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- 25 April 2006
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Folgende News wurde am 18.09.2018 um 16:01:44 Uhr veröffentlicht:
Muss Maaßen gehen? Spitzentreffen im Kanzleramt
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Muss Maaßen gehen? Spitzentreffen im Kanzleramt
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Berlin (dpa) - Muss Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen seinen Posten räumen? Bei einem Spitzentreffen im Kanzleramt wollen Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel, CSU-Chef Horst Seehofer und SPD-Chefin Andrea Nahles am Nachmittag einen Ausweg aus der Koalitionskrise suchen.
Die SPD fordert Maaßens Entlassung wegen seines umstrittenen Interviews zu den Vorgängen in Chemnitz, Seehofer als Maaßens Vorgesetzter hat ihm aber das Vertrauen ausgesprochen. Merkel hielt sich bis zuletzt bedeckt.
Seehofer betonte, es sei Stillschweigen vereinbart worden. «Ich bin recht optimistisch, dass wir wegen unserer Verantwortung auch für das Fortbestehen der Regierung morgen auch zu abschließenden Entscheidungen kommen», sagte der CSU-Chef am Montagabend in Regensburg. «Die Lage ist sensibel, der Vorgang ist sensibel, und deshalb muss man auch umsichtig damit umgehen.» Auch Nahles wollte sich am Dienstagmorgen nicht weiter äußern: «Ich fahr' da jetzt hin, und wie es ausgeht, weiß ich danach», sagte sie vor Journalisten mit Blick auf das Treffen im Kanzleramt.
Nach einem Bericht der «Berliner Zeitung» hat bereits die Suche nach einem Maaßen-Nachfolger begonnen. Unter Berufung auf Koalitionskreise schrieb die Zeitung, genannt würden Maaßens Stellvertreter Thomas Haldenwang, Arne Schlatmann, ständiger Bevollmächtigter des Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr), Clemens Binninger, einst Vorsitzender des Gremiums und bis zur letzten Wahl CDU-Bundestagsabgeordneter, und Beate Bube, Präsidentin des Landesamtes für Verfassungsschutz Baden-Württemberg.
Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft von Maaßen sei aber noch nicht gefallen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen der Unionsfraktion im Bundestag. Auch in SPD-Kreisen wusste man zunächst nichts von einer definitiven Entscheidung - man gehe aber fest von der Ablösung des Spitzenbeamten aus. In der Koalition hieß es zuletzt, derzeit werde noch nach einer Kompromisslösung gesucht, die auch Seehofer zufriedenstelle.
SPD-Bundesvize Ralf Stegner sagte der Deutschen Presse-Agentur in Kiel zu Maaßen: «Er ist untragbar als Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, weil er, statt unsere Verfassung gegen die rechten Demokratiefeinde zu schützen, das Vertrauen in die Sicherheitsbehörden des Bundes untergraben hat.» Die Frage, ob die große Koalition platzt, falls Maßen im Amt bleiben sollte, ließ Stegner offen: «Wir äußern uns zu solchen Dingen nicht, sondern es gibt heute ein Gespräch der Parteivorsitzenden - das warten wir ab, die Haltung der SPD ist klar.» Der frühere SPD-Vorsitzende Martin Schulz sagte der «Süddeutschen Zeitung»: «Ich glaube nicht, dass er am Mittwoch noch im Amt ist.»
Um Maaßen zu entlassen, müsste Merkel gegenüber Seehofer womöglich von ihrer Richtlinienkompetenz Gebrauch machen. Das dürfte CDU und CSU kurz vor der Landtagswahl in Bayern (14. Oktober) vor eine weitere Zerreißprobe stellen. Dass auch Merkel Maaßen kritisch sieht, ist ein offenes Geheimnis: Er hatte von Anfang an die Politik offener Grenzen in der Flüchtlingskrise skeptisch bewertet.
Auslöser der Debatte war die Äußerung Maaßens, ihm lägen «keine belastbaren Informationen» vor, dass es in Chemnitz Hetzjagden auf Ausländer gegeben habe - vielmehr sprächen «gute Gründe» dafür, dass es sich bei einem entsprechenden Video «um eine gezielte Falschinformation handelt, um möglicherweise die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken». In Chemnitz war am 26. August ein Deutscher erstochen worden. Des Totschlags tatverdächtig sind drei Asylbewerber. Nach der Tat hatte es Demonstrationen von Rechtsgerichteten, Neonazis, Gegnern der Flüchtlingspolitik sowie Gegenproteste gegeben.
FDP-Chef Christian Lindner sagte der «Welt»: «An der Spitze des Verfassungsschutzes ist ein personeller Neuanfang nötig, um das allgemeine Vertrauen in den Inlandsnachrichtendienst zu stärken.» FDP-Bundesvize Wolfgang Kubicki meinte im «Handelsblatt», «wenn die Koalitionsspitzen am Abend aus dem Kanzleramt kommen, dann steht entweder fest, dass Herr Maaßen sein Amt verlieren wird oder die Koalition zu Ende ist».
Auch der Grünen-Geheimdienstexperte Konstantin von Notz forderte einen kompletten Neustart. «Der Verfassungsschutz ist gerade in diesen Zeiten eine wichtige Behörde. Ihre Integrität muss über jeden Zweifel erhaben sein», sagte er den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft. Linksfraktionschef Dietmar Bartsch nannte eine Ablösung überfällig. «Schwarz-Rot ist nur noch im Krisenbewältigungsmodus.»
Rückendeckung erhielt Maaßen aus der CDU. «Hier wird ein Mensch nach allen Regeln der Kunst fertig gemacht, zum Opfer gemacht - das geht deutlich unter die Gürtellinie», sagte der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr) zur Überwachung der Geheimdienste, Armin Schuster (CDU), den «Stuttgarter Nachrichten» und der «Stuttgarter Zeitung». Der CDU-Bundestagsabgeordnete Patrick Sensburg räumte im ARD-«Morgenmagazin» ein, Maaßens Interview-Äußerung über die Vorfälle in Chemnitz sei «nicht glücklich» gewesen. «Die ganzen anderen Vorwürfe gegen Herrn Maaßen halte ich für falsch. Von daher glaube ich nicht, dass er zurücktreten sollte.»
AfD-Fraktionschefin Alice Weidel erklärte die Diskussion um Maaßen damit, dass dieser für seine Kritik an Merkels Flüchtlingspolitik bestraft werden solle. «Jeder, der Merkels rechtswidrige Einwanderungspolitik kritisiert, wird von der etablierten Politik gnadenlos durch die Mangel gedreht», schrieb sie auf Facebook.
Der Verfassungsschutz und seine Aufgaben
Das Bundesamt für Verfassungsschutz untersteht dem Innenminister. Er kann einen neuen Verfassungsschutzpräsidenten vorschlagen, braucht dafür allerdings die Zustimmung des Kabinetts. Laut Bundesbeamtengesetz gehört der Verfassungsschutzpräsident zu den politischen Beamten und kann jederzeit und ohne Angabe von Gründen in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden. Auch das darf der Innenminister beim Bundespräsidenten veranlassen. Dass die Bundeskanzlerin auf ihre Richtlinienkompetenz pocht und den Innenminister anweist, den Verfassungsschutzpräsidenten zu entlassen, halten Juristen für sehr unwahrscheinlich.