News Bundespräsident: "Längst nicht so weit wie wir sein sollten"

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Folgende News wurde am 03.10.2020 um 12:30:00 Uhr veröffentlicht:
Bundespräsident: "Längst nicht so weit wie wir sein sollten"
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Potsdam (dts) - 30 Jahre nach der Wiedervereinigung liegt Deutschland nach Ansicht des Bundespräsidenten in vielerlei Hinsicht zurück. "Wir sind noch längst nicht so weit wie wir sein sollte", sagte Frank-Walter Steinmeier beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Potsdam. Noch immer existiere ein deutliches Lohngefälle zwischen Ost und West, östlich der Elbe hätten sich zu wenige große Unternehmen angesiedelt. "Und noch immer muss man in den Führungsetagen von Unternehmen, Universitäten, Ministerien oder der Bundeswehr Ostdeutsche mit der Lupe suchen", sagte Steinmeier. Man habe unterschätzt, "wie langlebig manche Benachteiligungen sein können, die oft über Generationen weiter gegeben worden sind", so der Bundespräsident. Gleichzeitig sei Deutschland aber auch viel weiter, als man denke. Leipzig oder Rostock seien wirtschaftlich viel stärker als manche Städte des Ruhrgebiets. "Es ziehen inzwischen mehr Menschen von West nach Ost als umgekehrt, und viele ostdeutsche Universitäten und Forschungsinstitute sind längst zum Magneten für Studierende und Wissenschaftler aus aller Welt geworden", sagte Steinmeier.

 

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Typisch deutsch - Unzufriedenheit mit dem Wunder

Abgesehen von einigen dauerhaften Ärgernissen, auf die ich noch zu sprechen kommen werde, ist die Geschichte der deutschen Wiedervereinigung eine Erfolgsgeschichte, die auf der Welt ihr Pendant noch sucht. Die blühenden Landschaften, die Kanzler Kohl versprochen hat - sie sind entstanden, vor allem rein äußerlich. Wer heute Bilder grosser ostdeutscher Städte aus dem Jahr 1990 und heute vergleicht, kann gewissen Parallelen zu diversen Vorher-Nachher-Shows im Bereich Auto oder auch Personality nicht abstreiten - viele sind nicht wiederzuerkennen.
Zwar ist die Story der Wiedervereinigung in der Weltgeschichte so bisher ziemlich einmalig, was die Integration eines Landesteils mit einem gegensätzlichen politischen System aus dem Kalten Krieg heraus anbelangt. Nicht einmalig ist allerdings die Integration von Landesteilen mit stark unterschiedlicher wirtschaftlicher Leistungskraft und Kultur. Und gerade im Vergleich zu den Beispielen, die die Geschichte dort bisher bietet, ist die deutsche Einheit eine Erfolgsgeschichte. Ein Blick zu unseren Nachbarn in Belgien, Spanien und Italien belegt das eindrucksvoll.
Der Bundespräsident irrt, wenn er glaubt, daß staatliche Maßnahmen getroffen werden müssen, um Konzernzentralen und Eliten nach Ostdeutschland zu bringen. Die Ansiedluing von Bundesbehörden mag ein Mittel sein, wird aber im Verhältnis mehr Kosten als Nutzen bringen. Bundesbehörden sollten da angesiedelt werden, wo es am zweckmässigsten ist. Ob das Osten oder Westen ist, sollte in diesem Fall egal sein.