Sammelthread Günther Grass: "Was gesagt werden muss"

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klamm-Bot
25 April 2006
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Folgende News wurde am 04.04.2012 um 23:09:00 Uhr veröffentlicht:
Voller NS-Rhetorik: Günther Grass Gedicht wurde analysiert
Shortnews

Der Literaturnobelpreisträger Günther Grass schrieb unlängst ein Gedicht über Israel. Nun wurde dieses genauer analysiert. Es kam heraus, dass das Gedicht nicht nur eine sachliche Kritik darstellt, sondern vielmehr auch von demagogischer NS-Rhetorik strotzt. Dies ist offenbar der Tatsache geschuldet, dass Grass nicht nur unter H****r aufwuchs, sondern für den Diktator auch im Krieg kämpfte. So möchte Grass in seinem Gedicht "viele vom Schweigen befreien". Jedoch erinnert manche Formulierung eher an den NS-Propagandaminister Joseph Goebbels. Zudem macht er das vermutliche Opfer Israel zu einem Dämon, indem er Ursache und Wirkung verdreht. Der Diktator des Iran wird von ihm einfach als "Maulheld" abgestempelt. Insgesamt klingen bei Günther Grass Stereotypen an, die mit dem Kulturhass der Nazis auf die Juden vergleichbar ist.
 
Ist das schon wieder die übliche Lösung? Unverstandende Äusserungen eines Literaten dadurch zu diffamieren, indem man ihn einfach mal in die rechte Ecke stellt, mit dem Finger auf ihn zeigt und schreit: Ein Nazi!

Vielleicht wären die Kritiker besser beraten, erstmal den Inhalt zu verstehen und dann darüber nachzudenken, was Grass mit dem Text wollte.

Grass hat als Schriftsteller in Deutschland jedes Recht, seine Meinung, so sie denn auch so gekennzeichnet ist, kundzutun und zu veröffentlichen. Man muss sie nicht teilen, man darf sich kontrovers mit ihr auseinandersetzen oder sie ignorieren. Durch den empörten "Nazi"-Aufschrei erreicht man aber nur eine schockartige Gegenreaktion genau der Leute, die man aus solch einem Thema aber möglichst raushalten sollte, die Polemiker sind erwacht und haben sich des Themas angenommen, schade eigentlich.

Marty
 
Was gesagt werden muss

Von Günter Grass

Warum schweige ich, verschweige zu lange,

was offensichtlich ist und in Planspielen

geübt wurde, an deren Ende als Überlebende

wir allenfalls Fußnoten sind.

Es ist das behauptete Recht auf den Erstschlag,

der das von einem Maulhelden unterjochte

und zum organisierten Jubel gelenkte

iranische Volk auslöschen könnte,

weil in dessen Machtbereich der Bau

einer Atombombe vermutet wird.

Doch warum untersage ich mir,

jenes andere Land beim Namen zu nennen,

in dem seit Jahren - wenn auch geheimgehalten -

ein wachsend nukleares Potential verfügbar

aber außer Kontrolle, weil keiner Prüfung

zugänglich ist?

Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes,

dem sich mein Schweigen untergeordnet hat,

empfinde ich als belastende Lüge

und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt,

sobald er mißachtet wird;

das Verdikt 'Antisemitismus' ist geläufig.

Jetzt aber, weil aus meinem Land,

das von ureigenen Verbrechen,

die ohne Vergleich sind,

Mal um Mal eingeholt und zur Rede gestellt wird,

wiederum und rein geschäftsmäßig, wenn auch

mit flinker Lippe als Wiedergutmachung deklariert,

ein weiteres U-Boot nach Israel

geliefert werden soll, dessen Spezialität

darin besteht, allesvernichtende Sprengköpfe

dorthin lenken zu können, wo die Existenz

einer einzigen Atombombe unbewiesen ist,

doch als Befürchtung von Beweiskraft sein will,

sage ich, was gesagt werden muß.

Warum aber schwieg ich bislang?

Weil ich meinte, meine Herkunft,

die von nie zu tilgendem Makel behaftet ist,

verbiete, diese Tatsache als ausgesprochene Wahrheit

dem Land Israel, dem ich verbunden bin

und bleiben will, zuzumuten.

Warum sage ich jetzt erst,

gealtert und mit letzter Tinte:

Die Atommacht Israel gefährdet

den ohnehin brüchigen Weltfrieden?

Weil gesagt werden muß,

was schon morgen zu spät sein könnte;

auch weil wir - als Deutsche belastet genug -

Zulieferer eines Verbrechens werden könnten,

das voraussehbar ist, weshalb unsere Mitschuld

durch keine der üblichen Ausreden

zu tilgen wäre.

Und zugegeben: ich schweige nicht mehr,

weil ich der Heuchelei des Westens

überdrüssig bin; zudem ist zu hoffen,

es mögen sich viele vom Schweigen befreien,

den Verursacher der erkennbaren Gefahr

zum Verzicht auf Gewalt auffordern und

gleichfalls darauf bestehen,

daß eine unbehinderte und permanente Kontrolle

des israelischen atomaren Potentials

und der iranischen Atomanlagen

durch eine internationale Instanz

von den Regierungen beider Länder zugelassen wird.

Nur so ist allen, den Israelis und Palästinensern,

mehr noch, allen Menschen, die in dieser

vom Wahn okkupierten Region

dicht bei dicht verfeindet leben

und letztlich auch uns zu helfen.
Quelle: Süddeutsche

Wo ist denn da bitte Goebbels Rhetorik? :roll: Da hat der Klumpfuß doch wohl ganz anderes rausgehauen. Und nen Staat Israel kannte der genausowenig wie nen Iran. Die Atombombe existierte gottseidank nur in seinen kranken Träumen.
 
Hätte er doch bloß den Mohammed karrikiert, dann würde es heute heißen:
Ein aufrechter Abendländler kämpft für das Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit.

gruss kelle!
 
Gibt es eigentlich schon Reaktionen aus Israel? Brennt da schon die deutsche Botschaft? Tobt da schon der Mob durch die Straßen, verbrennt deutsche Flaggen und Grass-Puppen mit nem Seil um den Hals?

Oder brüllt nur wieder der Zentralrat der Empörten im Chor mit unserem dummen Polit-Gesindel?
 
Grass tut sich in der Sache doch hervorragend selber Leid, oder? (ich frage mich, wie sie dem Knilch einen Nobelpreis geben konnten - selbst Konsalik schrieb besser...)

Naja, die "Analyse" stammt von Broeder - von dem konnte man das "Ergebnis" ja erwarten. ;)
 
Hätte er doch bloß den Mohammed karrikiert, dann würde es heute heißen:

Tja, der Unterschied ist folgender (hab ich in den News auch schon geschrieben): In Israel gehen die Menschen nicht auf die Barrikaden... Es sterben nicht Hunderte aufgrund einer Meinungsäußerung... Es werden keine deutschen Botschaften gestürmt... Die Israelis/Juden verhalten sich nicht wie unzivilisierte, unkultivierte und primitive Affen...

Die Diskussion in Deutschland ist aber schon extrem... Hier herrscht eine mediale Einheitsfront... Konnte man auch gut in der Sarrazin-Diskussion beobachten... Die Nazi-Keule funktioniert gegen jede abweichende Meinung... Sowas ist eigentlich eine perfekte Strategie für eine Meinungsdiktatur.

Im sechsten Beitrag schon die NaziKeule - nicht übel.

Der war doch in der SS. Zu gewissen Themen könnte er persönlich also ruhig schweigen... Käßmann hält ja auch keine Predigt für Kinder, die von besoffenen Autofahrern getötet wurden.

edit: Grass hat sich geäußert: https://www.welt.de/politik/deutsch...ntgegnet-Kritikern-mit-Nazi-Terminologie.html
"Es ist mir aufgefallen, dass in einem demokratischen Land, in dem Pressefreiheit herrscht, eine gewisse Gleichschaltung der Meinung im Vordergrund steht"
Grass bemängelte indes, dass sich seine Kritiker weigerten, auf den Inhalt seiner Aussagen überhaupt einzugehen. "Der durchgehende Tenor ist, sich bloß nicht auf den Inhalt des Gedichtes einzulassen, sondern eine Kampagne gegen mich zu führen und zu behaupten, mein Ruf sei für alle Zeit geschädigt"
Angst vor Beifall von der falschen Seite, etwa von der rechtsextremen NPD, habe er nicht. "Dann wäre einem ja gleich das Maul versperrt, daran habe ich mich nie gehalten."
Sarrazin-Debatte lässt grüßen... ^^
 
Zuletzt bearbeitet:
"Dann wäre einem ja gleich das Maul versperrt, daran habe ich mich nie gehalten."
Warum schweige ich, verschweige zu lange

...
Warum aber schwieg ich bislang?

Weil ich meinte
;)

Der Unterschied zu Sarrazin: Sarrazin nazite schon von Anfang an und hätte niemals in der SPD was werden dürfen. Schröder war ja auch ne einzige Katastrophe.
 
Die Thesen von Grass und die Fakten

Folgende News wurde am 07.04.2012 um 13:20:05 Uhr veröffentlicht:
Die Thesen von Grass und die Fakten
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Tel Aviv (dpa) - Günter Grass hat in seinem umstrittenen Gedicht «Was gesagt werden muss» eine Reihe von Behauptungen aufgestellt. Die Nachrichtenagentur dpa hat sie anhand von öffentlich bekannt gewordenen Fakten und Aussagen überprüft: Der Erstschlag gegen den Iran wird in Planspielen geübt? Ja. Die israelische Regierung und westliche Länder haben betont, die militärische Option werde als letzte Maßnahme nicht ausgeschlossen. Dass es entsprechende militärische Planungen und Übungen gibt, gilt als sicher. Seriöse Medien haben bereits über Details berichtet. Diese sind erwartungsgemäß nie offiziell bestätigt worden. Auch Äußerungen von US-Regierungsmitgliedern legen nahe, dass es in Israel Planungen gibt. Der Bau einer Atombombe im Iran wird nur vermutet und ist unbewiesen? Ja. Der Iran bestreitet, Atombomben zu entwickeln. Auch die israelische Regierung geht davon aus, dass der Iran noch nicht mit dem Bau begonnen hat. Die Internationale Atomenergiebehörde in Wien (IAEA) geht Hinweisen nach, wonach der Iran an einem geheimen militärischen Atomprogramm gearbeitet hat. Darüber hinaus hat die Führung in Teheran eine Reihe von Fragen der IAEA bislang nicht beantwortet. Israel könnte das iranische Volk auslöschen? Nein. In Israel und anderswo war nie die Rede von atomaren Angriffen auf den Iran. Bei den Planspielen, die in Medien veröffentlicht worden waren, geht es um gezielte Luftangriffe sowie das Bombardement von Anlagen, die zum Atomprogramm gehören. Das israelische Atomwaffenprogramm wächst und wird geheim gehalten? Unklar. Über das israelische Atomwaffenprogramm gibt es keine offiziellen Angaben. Es wird vermutet, dass Israel seit den 1960er Jahren Atomwaffen besitzt. Offiziell zugegeben wurde dies nicht, weil sonst internationale Kontrollen zugelassen werden müssten. Das lehnt Israel aus Sicherheitsgründen ab. Israels Ex-Ministerpräsident Ehud Olmert hatte sich im Dezember 2006 in einem Interview versprochen und den Eindruck vermittelt, er habe Israel als Atommacht geoutet. Olmert ruderte dann sofort zurück. Wer über Israels Atompotenzial oder seine Angriffspläne gegen den Iran spricht, wird des Antisemitismus beschuldigt? Nein. In Israel und außerhalb werden diese Themen seit Jahren lebhaft diskutiert. Der Vorwurf des Antisemitismus ist dabei nicht sichtbar erhoben worden. U-Boot aus Deutschland mit atomarer Bewaffnung? Unklar. Bisher hat Israel drei U-Boote aus deutscher Produktion im Einsatz. Zwei weitere Boote sind nahezu fertiggestellt und sollen noch dieses Jahr an die Israelis übergeben werden. Im März wurde die Lieferung eines sechsten Bootes vereinbart. Die U-Boote gehören zur sogenannten Dolphin-Klasse. Die U-Boote können mit konventionellen Torpedos ausgerüstet werden, Munition wurde aber nicht mitgeliefert. Für die Verwendung atomarer Sprengköpfe wäre eine Umrüstung notwendig. Ob die israelische Regierung vor der Genehmigung der Lieferung zugesichert hat, die Boote nicht für einen möglichen Angriff gegen den Iran zu nutzen, ist unklar. Die Bundesregierung äußert sich zu dieser Frage nicht. Israel gefährdet den Weltfrieden? Nein. Israel betrachtet den Iran als derzeit größte Gefahr für seine Existenz. Ein Grund ist die Drohung, Israel von der Landkarte verschwinden zu lassen. Ein weiterer Grund ist die Unterstützung des Irans für militante und radikal-islamische Palästinenserorganisationen sowie die pro-iranische Hisbollah im Libanon. Der Westen ist sich einig, dass eine iranische Atombombe nicht nur Israel bedroht. Wegen eines drohenden Wettrüstens sowie der Gefahr einer Weiterverbreitung stünde die Sicherheit der Region und möglicherweise der Welt auf dem Spiel.
 
mal einer der wenigen neutralen, sehr gut zu lesenden, artikel. :clap:

was mich nur wieder aufregt sind die ganzen "möchtegerns" in unserer politik die wieder aus ihren löchern gekrochen kommen um ihre "meinung" über das gedicht kundtun und ihre chanche wittern wieder ein teil der medien zu werden...
 
Grass in Israel künftig unerwünscht

Folgende News wurde am 08.04.2012 um 11:43:15 Uhr veröffentlicht:
Grass in Israel künftig unerwünscht
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Tel Aviv (dpa) - Israel hat Günter Grass wegen seines israelkritischen Gedichts zur Persona non grata erklärt. Ein Sprecher von Innenminister Eli Jischai bestätigte am Sonntag eine entsprechende Entscheidung. Als Persona non grata, also unerwünschte Person, darf Grass nicht mehr nach Israel einreisen. Jischai sagte nach Angaben seines Sprechers, das Gedicht von Grass habe darauf abgezielt, «das Feuer des Hasses auf den Staat Israel und das Volk Israel anzufachen». Grass wolle so «die Idee weiterbringen, die er früher mit dem Tragen der SS-Uniform offen unterstützt hat». Literaturnobelpreisträger Grass hatte in seinem Gedicht angeprangert, dass der Iran von einem atomaren Präventivschlag durch Israel bedroht sei, der das iranische Volk auslöschen könne. Zudem schrieb er, dass Israel den Weltfrieden gefährde. Dies hatte ihm harsche Kritik und den Vorwurf des Antisemitismus eingebracht. Jischai sagte weiter: «Wenn Günter Grass weiter seine verqueren und lügnerischen Werke verbreiten will, sollte er dies vom Iran aus tun, dort kann er sicher ein begeistertes Publikum finden.» Das israelische Außenministerium hatte zunächst bestritten, dass Grass nun Persona non grata sei. Sprecher Jigal Palmor sagte der Nachrichtenagentur dpa, ihm sei nichts davon bekannt: «Das erscheint mir Quatsch, ich weiß nicht, wo das herkommt.» Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman kritisierte Grass allerdings nach Rundfunkangaben ebenfalls scharf. Bei einem Treffen mit dem italienischen Regierungschef Mario Monti habe er gesagt, die Äußerungen des deutschen Schriftstellers seien ein Ausdruck des Zynismus. Intellektuelle wie er seien bereit, «Juden auf dem Altar der Antisemiten zu opfern».
 
Die Reaktion ist zwar konsequent, aber in meinen Augen vollkommen überzogen. Was gewinnt Israel durch so eine Aktion? Nichts. Außer, dass diejenigen, die sich gerne bestätigt fühlen, wenn wenn es um Vorurteile gegenüber Israel geht, bestätigt fühlen - Dolle Show.
 
Was gewinnt Israel durch so eine Aktion?

Sie zeigen, wie der einzige demokratische Staat im Nahen Osten mit Kritik umgeht.
Man sollte sich ein Beispiel dran nehmen :-D

Passt konsequenter Weise in den jüngtsen Ablauf.
Als vor kurzem der Menschenrechtsrat der UN für Untersuchungen der Siedlungspolitik abstimmt, verdrückte sich Israel auch beleidigt.

Man könnte ja mal den Anfang machen, und die Atomwaffen offen legen um Grass' Kritik zu entkräften, aber nein, das geht ja nun gar nicht.

gruss kelle!