Zu dem Argument mit dem: Mehr Arbeitslose als Stellen. Keine Ahnung, meine Firma hat dieses Jahr pro Filiale gut 10-20 ALG II Empfänger eingestellt, eine ist geblieben, alle anderen sind nicht mehr gekommen oder kamen mit dem Argument "Ich darf nicht mehr als 160€ verdienen, sonst krieg ich weniger Hartz IV".
Kommt man dann mit dem Argument, dass das HartzIV ja irgendwie bezahlt und finanziert werden muss, kommt von denen der Spruch "Nee, der Job ist eh nichts für mich, zu anstrengend, außerdem muss ich mich ja noch bewerben, kann ich einen Stempel bekommen?"
Deine Firma stellt vielleicht ein. Viele andere Firmen stellen aber nicht ein, und da ist das Problem. Es gibt tatsächlich nicht genug Stellen für Alle.
Die Aussage "Nee, der Job ist eh nix für mich..." und "Ich darf nicht mehr als 160 Euro..." wäre für mich als Chef das gefundene Fressen, aktiv am Einsparen von ALG-II mitzuwirken: Diese Aussage wird an den Sachbearbeiter weitergeleitet, schon sind 30% Einsparpotential vorhanden (für 3 Monate). Und 'nen Stempel gibbet dafür schon mal gar nicht. Daran müsstest Du als Steuerzahler doch eigentlich interessiert sein..;) Äh.. und nein, ich bin kein ALG-II-Empfänger.

Scheint ja fast so, als ob eure ARGE die Härtefälle schickt, in der Hoffnung, die endlich loszuwerden.
Was für ein Job ist es denn, den eure ALG-II-Empfänger als "zu anstrengend" ansehen? Zementsäcke schleppen?
 
Zementsäcke schleppen?
Durchaus möglich. Es werden gerne mal 55 jährige Schreibtischleute zu so etwas geschickt. Das die die das dann nicht packen (oder wollen für die paar Kröten) ist klar ^^ Ist halt nicht jeder für den Bau geschaffen.
Bei mir ginge das übrigens gesundheitlich auch nicht, nur habe ich natürlich kein ärztliches Attest da drüber (Bin aber deswegen ausgemustert worden). Wenn ich mir dann eins holen würde, hieß es dann von bestimmten Personen gleich wieder "faule Sozialschmarotzer! Ich würde mich freuen...!!" :roll:
 
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Tja, eigentlich schade das ich das sagen muss, aber den letzten 2 Posts kann ich aus persönlicher Erfahrung nur zustimmen.
 
Koch will Arbeitspflicht für Hartz-IV-Empfänger

Folgende News wurde am 16.01.2010 um 13:29:40 Uhr veröffentlicht:
Koch will Arbeitspflicht für Hartz-IV-Empfänger
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Wiesbaden (dpa) - Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hat eine strenge Arbeitspflicht für Hartz-IV-Empfänger gefordert und damit Empörung ausgelöst. «Wir müssen jedem Hartz-IV-Empfänger abverlangen, dass er als Gegenleistung für die staatliche Unterstützung einer Beschäftigung nachgeht, auch niederwertige Arbeit, im Zweifel in einer öffentlichen Beschäftigung», sagte er der «Wirtschaftswoche» (Montag). Koch sprach sich zugleich für höhere Hinzuverdienst-Grenzen aus, um den Anreiz zur Annahme von Arbeit zu verstärken. Für seinen Vorstoß erntete der CDU-Vize scharfe Kritik aus dem Linken- und Gewerkschaftslager. Da es in Deutschland notfalls auch ein Leben lang Leistungen gebe, müssten Instrumente eingesetzt werden, «damit niemand das Leben von Hartz IV als angenehme Variante ansieht», sagte Koch. Es könne kein funktionierendes Arbeitslosenhilfe-System geben, das nicht auch ein Element von Abschreckung enthalte. «Sonst ist das für die regulär Erwerbstätigen, die ihr verfügbares Einkommen mit den Unterstützungssätzen vergleichen, unerträglich. » Letztlich müsse «am Ende der Hartz-IV-Reparaturen» die Beschäftigung der Betroffenen höher sein und die Belastung der Staatskasse sinken. «Das wird auch in der CDU keine leichte Diskussion», meinte Koch. Der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Klaus Ernst, forderte Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel auf, Koch für seine «Hartz-Entgleisung» in die Schranken zu weisen. «Was Koch da absondert, ist mittelalterlich. Wer in die Arbeitslosenabsicherung ein Abschreckungselement einbauen will, riskiert mit voller Absicht, dass Menschen auf der Strecke bleiben. » Ernst fügte hinzu: «Wenn es nach so einer Entgleisung keinen Aufschrei in der Union gibt, dann zeugt das von Charakterlosigkeit. » Außerdem kenne Koch die Rechtslage nicht. Arbeitslose müssen schon heute nahezu jeden angebotenen Job annehmen, wenn sie nicht ihre Unterstützung riskieren wollten. Der stellvertretende Vorsitzende des DGB Nord, Ingo Schlüter, reagierte empört auf Kochs Forderungen. «Koch sollte für solche Äußerungen eher eine Spucktüte als ein Mikrofon benutzen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa in Schwerin. Diese Beschimpfung Langzeitarbeitsloser sei «an Dreistigkeit und Hohn nicht zu überbieten». Gerade die CDU mache seit Jahren den öffentlich geförderten Beschäftigungssektor kaputt.
 
Oh Mann - Dieser Typ hat in meinem Bundesland Regierungsverantwortung...
honk.gif
 
Mich wüde mal interessieren, was auch eurer Sicht wirkliche Gründe gegen eine Pflicht für gemeinnützige Arbeit sind?
Ein Vergleich mit Arbeitslagern im dritten Reich sind aus meiner Sicht genauso unsinnig wie das pauschale Einprügeln auf die Bezieher von sozialen Leistungen.

Aus meiner Sicht spricht recht wenig dagegen, wenn man verschiedene Punkte bei einer Einführung beachtet werden.

1. Es müssen durchweg Jobs sein, die Gemeinnützig sind. Wir reden hier nicht von "Ausbeutung" bei privaten Firmen o.Ä. also keine staatliche Zeitarbeitsagentur sondern Jobs bei öffentlichen Trägern. Die Arbeitsleistung muss der Allgemeinheit direkt zugute kommen.
Hier in der Stadt könnte man im Moment z.B. 2 Dutzend Personen, die die Straßen und öffentlichen Wege von Schnee befreien (und im Sommer sauber halten) gut gebrauchen. Im Moment kommt die Stadt, vermutlich hauptsächlich aus Kostengründen, hier nicht nach.

2. Es müssen Low-Level-Jobs sein, einfach um zu verhindern, das reguläre Jobs wegfallen. Also keine (selbstständige) Kranken/Altenpflege, keine selbstständigen Bürotätigkeiten, keine selbstständige Kinderbetreuung. Nichts, wofür im Moment eine Ausbildung vorausgesetz wird. Die Assistenz bei den entsprechenden Aufgaben könnte man diskutieren, hier wäre aber die Frage, wie man die Unterteilung in selbstständig und assistierend durchsetzt.

3. Personen, die nicht arbeitsfähig sind, müssen ohne Nachteile (nach entsprechenden amtsärztlichen Atests o.Ä.) ausgenommen werden. Gleiches gilt für Alleinerziehende die (kleine) Kinder im Haushalt haben oder z.B. im Haushalt bereits ältere Angehörige Pflegen.

4. Der Job sollte in einem niedrigen Stundenbereich liegen. Ich würde hier so 15-20 Stunden pro Woche als angemesssen ansehen. Eine niedrige Stundenzahl verhindert auch, dass reguläre Vollzeit-Jobs nicht ersetzt werden.

5. Es sollten nur Personen herangezogen werden, die längere Zeit staatliche Hilfe in Anspruch nehmen. Der Übergang von ALG zu Harz IV erscheint mir da recht angemessen.

6. Wer herangezogen wird, muss alle Kosten, die damit entstehen (Fahrtkosten, Bekleidung, Verpflegung) im vollen Umfang erstattet bekommen.

7. Wer bereits einen Job hat und ergänzende Leistungen bekommt, ist ausgenommen.

Aus meiner Sicht gibt es verschiedene Pro-Gründe:

1. Der Allgemeinheit wird, von den Personen, die unterstützt werden, etwas zurück gegeben. Ich denke es wird hier langsam zu selbstverständlich, einfach zu nehmen. Ich habe oft das Gefühl, dass vielen Beziehern nicht bewußt ist, dass die Leistungen, von denen immer mehr gefordert wird, nicht einfach "vom Staat" kommen sondern letztendlich von Leuten, die das Glück haben, Arbeit zu haben, finanziert werden müssen.
Ein vielleicht krasses Beispiel, wie sehr da die Kultur dran hängt: Ich hab eine Reportage über Obdachlose und Bettler in Japan gesehen. Diese reinigen FREIWILLIG den Bereich, in dem sie Betteln, genau um etwas zurück zu geben. Die Scham, einfach nur zu nehmen, ist zu groß.

2. Man sieht und hört immer wieder, wie schwer es vielen in der Arbeitslosigkeit fällt, nicht irgendwann zu versacken. Es gibt für viele keinen Grund mehr, den "normalen" Tagesablauf einzuhalten, also lässt mans irgendwann sein. Wenn man nicht mehr raus geht, gibts für viele auch keinen Grund mehr, auf sich selbst zu achten, man lässt sich gehen. Alkohol und andere Drogen kommen aufgrund der Hoffnungslosigkeit und wohl auch viel aufgrund der Langeweile irgendwann ins Spiel. Und spätestens dann wird derjenige mit hoher Wahrscheinlichkeit auch keinen Job mehr finden.
Ich merk das ja schon bei mir, wenn ich 2 Wochen Urlaub habe, wie sehr das mit dem Tagesablauf schon in der kurzen Zeit einreißen kann, wenn man einfach nur daheim sitzt. Ich glaube, bei mir wäre binnen einem Jahr jegliches geregeltes Leben hin.
Hier würde eine Pflicht zu einer Arbeit, an z.B. 2 Tagen pro Woche, vielleicht helfen, sich zumindest nicht völlig "auszuklinken". Gleichzeitig könnte man die Leute ein bißchen "unter Kontrolle" halten und rechtzeitig helfen, bevor es "Berg ab" geht.


So, nun würde mich eure Meinung interessieren.


Viele Grüße
Simon
 
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Ein sehr langer und netter Beitrag. Er hat nur einen Denkfehler, den auch die Aussage von Herrn Koch hat.

Diese Jobs gibt es bereits.

Nennen sich Ein-EUR-Jobs.

Die werden auch genutzt und zumindest in den beiden Kommunen in denen ich gearbeitet habe gibt es auch keinen Spielraum mehr für weitere solcher Stellen.

Herr Koch und andere sollten dann schon mal anfangen zu überlegen, welche Stellen denn noch geschaffen werden sollen...
 
Also ich sehe das schon ein gewaltiges Problem: Wo sollen denn all diese Arbeiten herkommen, ohne dass reguläre Arbeit verdrängt wird? Das wird nicht funktionieren.

Meiner Meinung nach sind die Zeiten vorbei, in denen jeder von seinen Händen Arbeit und ohne vernünftige Ausbildung anständig Geld verdienen kann... Ich sympathisiere daher für die Überlegungen eines Bürgergeldes von ca. 700 Euro (und sonst keine weiteren Zugaben), bei dem es sich immer lohnen sollte Geld hinzuzuverdienen... Ich stelle mir das so vor: Wenn man 100 Euro dazuverdient, dann werden 30 Euro gekürzt, bei 200 Euro 70 Euro, bei 300 Euro 120, usw... Bis es eben ab einer bestimmten Grenze kein Geld mehr vom Staat gibt...
 
1. Der Allgemeinheit wird, von den Personen, die unterstützt werden, etwas zurück gegeben. Ich denke es wird hier langsam zu selbstverständlich, einfach zu nehmen. Ich habe oft das Gefühl, dass vielen Beziehern nicht bewußt ist, dass die Leistungen, von denen immer mehr gefordert wird, nicht einfach "vom Staat" kommen sondern letztendlich von Leuten, die das Glück haben, Arbeit zu haben, finanziert werden müssen.

Gegenfrage:

Warum verzichten die "glücklichen" 40 Millionen Erwerbstätigen nicht auf 10 % ihres Erwerbslebens und machen Platz für die 10% Arbeitslosen?

Woher nehmen diese "Glücklichen" sich das Recht heraus, mehr zu arbeiten, wo doch andere nicht arbeiten können? Wenn Arbeitslose der Gesellschaft etwas "zurück geben" können sollen - dann sollten das die 40 Mio Privilegierten erst recht können.

Arbeitslosigkeit stärkt allerdings die Kapitalseite, um Löhne für Arbeit klein zu halten, da es genügend Konkurrenz um die Arbeitsplätze gibt.

Eine Verringerung der Wochenarbeitszeit - auch entgegen den gewerkschaftlichen/linken Ansichten - ohne vollen Lohnausgleich sowie ein Verbot von Überstunden würde das Problem deutlich absenken und zusätzlich die Binnenkonjunktur ankurbeln.
 
Woher nehmen diese "Glücklichen" sich das Recht heraus, mehr zu arbeiten, wo doch andere nicht arbeiten können? Wenn Arbeitslose der Gesellschaft etwas "zurück geben" können sollen - dann sollten das die 40 Mio Privilegierten erst recht können.

Wie viele der momentan rund 7 Millionen Arbeitslosen und ALG2-Aufstocker sind qualifiziert für die rund 500.000 offenen Stellen in Deutschland?
Warum gibt es überhaupt so viele offene Stellen?

Aus eigener Erfahrung - in meiner Abteilung sind 3 Entwicklerstellen seit 1 1/2 Jahren mit Externen (Freelancern) besetzt, weil sich niemand für eine Festanstellung findet. Die Entlohnung ist jenseits der Beitragsbemessungsgrenze und die zusätzlichen Sozialleistungen suchen ebenfalls ihresgleichen.
Alle bisherigen Bewerber [und das waren so viele, dass ich es nicht mehr zählen kann] waren weder ausreichend qualifiziert noch war bei fast allen Kandidaten von der ARGE ausreichend Motivation zu erkennen.

Bedeutet für mich - Minimum 40 Überstunden seit mehreren Monaten, 12 Tage Resturlaub aus 2009. Noch Fragen?
 
Ja. Warum nimmt Dein Unternehmen nicht einen motivierten Bewerber, der (noch) nicht die ausreichende Qualifikation hat und bildet ihn aus?
 
Ja. Warum nimmt Dein Unternehmen nicht einen motivierten Bewerber, der (noch) nicht die ausreichende Qualifikation hat und bildet ihn aus?

Alle bisherigen Kandidaten hätten aufgrund ihrer mangelnden Berufserfahrung bzw. Qualifikation mindestens 3 Schulungen (Kosten im Schnitt 3000 Euro/Schulung) benötigt und mindestens 9 Monate von einem erfahrenen Entwickler während ihrer ersten Arbeiten betreut werden müssen.

Da rechnen sich die Freelancer auch wenn das KnowHow irgendwann mit ihnen das Unternehmen verlässt.
 
Die Frage ist dann aber doch: Wo sollen auf Dauer geeignete Bewerber für solche Stellen herkommen, wenn sie niemand ausbildet?
 
Gegenfrage:

Warum verzichten die "glücklichen" 40 Millionen Erwerbstätigen nicht auf 10 % ihres Erwerbslebens und machen Platz für die 10% Arbeitslosen?


Ich denke es gibt da primär 2 Punkte:

1. Fast jeder Job erfordert eine Einarbeitung und eine gewisse Kontinuität. Wenn ich an meinen Job (IT-Benutzerbetreuer und Systemadministrator) denke: Da könnte man mir nicht einfach Stunden abzwacken und "jemand anderem geben". Der Aufwand, für ein paar Stunden jemanden Einzuweisen, über die Fälle, Aufgaben und aktuen Probleme auf dem Laufenden zu halten, Aus- und Fortzubilden, usw. ist einfach nicht verhältnismäßig zu machen.

2. Fähigkeiten... Du kannst nicht einfach einen beliebigen Arbeitslosen nehmen und auf jede beliebige Stelle packen. Mein Gefühl sagt mir (und ich glaube, mal entsprechende Statistiken gelesen zu haben, wer andere Statistiken greifbar hat möge diese bitte verlinken), das Personen mit keiner/niedriger Ausbildung deutlich häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen sind, als solche, die eine hochwertige Ausbildung oder gar ein Studium (in den benötigten Fächern) haben. Nun kannst du einfach keinen Arbeitslosen mit einer KFZ-Mechanikerausbildung, die 20 Jahre her ist und direkt in der Arbeitslosigkeit endete, auf den Arbeitsplatz eines... bleiben wir mal beim EDV-Betreuer setzen. Das geht einfach nicht. Ihm fehlt einfach die Ausbildung. Und ich glaube der Anteil an Arbeitslosen IT-Fachkräften, die in Frage kommen, ist sooooo groß nicht. Eine Nachqualifikation dürfte finanziell für die meisten Bereiche kaum machbar sein.



Arbeitslosigkeit stärkt allerdings die Kapitalseite, um Löhne für Arbeit klein zu halten, da es genügend Konkurrenz um die Arbeitsplätze gibt.

Jaja, das böse Kapital hält die Arbeitskosten klein um noch mehr zu verdienen. Und genau deswegen gehen grade im Moment auch großen Betrieb (und noch viel mehr kleine) in die Insolvenz.
Aus meiner Sicht ganz klar: Höhere Lohnkosten sorgen zwangsläufig für teurere Produkte. Die Leute die dann mehr verdienen können sich das weiter leisten (wenn Gehälter und Kosten gleichermaßen steigen), die Einkommensschwachen werden nich mehr abgehängt.
Oder es wird noch mehr billig-China-Ware gekauft, weil der Unterschied dann noch krasser wird.


Ich denke auch, dass die Zeiten von Vollbeschäftigung einfach vorbei sind. Und es hat in den letzten Jahren vor allem die Bereiche betroffen, in denen Körperlich gearbeitet wurde, aber keine große geistige Ausbildung nötig war (ohne den Leuten zu nahe treten zu wollen). Schaut euch z.B. mal den Ruhrpott an: Früher Vorzeige-Industrie-Standort mit Zechen und metallverarbeitenden Betrieben aller Art. Da sind massig "einfache" Jobs weg gebrochen, die nie wieder kommen werden (außer Deutschland versucht irgendwann mal wieder, sich komplett selbst zu versorgen). Warum? Weil Stahl aus China einfach billiger ist und damit auch die Produkte, die daraus hergestellt werden. Und die Leute wollen nun mal billig...
Das gleiche in der restlichen produzierenden Industrie: Durch Automatisierung sind viele "niedrigschwellige" Arbeitsplätze weg gefallen. Auch die werden niemals wieder kommen.

Viele Möglichkeiten gibts da nicht und die einfache Lösung "dann muss der Staat halt Arbeitsplätze schaffen, basta", funktioniert erst recht nicht. Zwangsweise die Arbeitszeit auf 30 Stunden zu begrenzen, die Gehälter entsprechend abzusenken und Überstunden komplett zu verbieten, ist auch meiner Sicht auch nicht sinnvoll. Schon jetzt können immer mehr Leute von einem Vollzeit-Job nicht mehr leben. Wenn man dann noch die Stunden absenkt, sorgt dass dafür, dass viele Leute statt 1 x 40 Stunden dann 2 x 30 Stunden arbeiten müssen. Die Leute statt 30 Stunden wie für 40 Stunden weiter zu bezahlen, wird die Produkte verteuern und/oder Betriebe in die Pleite gehen lassen.
 
Aufgabe der Politik ist es nicht, Stellen zu schaffen. Da gebe ich Dir vollkommen Recht.

Aufgabe der Politik sollte es aber sehr wohl sein, an den von Dir beschriebenen Tatsachen zu arbeiten. Warum sind denn Produkte aus China billiger?

Weil dort die Menschen, die sie herstellen weniger verdienen, als hier. Wenn die Politik durch mehr Druck dafür sorgen würde, dass sich diese Verhältnisse auch in China ändern, dann könnte sich die Wirtschaft auch nicht mehr so leicht mit dem "Globalisierungshammer" herausreden.
 
Die Frage ist dann aber doch: Wo sollen auf Dauer geeignete Bewerber für solche Stellen herkommen, wenn sie niemand ausbildet?

Die Stellen, die nicht kalkulieren müssen.

Wenn du in einen nicht geeigneten Bewerber, erstmal 10.000 € an Schulungen, die ersten zwei Jahre Gehalt und im Extremfall noch die Arbeitsleistung eines erfahreneren Mitarbeiters stecken musst, dann muss das daraus entstehende Produkt genug abwerfen, um die Kosten + das weitere Gehalt wieder einzuspielen.
Macht ein Betrieb es dauerhaft und konsequent anders, landet er irgendwann in der Pleite und damit ist dann niemandem geholfen.
Billiger ist es dann, die Stellen durch Freelancer zu besetzen, die Mitarbeiter zu mehr Stunden zu motivieren oder das Produkt halt nicht herzustellen.
So einfach ist das...

Und anders wird das Arbeitsamt auch nicht rechnen: Die ganzen Kosten die da entstehen, um jemanden wieder in den Arbeitsmarkt zu bringen, muss man gegen die Kosten rechnen, die ein Arbeitsloser "erzeugt", wenn man "es einfach so lässt".
Aber das ist auch irgendwie richtig so denn nun alle Arbeitslose zu nehmen und nochmal auf Staatskosten studieren zu lassen um sie für hochwertige Jobs fit zu machen (z.B. werden massenhaft Ärzte in Kliniken gesucht) ist irgendwie auch nicht richtig, mal völlig abgesehen von der finanziellen Machbarkeit.
 
Na gut. Die Gesellschaft und auch die Wirtschaft möchten also ihren Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften nicht selbst finanzieren. Soweit so schlecht.

Wenn dem aber so ist und es sich auch nicht ändern lässt, warum bürdet man die Verantwortung dann jenen auf, die deshalb Leistungen vom Staat beziehen müssen?

Das Prekariat soll dann "gerechterweise" die Drecksarbeit für die glücklicheren Jobinhaber übernehmen? Und dafür was zu essen und ein Dach über dem Kopf bekommen?

So ein System gab es schon mal. Nannte sich nur etwas anders....
 
Aufgabe der Politik ist es nicht, Stellen zu schaffen. Da gebe ich Dir vollkommen Recht.

Sie kann es auch garnicht. Sie kann versuchen, günstige Rahmenbedingungen zu schaffen. Ob diese dann zum Erfolg führen oder nicht, ist aber noch von ganz anderen Faktoren abhängig, die niemand beeinflussen kann.

Aufgabe der Politik sollte es aber sehr wohl sein, an den von Dir beschriebenen Tatsachen zu arbeiten. Warum sind denn Produkte aus China billiger?

Weil dort die Menschen, die sie herstellen weniger verdienen, als hier. Wenn die Politik durch mehr Druck dafür sorgen würde, dass sich diese Verhältnisse auch in China ändern, dann könnte sich die Wirtschaft auch nicht mehr so leicht mit dem "Globalisierungshammer" herausreden.

Ach, dann erklär doch mal bitte, wie konkret die DEUTSCHE Regierung in CHINA die Lohnpolitik so beeinflussen soll, dass dort solche Löhne gezahlt werden, dass die Produkte denen, die "Made in Germany" sind, vergleichbar sind.
Da bin ich jetzt aber mal gespannt.
Die Chinesen werden da jedenfalls weniger Interesse dran haben, denke ich. Die träumen nämlich von 10% Arbeitslosigkeit im Lande und jeder Job, der dort geschaffen wird, um Waren für den Export herzustellen, ist denen recht. Was das für den deutschen Arbeitsmarkt bedeutet, interessiert die nen Dreck.

Und sich abzuschotten und nurnoch in Deutschland für Deutschland zu produzieren ohne Import (und daraus zwangsläufig folgend auch) ohne Export... Wird wohl eher auch nicht funktionieren, wenn du z.B. weiter Wert darauf legst, Auto zu fahren (Erdöl) und deine Wohnung zu heizen (Erdgas).
 
Ach, dann erklär doch mal bitte, wie konkret die DEUTSCHE Regierung in CHINA die Lohnpolitik so beeinflussen soll, dass dort solche Löhne gezahlt werden, dass die Produkte denen, die "Made in Germany" sind, vergleichbar sind.

Wer hat denn etwas davon gesagt, dass das eine Aufgabe für die deutsche Regierung ist? Wir sprachen doch von Politik allgemein, oder nicht?

Wir haben ein System von vernetzter Politik, dass über bilaterale Verbindungen, über politische Zusammenschlüsse (EU) und sogar über eine Welt-Vollversammlung verfügt (UN).

Und diese ganzen Systeme könnte man nicht ein wenig besser nutzen?

Ich glaube doch eher, dass da andere Interessen eine Rolle spielen.
 
Das Prekariat soll dann "gerechterweise" die Drecksarbeit für die glücklicheren Jobinhaber übernehmen? Und dafür was zu essen und ein Dach über dem Kopf bekommen?

Also wenn man sich viele viele andere Länder auf der Erde anschaut... da wären die Leute froh darüber, wenn sie einen Anspruch auf "Drecksarbeit" gegen Dach über dem Kopf und Essen hätten. Das soll natürlich nicht als Maßstab dienen aber ich finde, dass häufig der Stand, den wir haben, als "das niedrigst mögliche Level" gesehen wird, den es einfach nicht darstellt.

Und ganz ehrlich: Eine soziale Absicherung hat aus meiner Sicht die Aufgabe, das ÜBERLEBEN zu sichern. Dazu gehören primär eben Unterkunft und Essen, dann noch ein Recht auf Bildung (wobei das z.B. nicht zwangsläufig durch eine teure Maßnahme erfolgen muss sondern auch durch den selbstständigen Besuch einer Bibliothek erfolgen kann) und auf die Teilnahme am "gesellschaftlichen Leben" wobei man hier schnell in den "Luxus" abdriftet, der wiederrum nach meiner Meinung einfach nicht dazu gehört.
Viel mehr ist einfach auf Dauer auch nicht finanzierbar denn wie gesagt: Jeder einzelne € an Leistungen muss durch jemand anderen erarbeitet werden.



So ein System gab es schon mal. Nannte sich nur etwas anders....

Ja? Dann helf mir doch mal bitte auf die sprünge, welches System das war?