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- 25 April 2006
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Folgende News wurde am 27.07.2009 um 17:07:04 Uhr veröffentlicht:
Nach Dienstwagen-Urlaub: Schmidt wehrt sich
DPA-News
Nach Dienstwagen-Urlaub: Schmidt wehrt sich
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Berlin/Alicante (dpa) - Angesichts zunehmender Vorwürfe wegen der Nutzung ihres Dienstwagens im Spanien-Urlaub ist Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt in die Offensive gegangen. In einer ersten Stellungnahme aus ihrem Urlaubsort in der Nähe von Alicante sprach die SPD-Politikerin am Montag von einem «Theater im Sommerloch». Als Ministerin habe sie «jederzeit» einen Anspruch auf die Limousine. Mit der Nutzung des Dienstwagens im Ausland steht Schmidt nach einer Umfrage bei den anderen Ministerien allerdings ziemlich alleine da. Die Opposition verlangte weitere Auskunft. «Der Dienstwagen steht mir, auch aus Sicherheitsgründen, jederzeit zur Verfügung», sagte Schmidt der «Aachener Zeitung» (Dienstag). «Und wie jeder, der einen Dienstwagen hat, kann ich damit auch private Fahrten machen. » Diese rechne sie privat ab und versteuere sie entsprechend. In ihren acht Jahren als Ministerin sei das Fahrtenbuch nie beanstandet worden. «Es gibt keinen Skandal. Denn es ist wirtschaftlicher, wenn ich mein Dienstfahrzeug nutze, als einen Dienstwagen inklusive Fahrer hier zu mieten. »Der Fall war bekanntgeworden, weil das Auto vor einer Woche in Schmidts Urlaubsort Denia an der Costa Blanca gestohlen wurde. Nach Polizeiangaben drangen die Täter durch eine unverschlossene Hintertür in das Haus ein, in der Schmidts mitgereister Fahrer schlief. Nach Auskunft der Polizei fehlte von der Limousine - einem ungepanzerten Mercedes der S-Klasse - am Montag weiterhin jede Spur. Die Ministerin bot an, dass der Haushaltsausschuss des Bundestages und der Bundesrechnungshof die Nutzung des Dienstwagens «jederzeit» überprüfen könnten. Der Ausschussvorsitzende Otto Fricke (FDP) mahnte weitere Aufklärung an. Wenn Schmidt schnell alle Fakten auf den Tisch lege, werde «eine Sitzung oder Sondersitzung des Ausschusses vielleicht gar nicht notwendig». Die Ministerin wollte nach eigenen Angaben während des zweiwöchigen Urlaubs zwei dienstliche Termine wahrnehmen: einen Empfang beim Bürgermeister von Denia sowie eine Informationsveranstaltung mit Bundesbürgern an diesem Montagabend. Aus den anderen Parteien kam teils massive Kritik. FDP-Chef Guido Westerwelle sagte: «Die Deutschen haben ein Recht auf einen respektvollen Umgang mit ihren Steuergeldern. » CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt spottete über Schmidt: «Da hat sie wohl die Abwrackprämie falsch verstanden. » Grünen-Fraktionsvize Christine Scheel sagte: «Ich finde, dass ist ziemlich größenwahnsinnig. » Linkspartei-Geschäftsführer Dietmar Bartsch verlangte: ««Die Ministerin soll die entstandenen Kosten bezahlen, damit diese Diskussion aufhört. »Rückendeckung bekam Schmidt aus ihrer eigenen Partei. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil: «Es ist rechtens, einen personenbezogenen Dienstwagen in Anspruch zu nehmen zu privaten Zwecken. Ulla Schmidt hat sich im Rahmen von Recht und Gesetz verhalten. » Heil gab aber zu, dass der Wirbel um den Dienstwagen der SPD zu Beginn des Bundestags-Wahlkampfes nicht gelegen komme. Schmidt gehört auch dem «Kompetenzteam» an, das SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier an diesem Donnerstag vorstellen will. Die Nutzung von Dienstfahrzeugen geschieht nach den Worten von Regierungssprecher Ulrich Wilhelm «in Eigenverantwortung» der Ministerien. Nach Angaben der verschiedenen Ressorts war Schmidt als einziges Kabinettsmitglied ohne ständigen Personenschutz mit dem Dienstwagen im Auslandsurlaub unterwegs. Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums sagte, es sei «nicht entscheidend, ob die Ministerin während des Urlaubs «einen, fünf oder ein Dutzend» dienstliche Termine wahrnehme. Ein gleichwertiges Leihfahrzeug hätte allein 500 Euro am Tag gekostet. Dem stünden Treibstoffkosten von insgesamt etwa 500 Euro für die knapp 5000 Kilometer lange Hin- und Rückfahrt gegenüber. Darin sind allerdings die Unterkunftskosten für Schmidts Fahrer - für den die Fahrt eine Dienstreise ist - sowie dessen mitgereisten 15-jährigen Sohn nicht eingerechnet. Die Mitreise des jungen Mannes, der derzeit Ferien hat, habe Schmidt aus «Fürsorgegründen» ermöglicht, sagte die Sprecherin. Der Steuerzahlerbund bezifferte die Gesamtkosten in den «Lübecker Nachrichten» (Dienstag) auf «nicht unter 10*000 Euro».