Habe hier keinen Ton, aber werde mir das heute abend mal anhören.

Da ich nie in den Genuss kam ein Pionierhalstuch zu tragen, kann ich mich nicht dazu äußern wie man in der Schule "erzogen" wurde.

Was du unter "Kriegsspielzeug" verstehst, weiß ich auch nicht. Ich bin mir aber recht sicher, dass es bei uns keine Zinnsoldaten gab.

Und Parteitreu waren meine Eltern mit Sicherheit nicht. Sie hatten eher einen Hass auf das System. Das haben sie mir mehr oder weniger offen gesagt (zumindest so, dass ich es verstehe). Vielleicht ist auch das der Grund warum die Erziehung von meinen Eltern ausging und ich nie der Meinung war, dass "Von der Sowjetunion lernen, [...] siegen lernen" heißt.
 
Was du unter "Kriegsspielzeug" verstehst, weiß ich auch nicht. Ich bin mir aber recht sicher, dass es bei uns keine Zinnsoldaten gab.

Solche Soldaten waren Standardausstattung in jedem Kindergarten.
Ich habe selbst während meiner Zivi-Zeit 1994 in einem Kindergarten 2 grosse Kartons aus dem alten Lager mit solchen Soldaten entsorgt.

Und Parteitreu waren meine Eltern mit Sicherheit nicht. Sie hatten eher einen Hass auf das System. Das haben sie mir mehr oder weniger offen gesagt (zumindest so, dass ich es verstehe). Vielleicht ist auch das der Grund warum die Erziehung von meinen Eltern ausging und ich nie der Meinung war, dass "Von der Sowjetunion lernen, [...] siegen lernen" heißt.

Du selbst [und das war bei mir genau so] bekamst die Erziehung aus dem Elternhaus. Gleichzeitig aber waren die "Ansprüche" des DDR-Systems konträr zu dieser Erziehung denn Lehrer wollten von Dir nicht hören, dass die Sowjetunion eigentlich kein Vorbild ist.
Das aber führte zur "Doppelzüngigkeit" in der DDR - zu Hause "so", in der Öffentlichkeit "so".

Wie schnell auch Jugendliche für "systemfeindliches Verhalten" bestraft wurden habe ich selbst miterlebt. Der beste Kumpel meines Cousins wanderte 1986 in den "Jugendwerkhof" weil er genau die Meinung in der Schule vertreten hatte, die er nicht hätte vertreten dürfen. Sein älterer Bruder war beim Fluchtversuch an der Ostsee festgenommen worden.
 
Die "Erziehung zum sozialistischen Staatsbürger" war Grundbestandteil der Kinderbetreuung in der DDR. Die daraus resultierenden Konflikte mit der Erziehung im Elternhaus liegen da klar auf der Hand - es sei denn die Eltern waren Partei- und Systemtreue.

Kann ich ebenfalls nicht unterstreichen. Sicher war die Kinderbetreuung damals so ausgelegt, aber was letztendlich bei den Kindern ankam ist eine andere Sache, natürlich auch von den Eltern gesteuert.

Konfliktpotenzial gab es da sicher, aber es sind für mein Verständnis nie Konflikte daraus entstanden. Demzufolge müssten meine Eltern ja Partei- und Systemtreue gewesen, was definitiv nicht der Fall war.

Da ich nie in den Genuss kam ein Pionierhalstuch zu tragen, kann ich mich nicht dazu äußern wie man in der Schule "erzogen" wurde.

Wie schade! :ugly: Meinereiner hat es bis zum roten Halstuch geschafft, obwohl ich den Knoten bis zum Schluss nicht konnte. :mrgreen:
 
Kann ich ebenfalls nicht unterstreichen. Sicher war die Kinderbetreuung damals so ausgelegt, aber was letztendlich bei den Kindern ankam ist eine andere Sache, natürlich auch von den Eltern gesteuert.

Genau so ist es. Den Eltern glaubt ein Kind schon eher als irgendeiner Erzieherin.

Aber die daraus resultierende Erziehung ["... das darfst Du aber in der Schule NICHT sagen ..."] bringt Kinder und Jugendliche in persönliche Konflikte durch permanente Beeinflussung von 2 verschiedenen Seiten.

Die Klassenlehrerin meiner Schwester hielt es damals für richtig den Kindern zu vermitteln, dass es keine Nazis und Faschisten in der DDR gibt denn diese wären alle in die BRD geflohen. Was wiederum zur Folge hatte, dass meine Schwester [damals 9 Jahre alt] meine Eltern mit der Schlussfolgerung konfrontierte, dass unsere Westverwandschaft "Faschisten" seien.

Konfliktpotenzial gab es da sicher, aber es sind für mein Verständnis nie Konflikte daraus entstanden. Demzufolge müssten meine Eltern ja Partei- und Systemtreue gewesen, was definitiv nicht der Fall war.

Solange Du Dich daran gehalten hast, was Dir Deine Eltern gesagt haben war das auch sicher zutreffend.
Was aber hättest Du die "offizielle" Systemmeinung aufgrund Deiner Erfahrungen und elterlichen Erziehung in Frage gestellt? Kindliche Fragen nach dem "Warum?" waren in diesem System gefürchtet.

Warum darf ich meine Verwandtschaft in Bremen nicht besuchen?
Warum muss ich 14 Jahre auf einen Trabant warten wenn er im GENEX-Katalog gegen DM sofort lieferbar ist?
Warum werde ich [Mai 1989] aus der Schule zum Umziehen nach Hause geschickt wenn ich ein T-Shirt mit dem Bild von Michail Gorbatschow anhabe?
Weshalb müssen meine Eltern und ich schriftlich bestätigen den Kontakt zu unserer Westverwandschaft abzubrechen damit ich auf die KJS darf?
Warum kann mein Vater nicht Direktor werden wenn er nicht in die SED eintritt?
 
Solche Soldaten waren Standardausstattung in jedem Kindergarten.
Ja, die kenne ich. Ob es die aber tatsächlich in meinem Kindergarten gab, weiß ich nicht. Die könnte genauso gut ein Kumpel zuhause gehabt haben.
Du selbst [und das war bei mir genau so] bekamst die Erziehung aus dem Elternhaus. Gleichzeitig aber waren die "Ansprüche" des DDR-Systems konträr zu dieser Erziehung denn Lehrer wollten von Dir nicht hören, dass die Sowjetunion eigentlich kein Vorbild ist.
Das aber führte zur "Doppelzüngigkeit" in der DDR - zu Hause "so", in der Öffentlichkeit "so".
Da gibts auch heute noch Paralellen. Wenn ich einer x-beliebigen Szene angehöre, die nicht in das Bild der Öffentlichkeit "passt", muss ich mich auch anpassen um z.B. einen Job zu finden.
 
Da gibts auch heute noch Paralellen. Wenn ich einer x-beliebigen Szene angehöre, die nicht in das Bild der Öffentlichkeit "passt", muss ich mich auch anpassen um z.B. einen Job zu finden.

Die Frage ist: Wie weit bist Du bereit Dich anzupassen?

Wärest Du bereit für einen Platz am Gymnasium [EOS in der DDR] und einen Studienplatz Dich :

- 3 Jahre zum Wehrdienst zu verpflichten?
- Mitglied der staatlichen Jugendorganisation zu werden?
- Mitglied des staatlichen Gewerkschaftsbundes zu werden?
- Dich loyal zum staatlichen System zu verhalten und auch Deine Familie dazu anzuhalten?

Wärest Du bereit für eine Sportförderung den Kontakt zu Deiner Verwandtschaft abzubrechen?

Musst Du Dich heute für 3 Jahre Wehrdienst verpflichten um eine Stelle, Gymnasiumsplatz, Studienplatz zu bekommen?
Musst Du und Deine Familie "regierungsloyal" sein um diese Möglichkeiten zu haben?
 
Ich sagte auch Paralellen.

Aber soweit ich das weiß (ohne Quellen) nennen zu können, hätte man, wenn man das entsprechende "Elite-Potential" hatte, auch so studieren können. Oder irre ich mich da total?

Ansonsten kann ich nur sagen: Verpflichtungen gibt es heute auch noch genug. Sie sind zwar nicht so "extrem", aber sie sind vorhanden.
 
Genau so ist es. Den Eltern glaubt ein Kind schon eher als irgendeiner Erzieherin.

Nicht wirklich ;)

Ich war eine "rote Socke". Absolut vorzeigbares Ergebnis der sozialistischen Erziehung. Meine Mutter hat das nicht unterbunden, meine Familie auch nicht. Im Gegenteil. Erst als ich 13 Jahre alt wurde, hat nach und nach meine Mutter mit mir gesprochen, mir die Unterschiede und Widersprüche aufgezeigt und mir beigebracht, wie ich mich in welchen Situationen zu verhalten habe.
Klar könnte ich meiner Familie den Vorwurf im Nachhinein machen, dass sie mich vorgeführt und benutzt hätten, nur ich kann es verstehen, aufgrund der Familiengeschichte, die ich erst später zu hören kriegte, hatten sie absolut keine Wahl. So hatten sie aber Ruhe, weil ich das perfekte Kind war.
So perfekt, dass alle aus den Wolken gefallen sind, weil ausgerechnet ich abhaute. :ugly:

Deine "Anpassung" kenne ich noch. Ich wurde damals gefragt, ob ich in die Partei eintreten "möchte", damit ich dann auch in meinem Beruf aufsteigen kann. Ich lehnte ab, das war ein Tag vor meiner Flucht. Die Zeit damals hat mir in die Hände gespielt, ich möchte nicht wissen, was danach mit mir passiert wäre.
 
- 3 Jahre zum Wehrdienst zu verpflichten?

Im Westen muss man zum Bund, auch wenn man nicht studieren will. Die Wehrpflicht ist (leider) immer noch ein fester Bestandteil Deutschlands. Inzwischen ist die Dauer immer weiter geschrumpft, aber bis 1990 war sie noch für ZDL 20 Monate lang.
Ok, hier darf man verweigern, aber gezwungen einen Dienst auszuüben wird man dennoch.


- Mitglied der staatlichen Jugendorganisation zu werden?
- Mitglied des staatlichen Gewerkschaftsbundes zu werden?

Eine der beiden Punkte solltest du heute erfüllen, wenn du ein Stipendium(->Förderung) möchtest.



Dennoch ist es natürlich gut für all die Menschen in Ostdeutschland, dass sie nun Bürgerrechte und eine individuelle Frieheit haben.
Ich selbst kann jetzt hier keine Wertung vornehmen, da ich a) beim Mauerfall keine 6 Monate alt war und b) keine sachliche Aufarbeitung der DDR-Geschichte stattgefunden hat.
 
Im Westen muss man zum Bund, auch wenn man nicht studieren will.
Auch in der DDR gab's eine Wehrpflicht. Die betrug aber "nur" 1,5 Jahre. Wer studieren wollte, mußte sich aber für 3 Jahre verpflichten.
Ich selbst kann jetzt hier keine Wertung vornehmen, da [...] keine sachliche Aufarbeitung der DDR-Geschichte stattgefunden hat.
Die würde ungefähr wie aussehen bzw. was enthalten?
 
Die würde ungefähr wie aussehen bzw. was enthalten?

so in etwa das was wir über den 2. WK gehört haben, also gleich mit Anleitung darüber was wir davon zu halten haben ...ich hab die Geschichte des dritten Reiches allein im Untericht 3. Mal gehört- 2 mal in rot (ehemalige DDR-Geschichtslehrer neigen dazu glaub ich :-? ) und einmal in etwas braun vorgetragen, keiner der Lehrer hat es auch nur annähernd neutral hinbekommen
 
Die würde ungefähr wie aussehen bzw. was enthalten?


Öffentliche Einsicht in bestehende Akten. Außerdem muss einfach ein wenig gras drüber wachsen, damit die Objektivität nicht mehr von subjektiven Empfindungen verdrängt wird. Die heutigen Journalisten, Geschichtsprofessoren, Autoren und Lehrer gehören einer Generation an, die die Staatenteilung miterlebt hat. Von ihnen werden nur wenige ohne Wertung über die Vergangenheit und das DDR System reden können.

ich hab die Geschichte des dritten Reiches allein im Untericht 3. Mal gehört

Solche Dinge schützen uns vor Verherrlichungen.
(Übrigens ist westliche Geschichte allgemein im Unterricht überbewertet. Insgesamt haben wir die amerikanische Geschichte bestimmt 5x durchgekaut, die französische Revolution ebenso. Chinesishce Geschichte bspw wurde erst Ende 13 unterrichtet.
 
Weshalb müssen meine Eltern und ich schriftlich bestätigen den Kontakt zu unserer Westverwandschaft abzubrechen damit ich auf die KJS darf?
Hm, mein Erzeuger hatte ne Stasiakte. Er ist aus der Nationalmannschaft geflogen, weil er Westkontakte hatte und trotzdem war ich auf der KJS, ohne irgendwas unterschreiben zu müssen. :think:
 
Hm, mein Erzeuger hatte ne Stasiakte. Er ist aus der Nationalmannschaft geflogen, weil er Westkontakte hatte und trotzdem war ich auf der KJS, ohne irgendwas unterschreiben zu müssen. :think:

Ich hab das Aufnahmeschreiben immer noch aufgehoben.
Ich hätte bestätigen müssen, keinen Kontakt (weder persönlich noch schriftlich) mehr zu Verwandten oder Bekannten aus dem NSW zu pflegen.

Aus diesem Grund habe ich den Schritt zur KJS abgelehnt.
 
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Hamburg (dpa) - Die frühere DDR-Sprinterin Gesine Tettenborn hat den Deutschen Leichtathletik-Verband aufgefordert, sie aus seinen Rekordlisten zu streichen. Als Grund nannte sie, dass sie ihre Zeiten mit Hilfe von Doping gelaufen sei. Tettenborn war 1984 unter ihrem Mädchennamen Walther Weltrekord mit der 4 x 400-Meter-Staffel der DDR gelaufen. Dem «Spiegel» sagte Tettenborn, ihr sei klar, dass sie nun für manche ein Nestbeschmutzer sei. Aber sie habe es für sich tun müssen. Der DLV habe den Rekord bereits gestrichen, so ein Sprecher.
 
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Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Besonders "drüben" im Westen (zumindest dort, wo ich mal gelebt habe - RLP und BW) ist die Unwissenheit groß. Allerdings kommt die DDR auch nur peripher im Unterrichtsstoff vor.
 
Naja, wenn man sich so anhört, wie viele Leute heutzutage von den nahezu paradiesischen Zuständen in der DDR vor dem Mauerfall schwärmen, scheinen auch ältere nachhaltig Probleme mit der DDR-Geschichte zu haben... :evil:

In meiner Arbeitsstelle gibt es einen Haufen Leute, die zu der "früher-in-der-DDR-war-alles-besser"-Fraktion gehören... :roll: