Chodorkowski: Schuldspruch in Straßburg anfechten
Moskau (dpa) - Der inhaftierte Milliardär und Kremlkritiker Michail Chodorkowski will in seinem zweiten Verfahren jeden Schuldspruch umgehend vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg anfechten.
Der Ex-Chef des mittlerweile zerschlagenen Ölkonzerns Yukos steht derzeit wegen angeblicher Unterschlagung von 218 Millionen Tonnen Öl in Moskau vor Gericht. Richter Viktor Danilkin habe während des Prozesses wiederholt die Rechte des Angeklagten verletzt, sagte Chodorkowskis Anwältin Jelena Lipzer am Donnerstag nach Angaben der Agentur Ria Nowosti. Er habe sich geweigert, Zeugen und Gutachter der Verteidigung anzuhören.
Chodorkowski hatte die Vorwürfe in seinem Plädoyer am Vortag als absurd zurückgewiesen. Nach Ansicht seiner Anwälte ist der Prozess politisch gelenkt, um einen der größten Kritiker von Regierungschef Wladimir Putin kaltzustellen. Ihr Mandant müsse freigesprochen werden. Die Staatsanwaltschaft fordert für den seit 2003 Inhaftierten hingegen eine Haftstrafe von sechs weiteren Jahren. Damit käme er erst 2017 frei.
Mit einem Urteil wird bis Dezember gerechnet. In einem ersten Prozess war Chodorkowski wegen Betrugs zu acht Jahren Straflager verurteilt worden. Die Haft endet 2011.