Doom-Designer: Ego-Shooter sind einfallslos und kratzen nur an der Oberfläche des Möglichen
John Romero gelang in der Gaming-Community als Designer von Doom zur Berühmtheit. Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass er maßgeblich das Genre der Ego-Shooter geprägt hat wie kaum ein anderer Mensch auf diesem Planeten. Doch nachdem er id Software in den 90er Jahren verließ, wurde es still um den guten Mann. Sein Nintendo 64- und PC-Projekt Daikatana wurde Ende der 90er Jahre sehnsüchtig erwartet, als wäre es der nächste Messias des Genres. Zu seinem Erscheinen machte es jedoch nur durch merkwürdige Marketing-Slogans — “John Romero will make you his bitch” — auf sich aufmerksam und weniger mit gutem oder auch nur akzeptablen Gameplay. Ein gefloppter Hype wie er im Buche steht.
Doch John Romero möchte sich nun erneut an das Genre wagen, dessen Erstehung er einst unterstützte. Im Rahmen des noch unbekannten Projekts sprach er mit Develop über den aktuellen Status des Ego-Shooter-Genres.
“Es gibt noch so unglaublich viel, was man tun könnte. Nimm etwas wie World of Warfcraft – was wäre, wenn das ein Shooter wäre? Du hast diese gigantische Welt voller Quests und einer Unmenge Leute für PVP. Wäre World of Warcraft ein Shooter, wäre es etwas brandneues – niemand hätte jemals zuvor so etwas großes und cooles gesehen.”
Böse Zungen behaupten an dieser Stelle, dass sich hier bereits der Grund offenbart, weshalb Romero in den vergangenen Jahren kaum für gute Spiele aufgefallen ist: Ist das Konzept eines MMO-Shooters wirklich neu? Ist das in gewisser Weise nicht genau das, was Bungie derzeit mit Destiny abzuliefern zu versucht?
“Und es wäre völlig anders als World of Warcraft, aufgrund der Natur eines Shooters – es würde sich wahrscheinlich auf viele Areale konzentrieren, die ähnlich wie Team Fortress 2 wären. Vielleicht wären Dörfer TF2-Level, wo du so viele Punkte machst wie möglich, bevor du weiterziehst. Oder ein Areal hätte bestimmte Ziele, wie etwa, dass du fünf Sniper beseitigen musst, um ein Schlüsselitems zu erhalten. Vielleicht könntest du in ein anderes Dorf gehen, sobald du im vorherigen Dorf alles erledigt hast. Vielleicht gäbe es einen ganzen Planeten in der Art – niemand hat jemals so ein Spiel gespielt.”
Man sollte sich normalerweise mit persönlichen Meinungen in News-Artikeln zwar zurückhalten, aber – geht es nur mir so oder klingt das alles gar nicht einmal so einfallsreich wie Romero zu denken scheint?
“Shooter könnten so viel machen, doch die Entwickler kopieren sich nur gegenseitig, weil sie Angst haben, etwas Neues auszuprobieren. Wir kratzen gerade einmal an der Oberfläche des Möglichen.”
John Romero arbeitet derzeit an seinem ersten Ego-Shooter seit 14 Jahren. Es wird spannend zu sehen sein, ob er auf seine Worte auch Taten folgen lassen wird. Eines ist sicher: Frischer Wind ist in jedem Genre immer willkommen.