I broke my Future - Paradies Europa

Regie: Carla Gunnesch
Darsteller: ?????
Laufzeit: 80min
FSK: ???
Genre: Dokumentation (Deutschland)
Verleih: b. film Verleih
Filmstart: 01. November 2007
Bewertung: n/a (0 Kommentare, 0 Votes)
Hunderttausende afrikanische Flüchtlinge versuchen jedes Jahr, die Grenzanlagen nach Europa zu überwinden, um sich ein neues Leben aufzubauen. Für die meisten ist Europa der Kontinent ihrer Träume, das Paradies. Auch Fela (27 Jahre), Rachid (31), Daren (31) und Karim (26) verfolgen diesen Traum und haben sich mit Hilfe von Schleppern und versteckt im Schiffscontainer auf den Weg ins gelobte Land gemacht. Jetzt leben sie in Berlin und warten den langwierigen Ausgang ihres Asylverfahrens ab. Große Aussicht auf Erfolg, in Deutschland dauerhaft bleiben zu können, haben sie nicht. Fast alle Asylanträge von Afrikanern werden hierzulande abschlägig beschieden. Anstelle paradiesischer Zustände, die sich die vier jungen Männer von Deutschland erwartet haben, ist bei ihnen Ernüchterung eingetreten. Ihre alltägliche Erfahrung lautet: von Willkommen keine Spur. Stattdessen unterliegen sie restriktiven Asylregularien und müssen sich ständigen Überprüfungen unterziehen. Fortwährend sehen die vier Männer sich Anfeindungen und Schikanen ausgesetzt. Auf Behörden, von deutschen Mitbürgern und von der Polizei. Gleich nach ihrer Ankunft wurden sie in schäbigen Asylantenheimen irgendwo in der Provinz einquartiert, von wo sie sich offiziell nicht fortbewegen dürfen. Trotzdem haben sich die vier nach Berlin aufgemacht, wo sie von Schwarzarbeit leben und in billigen Unterkünften hausen. Sie erhalten 200 Euro im Monat, den größten Teil davon in Form von Lebensmittelmarken und etwa 40 Euro in bar. Durchschnittlich drei Jahre verbringen afrikanische Flüchtlinge auf der Wartebank, bevor über ihren Asylantrag entschieden wird. Realistisch betrachtet bestehen drei Möglichkeiten: Entweder sie erhalten eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, können unterhaltspflichtige Kinder vorweisen oder sie heiraten eine deutsche Frau und leben mindestens zwei Jahren mit ihr in einer gemeinsamen Wohnung. 72 Prozent der 56.490 Afrikaner, die zwischen 2000 und 2005 ein Asylverfahren beantragt haben, sind in Deutschland geblieben. Bloß zwei Prozent aus anerkannt politischen Gründen. Der große Rest aufgrund von Heirat oder Elternschaft. Auch die vier jungen Afrikaner spekulieren auf diese Möglichkeit. In Berliner Clubs wie dem »YAAM«- oder in der Diskothek »Lumumba«- halten sie Ausschau nach deutschen Frauen. Weil sie unter großem Druck stehen, lassen sie sich auf Beziehungen mit Älteren ein, die sie normalerweise nicht eingegangen wären. »Mit einer Frau zusammen zu sein, nur wegen der Papiere, ist ein zu hoher Preis«-resümiert Fela frustriert und vergleicht seine Situation mit käuflicher Liebe. Die Dokumentarfilmerin Carla Gunnesch verfolgt die vier Männer bei Hilfarbeiten auf dem Bau oder in Imbissbuden, filmt ihre Unterkünfte und lässt sie von ihren Alltagserfahrungen in Deutschland berichten. Das größte Handicap ist die fehlende Arbeitserlaubnis. Automatisch driften viele Asylanten in die Grauzonen des Arbeitsmarkts, wo sie sich mit Stundenlöhnen von zwei bis drei Euro verdingen müssen. Häufig werden siedabei von der Polizei kontrolliert und müssen Leibesvisitationen über sich ergehen lassen. Bei solchen Razzien können alle Besitztümer, Bargeld oder Handys, konfisziert werden, wofür sogar eigene Rechtsgrundlagen bestehen. Unterm Strich ziehen die vier Afrikaner ein frustriertes Fazit. Sie empfinden die Warterei auf den Asylentscheid als verlorene Zeit und betrachten ihr Leben als würdelos - vertane Zeit. Resigniert haben sie den Wunsch aufgegeben, eine normale Existenz in Deutschland führen zu können. Nur gegenüber ihren besorgten Familien in den Heimatländern halten sie das Bild vom Paradies Europa aufrecht. Am Telefon erzählen sie, dass es ihnen gut geht und alles ihren Wünschen entspricht.

Kommentare

Dieser Film wurde leider noch nicht kommentiert.
Hier kannst du einen Kommentar abgeben.