Digitalisierung: Wie neue Sensoren Fußballübertragungen verbessern können
Wie hart ist der Schuss von Spieler Nummer 3? Und die Höchstgeschwindigkeit von Spieler 9? Wer dreht sich am schnellsten um sich selbst, um eine günstige Position zum Einschuss zu erreichen? All diese Fragen beantwortet ein neues Informationssystem, das der Fernsehsender Sport1 bei der Übertragung von Fußballspielen in den Regionalligen einsetzt. Es stammt vom Münchner Hersteller Kinexon Industries. Jeder Spieler bekommt einen Sender ans Trikot, der kaum so groß ist wie eine Streichholzschachtel und auch nicht stört, weil er gerade mal 15 Gramm wiegt. Auch der Ball wird mit dieser Elektronik präpariert.
Alle Spieler und der Ball tragen Sender
Am Rand des Spielfelds stehen vier Empfangsstationen, dazu eine Basisstation, die Daten auswertet und verarbeitet. Jeder der 23 Sender an Spielern und im Ball meldet sich ständig bei den Empfangsstationen. Aus den unterschiedlichen Laufzeiten der Signale errechnet die Basisstation die Position der Spieler und des Balls in jeder Sekunde. Daraus lassen sich Daten wie Geschwindigkeiten, Nähe zum Ball, Zahl der Ballkontakte und vieles mehr errechnen. Die Informationen werden in Echtzeit in Diagramme umgesetzt, die dem Reporter und den Fernsehzuschauern präsentiert werden. Das ist wesentlich mehr als die Fernsehanstalten derzeit bieten. Sie ermitteln nur die Länge der Laufwege. Premiere hatte das System kürzlich beim Spiel des TSV 1860 München gegen die zweite Mannschaft von Bayern München. Letztere gewannen mit 1:0.
Einsatz auch beim Beachvolleyball
„Echtzeit-Leistungsdaten im Sport ermöglichen es uns, neue faszinierende Geschichten zu erzählen und das Erlebnis im Stadion, im TV oder Live-Stream noch lebhafter zu machen“, sagt Maximilian Schmidt, Geschäftsführer von Kinexon Sports. Tatsächlich ist das System bereits bei anderen Sportarten eingesetzt worden, etwa bei den Beachvolleyball-Weltmeisterschaften in diesem Jahr in Wien.
Industrie 4.0 rückt näher
Die Einsatzmöglichkeiten beschränken sich allerdings nicht auf den Sport. Kinexon leistet einen Beitrag zu Industrie 4.0, also zu totalen Digitalisierung von produzierenden Betrieben und Dienstleistern. In riesigen Hochregallagern lassen sich so alle Waren orten. Damit ist es möglich, autonome Fahrzeuge einzusetzen – deren Position ebenfalls mit Hilfe des Systems pausenlos erfasst werden –, die Produkte selbstständig aus den Regalen nehmen und zum Versand zu bringen. BMW, Audi und Intel nutzen die Kinexon-Entwicklung schon.