Ihr habt ja beide recht, aber wieso soll jemand der Harz IV bezieht nun schon wieder etwas mehr bekommen als ein Beschäftigter, der sein Geld hart erarbeitet und verdient hat?

Es wird doch in Deutschland keiner zu Harz IV gezwungen und wenn ich sehe wie viele Stellen in Deutschland offen sind braucht mir auch keiner zu erzählen, er findet einfach keine Arbeit.
 
Opferstock, da 6 Mio. Hartz-4-lern (incl. Aufstockern) noch nicht mal 1 Mio. offene Stellen gegenüberstehen, ist deine letzte Aussage schlichtweg falsch.
 
Ihr habt ja beide recht, aber wieso soll jemand der Harz IV bezieht nun schon wieder etwas mehr bekommen als ein Beschäftigter, der sein Geld hart erarbeitet und verdient hat?
Also ich weiß natürlich nicht, wieviel Du verdienst oder bekommst. Aber für mich wäre es von knapp 400 Euro im Monat (wovon ich auch noch Strom bezahlen müsste), kein schönes Leben. Man kann zwar vermutlich davon überleben, aber nicht schön leben.

Ich denke, dass man als Dauerarbeitsloser zum Minimalisten werden muss und von selbst alles daran setzt, eine Arbeit zu finden. Wer es schafft, von knapp 400 Euro im Monat (abzüglich Strom) glücklich zu Leben, ist für mich ein sehr bescheidener Lebenskünstler und dem gönne ich Hartz IV auch von ganzem Herzen. Mir würde es vorn und hinten nicht reichen.

Bevor ich mich über irgendeinen Hartzer aufrege, bin ich vorher schon vor Wut über die Gehälter tausender anderer geplatzt. Vorstandschefs, die einen ganzen Konzern in den Ruin treiben (dadurch viele Arbeitnehmer überhaupt erst arbeitslos machen) und sich das auch noch millionenfach bezahlen lassen. Steuerbetrüger, die Millionen ins Ausland befördern und wenn sie am Arsch gekriegt werden, nur "Entschuldigung" sagen müssen. Ärzte, die angeblich von 10.000 Euro Gewinn (nicht Umsatz!) im Monat angeblich nicht leben können. Abgeordnete, die oft von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, nicht mal zu Sitzungen erscheinen müssen, bekommen horrende Bezüge und Pensionen. Oder oder oder.
 
Ihr habt ja beide recht, aber wieso soll jemand der Harz IV bezieht nun schon wieder etwas mehr bekommen als ein Beschäftigter, der sein Geld hart erarbeitet und verdient hat

Schmerzensgeld dafür das man sich vom Amt schikanieren lassen muss ;) .. wer wirklich zu wenig Geld von seiner Arbeit bekommt kann sich ja ergänzend in diese Mühlen begeben, alle anderen können das dann dank durch Hartz 4 definierter Untergrenze auch bezahlen und sollten sowieso so wenig wie möglich verbrauchen




Opferstock, da 6 Mio. Hartz-4-lern (incl. Aufstockern) noch nicht mal 1 Mio. offene Stellen gegenüberstehen, ist deine letzte Aussage schlichtweg falsch.

Es gibt nun aber auch genügend Möglichkeiten sich selber eine freie Stelle zu schaffen
 
Opferstock, da 6 Mio. Hartz-4-lern (incl. Aufstockern) noch nicht mal 1 Mio. offene Stellen gegenüberstehen, ist deine letzte Aussage schlichtweg falsch.

Das heißt aber das man aus den 6 Millionen Hartz-4-lern auch 5 machen könnte.
Oder zumindest 5,5 Millionen...

Weiterhin behaupte ich einfach mal, dass von den 6 Millionen Hartz-4-lern 50% arbeiten könnten, wenn sie wollten. Und denen soll man das Leben nun auch noch leichter machen?


@Photon: Du hast ja recht und mich regt es auch auf wenn ich manche Gehälter so sehe. Kein Mensch muss 15 Millionen im Jahr verdienen und anderen bleibt zu wenig zum leben. Aber das ändert in Deutschland oder in anderen Ländern kein Mensch mehr. Darum braucht man darüber auch leider nicht diskutieren.
 
[...]
@Photon: Du hast ja recht und mich regt es auch auf wenn ich manche Gehälter so sehe. Kein Mensch muss 15 Millionen im Jahr verdienen und anderen bleibt zu wenig zum leben. Aber das ändert in Deutschland oder in anderen Ländern kein Mensch mehr. Darum braucht man darüber auch leider nicht diskutieren.
Nein, aber für jeden Euro, den irgendjemand "zu viel" verdient, muss ein anderer auf einen verzichten.

Das ist die "Schere zwischen Arm und Reich" von der laufend die Rede ist. Um einem Menschen unverhältnismäßig viel geben zu können, muss man es bei tausenden anderen holen. Deswegen gibt es nicht immer mehr Reiche, aber immer mehr Arme. Und deswegen werden die wenigen Reichen immer reicher und das immer schneller. Denn irgendwann ist ein Punkt erreicht, da vermehrt sich das Geld schneller, als man es ausgeben kann. Auf der anderen Seite steigen die Kosten schneller, als man Geld verdienen kann.

Ich will damit nur sagen, dass mich die Hartzies kein bißchen aufregen. Die sind für deutsche Verhältnisse ganz unten angekommen. So viel man auf ihnen auch herumtrampelt, tiefer geht es nicht mehr. Damit geht es ihnen noch immer besser als den meisten anderen Menschen auf der Welt, nur eben schlechter als den meisten anderen Deutschen. Ich beneide die Leute kein Stück weit, aber ich kann denen auch nicht helfen. Außer: Ich trample nicht auf ihnen herum und schimpfe nicht, wenn sie mal 5 Euro im Monat mehr bekommen.

Aber ich rege mich mit Dir zusammen auf, wenn der Hartz IV-Satz mal irgendwann bei 1.500 Euro angekommen ist :)
 
[...] Und allen Mini-Jobbern, die trotz Arbeit Unterstützung vom Amt benötigen, empfehle ich dringend, ihren Focus auf die Suche nach einer vollwertigen Arbeitsstelle zu legen oder sich so schnell wie möglich kündigen zu lassen. [...]

Dabei gibt es nur ein Problem, welches Du ja auch schon selbst beschreibst:

Also ich weiß natürlich nicht, wieviel Du verdienst oder bekommst. Aber für mich wäre es von knapp 400 Euro im Monat (wovon ich auch noch Strom bezahlen müsste), kein schönes Leben. Man kann zwar vermutlich davon überleben, aber nicht schön leben. [...]

Die Lebenshaltungskosten machen nun einmal keine Pause, auch wenn der Arbeitnehmer gezwungen ist, eine zu nehmen. Wer länger als ein Jahr arbeitslos ist (das ist übrigens immer noch die Minderheit), dem fehlen meist auch die Reserven, um auf mögliche Zusatzeinnahmen zu verzichten. Außerdem gibt es dann oft auch Vermittlungshindernisse, die es den Betroffenen eben nicht so leicht machen, einen "vollwertigen" Job zu finden.

Ihr habt ja beide recht, aber wieso soll jemand der Harz IV bezieht nun schon wieder etwas mehr bekommen als ein Beschäftigter, der sein Geld hart erarbeitet und verdient hat?
[...]

Weil wir uns dazu entschlossen haben, dass jeder in Deutschland soviel Geld erhalten soll, dass ein menschenwürdiges Leben und ein Mindestmaß an sozialer Teilhabe ermöglicht wird. Falls dies einem Menschen nicht durch eigene Leistung oder Vermögen gelingt, soll die Solidargemeinschaft das ermöglichen. Wenn der Preis für ein Gut, dass für ein solches Leben unerlässlich ist (wie eben Strom) so exorbitant steigt, dass dies von den bisherigen Geldern nicht mehr zu stemmen ist, dann sollten diese eben angepasst werden. Und dabei rede ich ausdrücklich auch von Löhnen und Gehältern.

Daher plädiere ich schon lange hierfür:

Strom müsste längst zu den Unterkunftskosten zählen. Dadurch würde man die Betroffenen genau "nach dem Maß ihrer Not" unterstützen und könnte wesentlich schneller auf Veränderungen reagieren (durch Rechtsverordnung) als bei Oettingers Vorschlag. Gegen "Strom-Großverbraucher" führt man genau wie bei der Miete eine Angemessenheitsregel ein und fertig ist die Laube.
 
Diese Sache mit dem besseren Leben der Armen in Deutschland ist etwas, was von mehreren Seiten betrachtet werden muss.

In einigen Punkten geht es den armen Deutschen klar besser - wenn sie sich drum kümmern, braucht in Deutschland keiner zu verhungern oder obdachlos sein. Und selbst, wenn man vorrübergehend in eine Obdachlosenunterkunft geht und sich ein Zimmer mit 2-3 anderen teilt.
Der Sozialhilfesatz steht jedem Bürger Deutschlands zu, sollte er nicht für sich selber sorgen können. Manchen wird dieser zwar eingeteilt - manche bekommen sogar nur Tüten mit Lebensmitteln (Lebensmittel + Miete u.a. machen dann auch den Sozialhilfesatz voll) von den Ämtern mit, aber das auch nur wenn die Aspiranten klar gezeigt haben, dass sie in Selbstverwaltung das ihnen zustehende Geld nicht bedarfsgerecht einteilen können.

In solchen Dingen geht es den Armen in Deutschland klar besser. Aber was sehr viele Arme in anderen Ländern nicht ständig um sich herum haben, ist der Luxus eines Industrielandes wie Deutschland. Die Armen geben sich mit dem zufrieden was sie haben, sie stellen sich auch nicht (viel) mehr vor für ein besseres Leben. Unsere Armen werden dagegen tagtäglich mit TV, Werbung, Schaufenster und des Nachsbars dickes Auto konfrontiert. Auch die vielen Leckereien in den Supermärkten müssen meist liegen bleiben, genommen werden darf nur das billigste. Es muss versucht werden, den meisten Verlockungen zu widerstehen. Und das macht es den Armen hierzulande sicherlich nicht leicht. Das Kopfkino wird um längen größer sein, als jenes der Einwohner- beispielsweise der afrikanischen Länder (Kriege oder moralverwerfliche (Stammes-)Sitten ausgenommen).
 
Das Kopfkino wird um längen größer sein, als jenes der Einwohner- beispielsweise der afrikanischen Länder.

Das "Kopfkino" der armen Menschen in wirklich armen Ländern dreht sich dann dafür wohl um Sachen die bei uns selbstverständlich sind, wie sich satt zu essen, eine Schule besuchen zu dürfen, sich eine Fahrt zur Familie leisten zu können, nicht jeden Tag einen Kampf um's überleben führen zu müssen, sein Kind nicht verkaufen oder töten zu müssen weil man es sich oder die spätere Mitgift später nicht leisten kann ...

Da ziehe ich das Kopfkino das sich auf sinnlosen Luxus bezieht klar vor und kann es auch wesentlich leichter abstellen.
 
Dabei gibt es nur ein Problem, welches Du ja auch schon selbst beschreibst:
Die Lebenshaltungskosten machen nun einmal keine Pause, auch wenn der Arbeitnehmer gezwungen ist, eine zu nehmen.
Ich sprach aber von Leuten, die arbeiten gehen und zusätzlich Hilfen vom Staat benötigen, um überhaupt auf den Hartz IV-Satz zu kommen. Denen empfehle ich, die Arbeit sein zu lassen und ganz von Hartz IV zu leben. Damit werden dann auch die Statistiken nicht mehr geschönt, der Betroffene hat genauso viel Geld wie vorher, er dient nicht einem Feudalherren und wenn er arbeiten muss für das Selbstwertgefühl, dann - wie gesagt - gibt es jede Menge sozialer Projekte, die dringend eine helfende Hand brauchen, aber sich keine leisten können. Außerdem wird der Arbeitgeber dann gezwungen sein, entweder auf eine Arbeitskraft zu verzichten oder, falls er das nicht kann, eine vernünftig zu bezahlen.

Das halte ich für die weitaus bessere Lösung für alle Seiten.

Strom müsste längst zu den Unterkunftskosten zählen. [...] Gegen "Strom-Großverbraucher" führt man genau wie bei der Miete eine Angemessenheitsregel ein und fertig ist die Laube.
In England habe ich viele Wohnungen gesehen, die ihren Stromzähler in der Wohnugn haben, wo man Münzen oder Guthabenkarten rein stecken kann. Hätten wir die auch in Deutschland, wäre das ganz einfach. Jeden Monat die Karte aufladen lassen vom Amt und Strom haben.

Aber was wir hier alles haben müssten und nicht haben...

Diese Sache mit dem besseren Leben der Armen in Deutschland [...]
Das ist ja das, was die Psychologie beschreibt: Das Wohlbefinden ist immer relativ zu anderen Menschen. Wenn alle nichts haben (wie etwa nach einem Krieg), ist man zufrieden, wenn man einen Topf und vielleicht noch einen Löffel hat. Haben aber alle Häuser, ist keine Mietwohnung schön genug. Kurz: Der Einäugige unter den Blinden oder der Einäugige unter den Zweiäugigen.

Aber wie dem auch immer sei: Ob sich nun jemand mit Hartz IV wohl fühlt oder nicht, darauf kann ja nun ein Staat keine Rücksicht nehmen. Ein Sozialstaat muss in dem Fall nur das Überleben sichern, und das ist bei knapp 400 Euro vielleicht nicht einfach, aber durchaus möglich.

Viel schlimmer finde ich die Tatsache, dass es verdammt schwer ist, von dort aus wieder "aufzusteigen". Der Staat tut dahingehend nicht viel sinnvolles und von einigen Arbeitgebern weiß ich, dass einige Bewerbungen schon gar nicht mehr berücksichtigt werden, wenn jemand eine lange "Ausfallzeit" hatte. Irgendwie scheint Hartz IV für viele die Endstation zu sein. Und das ist eine Schande.
 
Ich sprach aber von Leuten, die arbeiten gehen und zusätzlich Hilfen vom Staat benötigen, um überhaupt auf den Hartz IV-Satz zu kommen. Denen empfehle ich, die Arbeit sein zu lassen und ganz von Hartz IV zu leben. Damit werden dann auch die Statistiken nicht mehr geschönt, der Betroffene hat genauso viel Geld wie vorher,


Stimmt nicht, wenn man aufstockt hat mam mehr Geld als "nur" hartz 4.Bei der Berechnung hat man nemlich von Eigenen Einkommen einen Freibetrag der nicht angerechnet wird.



Viel schlimmer finde ich die Tatsache, dass es verdammt schwer ist, von dort aus wieder "aufzusteigen". Der Staat tut dahingehend nicht viel sinnvolles

Wenn man Will,ist der Staat behilflich z. B. durch Fort und Weiterbildungen einen zu unterstützen .
 
Ich sprach aber von Leuten, die arbeiten gehen und zusätzlich Hilfen vom Staat benötigen, um überhaupt auf den Hartz IV-Satz zu kommen. Denen empfehle ich, die Arbeit sein zu lassen und ganz von Hartz IV zu leben. Damit werden dann auch die Statistiken nicht mehr geschönt, der Betroffene hat genauso viel Geld wie vorher, er dient nicht einem Feudalherren und wenn er arbeiten muss für das Selbstwertgefühl, dann - wie gesagt - gibt es jede Menge sozialer Projekte, die dringend eine helfende Hand brauchen, aber sich keine leisten können. Außerdem wird der Arbeitgeber dann gezwungen sein, entweder auf eine Arbeitskraft zu verzichten oder, falls er das nicht kann, eine vernünftig zu bezahlen.[...]

Ideell ist Deine Forderung zwar nachvollziehbar und richtig. Dem einzelnen Betroffenen könnte sie jedoch leicht zynisch erscheinen. ;) Ich verweise dazu auf den ersten Hinweis von Caroklickt. Die Mehreinnahmen können in diesem Einkommensbereich durchaus eine wichtige Rolle im Haushalt dieser Arbeitnehmer spielen.

Es ist Aufgabe der Gesellschaft, durch vernünftige Löhne und Gehälter dafür zu sorgen, dass ein Fulltime-Job zumindest die Person die ihn ausübt in die Lage versetzt, auf staatliche Unterstützung verzichten zu können.

Leider bekommen das Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter allein nicht gebacken (traurig genug), weshalb es eines gesetzlichen Mindestlohnes bedarf.
 
Stimmt nicht, wenn man aufstockt hat mam mehr Geld als "nur" hartz 4.Bei der Berechnung hat man nemlich von Eigenen Einkommen einen Freibetrag der nicht angerechnet wird.
Es ist Aufgabe der Gesellschaft, durch vernünftige Löhne und Gehälter dafür zu sorgen, dass ein Fulltime-Job zumindest die Person die ihn ausübt in die Lage versetzt, auf staatliche Unterstützung verzichten zu können.
Wenn sich dahingehend nicht innerhalb der letzten Jahre etwas geändert hat, dann reden wir hier von 100 Euro. Was über 100 Euror hinaus geht, wird 80% abgezogen. Bei einem 400-Euro-Job bei unter 15 Wochenstunden bleibt also 160 Euro übrig. Das betrifft aber Leute, die "hauptberuflich" Hartz IV bekommen und etwas arbeiten, um da mehr dazu zu verdienen. Findet man also einen Job für sagen wir mal 12 Wochenstunden und bekommt dafür 160 Euro oben drauf, ist das ja erstmal pauschal ok. Allerdings hilft das auch dem Arbeitnehmer meist gar nichts, um wieder auf den Weg zu kommen, einen Arbeitsplatz zu bekommen, von dem er allein leben kann.

Was ist mit den Leuten, die regulär einen Arbeitsvertrag haben, aber deren Verdienst nicht zum Leben reicht und sie dann noch zum Amt watscheln müssen und um Geld betteln? Also diese Aufstocker. Die Leute arbeiten 6 oder 8 Stunden täglich und es reicht nicht zum Leben. Da bin ich halt der Ansicht, dass diese Leute so schnell wie möglich den Arbeitgeber wechseln oder eben gleich ganz zu Hartzies werden sollten. Das ist auch gar nicht zynisch gemeint. Aber so lange wir keinen Mindestlohn haben, der Menschen von ihrer Hände Arbeit leben lässt, geht es nicht anders - meiner Meinung nach.

Wenn man Will,ist der Staat behilflich z. B. durch Fort und Weiterbildungen einen zu unterstützen.
Leider wird mein Beitrag hier viel zu lang, wenn ich hier alle Beispiele aufführen würde, wo genau dieses Verhalten des Amtes ad absurdum führt. Aber vielleicht mal ein Beispiel aus meinem Freundeskreis:

Der Vater einer Freundschaft war fast sein ganzes Leben lang berufstätig als Maurer. Mit 55 bekam er es mit den Bandscheiben, mit 57 musste er den Job aufgeben. Mit fast 60 war er dann schließlich auf Hartz IV angekommen. Warum vorzeitige Rente nicht in Frage kam, weiß ich leider nicht, aber das Amt hat ihn dann dazu gezwungen, eine Umschulung zu machen. Zum Fachinformatiker für Systemintegration. Mit 60. Vorher Maurer. 2 Jahre hat er sich da durch gequält. Beim zweiten Versuch dann auch mit Ach und Krach (und meiner Hilfe) bestanden. Dann bekam er ein Jobangebot als Senior-.NET-Programmierer, denn er war ja schon in dem Alter, dass er "Senior-Programmierer" sein konnte... :ugly:

Von anderen Fällen weiß ich, da werden auch Leute zu Umschulungen gezwungen für Berufe, die sie nicht machen wollen. Und wieder andere betteln seit Jahren um eine Umschulung, sind aber laut Amt angeblich "vermittelbar" und bekommen daher keine. "Vermittelbar" und trotzdem arbeitslos seit mehr als 5 Jahren.

Ich weiß nicht, ob bei rund 10 oder 12 Fällen, die allein mir persönlich bekannt sind, das alles nur Ausnahmen sind oder ob da nicht doch grundsätzlich etwas schief läuft. Arbeitsvermittler, die von den Berufen, die sie betreuen, absolut keine Ahnung haben. Leute, die in Um- oder Weiterbildungen gesteckt werden, damit sie aus der Statistik fallen. Oder zu Arbeiten genötigt werden, wo sie immer noch kein Einkommen haben, von dem sie leben können, aber eben nicht mehr "arbeitslos" sind.

Leider bekommen das Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter allein nicht gebacken (traurig genug), weshalb es eines gesetzlichen Mindestlohnes bedarf.
Weil Arbeitnehmer oft keine starke Lobby haben. Ich kann ja die Arbeitgeber verstehen; denn was ist schöner, als (fast) kostenlose Arbeitskräfte zu haben, die mich reich machen. Aber es ist (meiner Meinung nach) die Aufgabe der Arbeitnehmer, sich dem zu entziehen. Dass der Staat aufstockende Beihilfen zahlt, unterstützt aus meiner Sicht nur diese Arbeitgeber. Die rechnen nämlich schon fest damit, dass der Staat ja auch was dazu gibt. Das ist ja noch verwerflicher als das Verhalten von Wirtschaftsflüchtlingen.

Natürlich bedarf es deshalb eines gesetzlichen Mindestlohns. Nur bei dem ganzen Koalitionsgeraffel wird ganz sicher wieder nur ein fauler halbgarer Kompromiss heraus kommen. Leider.
 
[...] Ich weiß nicht, ob bei rund 10 oder 12 Fällen, die allein mir persönlich bekannt sind, das alles nur Ausnahmen sind oder ob da nicht doch grundsätzlich etwas schief läuft. Arbeitsvermittler, die von den Berufen, die sie betreuen, absolut keine Ahnung haben. Leute, die in Um- oder Weiterbildungen gesteckt werden, damit sie aus der Statistik fallen. Oder zu Arbeiten genötigt werden, wo sie immer noch kein Einkommen haben, von dem sie leben können, aber eben nicht mehr "arbeitslos" sind. [...]

Ich denke (als ehemaliger Jobcentermitarbeiter), dass das zwar keine Einzelfälle mehr sind, aber diese Situation auch noch nicht systemimmanent ist. Irgendwas dazwischen halt.

Es gibt gute und schlechte Abeitsvermittler (wie in allen anderen Berufen eben auch). Es gibt solche mit sozialer Kompetenz und solche ohne (oft Leute die dort gar nicht arbeiten wollen, aber eben hinversetzt wurden, weil es an Verwaltungsleuten fehlte).

Weil Arbeitnehmer oft keine starke Lobby haben. [...]

Das ist ja das, was ich traurig finde. Unser Grundgesetz geht ja eigentlich davon aus, dass es eine gewisse "Waffengleichheit" zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden gibt. Das war vielleicht auch tatsächlich mal der Fall, inzwischen ist das leider nur noch ein hübsches Märchen.

[...] Dass der Staat aufstockende Beihilfen zahlt, unterstützt aus meiner Sicht nur diese Arbeitgeber. Die rechnen nämlich schon fest damit, dass der Staat ja auch was dazu gibt. Das ist ja noch verwerflicher als das Verhalten von Wirtschaftsflüchtlingen.

Das kann man so unterschreiben.

Natürlich bedarf es deshalb eines gesetzlichen Mindestlohns. Nur bei dem ganzen Koalitionsgeraffel wird ganz sicher wieder nur ein fauler halbgarer Kompromiss heraus kommen. Leider.

Wahrscheinlich kommt er ohnehin erst in der nächsten Legislaturperiode. Und da ich eine schwarz-rote Regierung am Horizont erblicke, würde ich Dir auch hier zustimmen.
 
Ich denke (als ehemaliger Jobcentermitarbeiter), dass das zwar keine Einzelfälle mehr sind, aber diese Situation auch noch nicht systemimmanent ist. Irgendwas dazwischen halt.
Ui, dann bin ich ja an der richtigen Adresse. Nur eine Frage, damit es nicht zu sehr OffTopic wird:

Von allen mir bekannten Leuten (wirklich alle) höre ich, dass der Mitarbeiter des JobCenters oder der Agentur für Arbeit jeweils nicht den geringsten Schimmer über die Berufe der Leute hat, die er betreut. Oder wenigstens nicht mehr Ahnung als jeder andere, den man auf der Straße fragen würde.

Trotzdem arbeiten diese Leute ja in Bereichen, die (so weit mir bekannt ist) nicht mehr nach Nachnamen aufgeteilt sind, sondern nach Berufsgruppen. Daher müsste man doch davon ausgehen, dass diese Leute wenigstens ein rudimentäres Verständnis von diesen Berufen haben. Plakativ gesprochen: Dass ein Elektriker nicht auch zwingend tanzen, und ein Maurer nicht am offenen Herzen operieren kann.

Gerade eben hatte ich nämlich wieder ein Telefonat mit einer Freundschaft, der mir berichtete, dass er ein Jobangebot bekommen hat (er ist 3D-Artist) für eine offene Webdesigner-Stelle. Das hat so gut wie gar nichts miteinander zu tun, außer dass beide am Bildschirm arbeiten und viel Kaffee trinken. Trotzdem muss er sich wohl darauf bewerben, damit ihm angeblich keine Nachteile beim Bezug vom Arbeitslosengeld I entstehen. Wird wohl bei ALG II ähnlich sein. Die vorangegangenen Angebote waren allesamt ähnlich unpassend.

Übrigens geht es beinahe allen, die ich kenne so. Nur das ist der brandaktuellste Fall. Können wir also doch von einem grundsätzlcihen Problem sprechen?
 
Ich kann nur aus dem SGB II-Bereich plaudern. Dort sollten eigentlich entsprechend ausgebildete Sozialpädagogen den Job der Fallmanager und Berufsberater machen (lt. Stellenbeschreibung). Leider ist das nicht flächendeckend der Fall (In der Regel sind das eben auch nur Entgeltstufe 9/10 -Stellen, Sozialpädagogen dürfen oft aber auch mit ein bis zwei Stufen höher bewertete Stellen erwarten).

Allerdings sollte man der Fairness halber auch sagen, dass man sich nicht in jedem der xtausend Berufsbereiche auskennen kann. In den beiden Verwaltungen, in denen ich tätig war, gab es übrigens Buchstaben- und keine Branchenbereiche. Das ist aber über das Bundesgebiet gesehen genauso unterschiedlich wie die Eignung der Sachbearbeiter. :ugly:

Zu Deinem Beispiel kann ich aus Jobcenter-Sicht nur sagen, dass inzwischen eben auch verlangt wird, sich auf "fachfremde" und schlechter bewertete Stellen zu bewerben. Das kann man sicher kritisch sehen (Ich persönlich tue das), aber solange das Gesetz es so vorsieht, kann man es den Bearbeitern nicht vorwerfen.
 
Ich kann nur aus dem SGB II-Bereich plaudern. Dort sollten eigentlich entsprechend ausgebildete Sozialpädagogen den Job der Fallmanager und Berufsberater machen [...]
Na freundlich und verständnisvoll geben sie sich ja wohl. Aber das reicht für diese Tätigkeit?

Zu Deinem Beispiel kann ich aus Jobcenter-Sicht nur sagen, dass inzwischen eben auch verlangt wird, sich auf "fachfremde" und schlechter bewertete Stellen zu bewerben. Das kann man sicher kritisch sehen (Ich persönlich tue das), aber solange das Gesetz es so vorsieht, kann man es den Bearbeitern aber nicht vorwerfen.
Vielleicht war es mal so angedacht, dass man einen Chirugen auch auf einen Notarztwagen setzen kann. Oder ein Elektrikermeister auch als Elektrohelfer arbeiten kann. Also "von oben nach unten" weiter Karriere macht.

Aber fachfremd? Ich meine, ich kann wohl erwarten, dass ein Rechtsanwalt auch Laub harken kann. Aber kann er deshalb auch Apotheker sein? Klar kann ein Arzt auch Wirtschaftsminister werden. Aber man kann ja nicht jeden Hartzi zum Politiker machen. Du hast es ja schon gesagt, dass es auch nicht Deinen Beifall findet, aber für mich ist das schon beinahe ein Skandal. Noch schlimmer die Tatsache, dass da mit Kürzungen vom ALG gedroht wird, wenn man sich darauf nicht bewirbt. Und dann wundert man sich, wenn die Arbeitgeber sagen: "Was für Kunden schickt mir das Arbeitsamt?" und die Leute, die von dort kommen, meist schon gar nicht mehr zum Gespräch geladen werden...
 
Im SGB II-Bereich spielen überwiegend andere Kompetenzen eine Rolle als nur die reine Arbeitsvermittlung. Daher ist es sicher gut, wenn Sozialpädagogen den Job machen.

Deine weitere Kritik ist sicher gerechtfertigt. Als letzte Info (vielleicht auch Entschuldigung) aus dem Arbeitsalltag kann man vielleicht noch erwähnen, dass die meisten Mitarbeiter im SGB II-Bereich mehr "Kunden" zu betreuen haben, als die Stellenbeschreibung das vorsieht. Darüber hinaus wird ihnen ein großer Teil der Arbeitskraft durch (meiner Meinung nach) eher überflüssige Statistik-Aufgaben geraubt.

Bei entsprechender Verbesserung durch die Verwaltung/Politik sehe ich die meisten Mitarbeiter die ich kennengelernt habe durchaus in der Lage, ihren Job vernünftig zu machen. Allerdings kenne ich auch nur zwei Verwaltungen von wasweissich wie vielen im Bundesgebiet. :mrgreen:
 
Ich sprach aber von Leuten, die arbeiten gehen und zusätzlich Hilfen vom Staat benötigen, um überhaupt auf den Hartz IV-Satz zu kommen. Denen empfehle ich, die Arbeit sein zu lassen und ganz von Hartz IV zu leben.
Ich wäre froh, wenn das gesellschaftlich akzeptiert würde. Ich habe Kollegen in einem 37-Stunden Job, die zur Zeit aufstocken, obwohl sie Tarif verdienen. Da sind die Tariflöhne so niedrig.

Auf der anderen Seite habe ich einen unterhaltspflichtigen Mann, bei dem wäre es sogar eine Straftat, wenn er aufhören würde zu arbeiten. Er muss schliesslich für seine Kinder zahlen, sehen darf er sie deshalb aber nicht.

Ich bin immer noch der Meinung: Wenn der Staat mal aufhören würde, die Nicht-Arbeiten-Wolller zu gängeln und die einfach in Ruhe lassen würde, dann hätte man deutlich mehr Erfolg, die, die wirklich arbeiten wollen, auch zu qualifizieren und auf einem Arbeitsplatz unterzubringen.

Warum schickt man Arbeitsverweigerer 10 mal zu teuren Bewerbungstrainings, den 45 jährigen Elektriker aber nicht endlich mal zu dringend benötigten Fortbildung?

Marty