einen massiven Kursrutsch der Dollar Tree-Aktie gesorgt. Begründet hatte das Unternehmen die schwachen Erwartungen mit Strafzöllen auf chinesische Waren.

Doch längst nicht bei allen Einzelhändlern sind die Aussichten so trübe, wie bei Dollar Tree. Unternehmensriesen wie Walmart, Target, Amazon und Costco hätten bislang keine schmerzhaften Einschnitte zu beklagen, so Cramer bei "The Street". Und auch Best Buy zeigt sich unbeeindruckt von den aktuellen Handelsstreitigkeiten und hat für das vierte Quartal ein überraschend hohes Ergebnis prognostiziert, was Anleger ihrerseits mit Aktienkäufen belohnten.

Die Leute geben noch wie verrückt Geld aus, so Cramer. Um Inflation müsse sich derzeit keiner Sorgen machen, die spiele keine Rolle - ganz anders, als viele Experten wohl erwartet hatten.
Leidtragende sind in diesem Zusammenhang allerdings Großkonzerne, die für das kommende Jahr ihre Ausgaben budgetieren müssen und sich angesichts der unsicheren Strafzollentwicklung damit schwer tun. Konkret nennt Cramer dabei den Computerriesen HP oder den US-Konzern Cisco, die sich in den letzten Wochen zunehmend konservativer zeigten.

Amtsenthebung wird wohl nicht Realität

Ein weiterer Grund, wieso die Aktienmärkte ihre Rally fortsetzen, ist Cramer zufolge, dass das Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump wohl kaum Aussichten auf Erfolg hat. Es sehe nicht so aus, als hätten die Republikaner mit dem Präsidenten gebrochen. Sollte dies auch weiter nicht passieren, sei der Versuch, Donald Trump mittels eines Impeachments seines Amtes zu entheben, "bereits tot geboren", also von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Seiner Ansicht nach werden die Hardliner unter den Demokraten immer mehr Gegenwind erfahren, bis sie bereuen, derart hart gewesen zu sein.

Gegenwindfaktoren waren keine

Anders, als erwartet, haben die gescheiterten Börsenpläne des Büroraumanbieters WeWork, der am Markt nicht die erhoffte Bewertung erzielen und sich von seinem IPO verabschieden musste, dem Markt wohl weniger geschadet als genutzt. "Vielleicht war das Beste, was diesem Markt passieren konnte, der Zusammenbruch von WeWork, denn dadurch waren die Underwriter vorsichtig und tatsächlich bereit, eine gewisse Sorgfalt walten zu lassen, damit sie nicht wie Idioten aussehen", so Cramer.

Und auch in Sachen M&A sei es am Markt besser gelaufen, als viele zuvor befürchtet hatten. Es gebe noch viel Raum für Konsolidierung, so gebe es zum Beispiel viel zu viele Biotechunternehmen, die im Falle einer Fusion gigantische Preisaufschläge aufrufen könnten - "solange Käufer wie Novartis noch weiter ansteigen, wird es noch jede Menge Deals geben", glaubt der Börsenexperte.

Wirtschaft erstaunlich robust

Cramer ist überzeugt: Die schlimmste Zeit des Jahres sei vorbei. Und auch der Zustand der US-Wirtschaft rechtfertigt seiner Ansicht nach nicht, dass es an den Börsen zu einer Abwärtsbewegung kommen könnte. "Immerhin ist die Beschäftigungsrate unglaublich stark […]. Es bleibt unglaublich einfach, einen Job zu finden", bewertet er die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt.

Cramer setzt also darauf, dass die US-Märkte ihre Rally auch in Zukunft weiter fortsetzen könnten. Zwar warnte er vor möglichen Belastungsfaktoren, wie etwa einem Tweet von US-Präsident Donald Trump, betonte aber, dass dies in der letzten Zeit immer seltener vorgekommen ist. China könnte sich ebenfalls als Belastungsfaktor erweisen, denn das Land sei "unzuverlässig, wenn es um Handel geht". Es könnte tatsächlich noch zu ein oder zwei schwierigen Quartalen kommen, räumt Cramer ein.

Aktie im Fokus
[finanzen.net] · 29.11.2019 · 20:25 Uhr
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