Eintrag #19, 11.06.2009, 01:55 Uhr

Die Sache mit der Ruhe

Die Sache mit der Ruhe

                                 Es war einmal in alter Zeit,
In dieser Stadt mit ihrem Streit,
Da saß ein Philosoph bereit,
Zum Denken und mit Geist gefeit,
Um alles rauszufinden,
mit allen seinen Gründen.

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Da kam das Übel auch schon her,
Das Peitschenknallen stört ihn sehr,
Verscheucht das Denken noch und noch,
Und hinterlässt geistig ein Loch.

———
Die Prügelstrafe muss zurück,
Der Lärm verdirbt mir all mein Glück.
(Schopenhauer in Frankfurt)

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So war es auch mit mir geschehen,
Konnte nur Flucht als Ausweg sehen,
Um diesem Ort der Störungen,
Mit all seinen Empörungen,
Für eine Weile zu entfliehen,
Ganz einfach in die Ferne ziehen.

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Hubschrauberknattern,
Lautsprecherrattern,
Motorengebrumm,
Trommeln bum-bum,
Auto-Alarm,
Rasenmäh-Kram,
Autos und Busse und Flugzeug-Getöse,
Und all das Ta-Tü-Ta-Ta Gekröse.
Nichts wie hinweg von diesem Ort,
Möglichst schnell und möglichst weit fort!

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Schnell Karten gekauft,
Kram zusammen gerauft,
Auto tanken,
Bloß nicht wanken,
Niemand vom Ziel der Reise sagen,
Ruhe sichern vor ihren Fragen,
Das Söhnchen schnappen und nichts wie weg,
Was die anderen sagen, schert mich ‘n Dreck!

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Da waren wir nun, in dieser Idylle,
Im schottischen Hochland, mit seiner Stille,
Im Kabinen-Kreuzer, auf glattem See,
Ein schöner Ausblick, ne Tasse Tee,
Unter freiem Himmel,
Ohne Kirchengebimmel,
Nachts die Sterne zu sehen,
Den Kosmos verstehen,
Tags das Zwitschern der Vögel,
Ein Genuss in der Regel,
Und ganz oben am Berg,
Als sei es ein Zwerg,
Ein Schäfer, ganz weit, mit seiner Herde,
Als ob es ein Tag aus dem Märchenbuch werde,
Ein ganz fernes Schäfers Hoo und Hey,
Und die Schafe dazu mit ihrem bäh.

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So ein Tag in der Sonne ist ganz wunderbar,
Dann passierte es, als ich im Dingi war,
Ein ganz lauter Knall,
kam von überall.
Und ich rutschte vor Schreck,
Mit den Stiefeln hinweg,
Fand mich liegend und mit offenem Mund,
Mit nassem Hintern auf dem Dingi-Grund,
Starrte ganz irritiert vor Schreck,
Zum Himmel, nach diesem grauen Fleck,
Nach der Ursache von diesem Ungemach,
Da kam schon der nächste- auch mit Mach,
Huschte vorüber und verschwand im Nu,
Zweimal am Tag stahlen sie uns die Ruh!
Die beiden grauen Düsenjäger,
Knallende, laute Himmelsfeger,
Übten den Tiefflug in Felsenwänden,
Den Steuerknüppel fest in den Händen,
Gaben ‘n Scheiß auf die Natur,
Und ritten, wie Teufel, Technik pur.

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So fand ich als Illusion die Idee,
Es genüge zu sagen: Frankfurt Adé!
Ich glaube, man müsste die Welt verlassen,
Oder am Nordpol sich niederlassen.
Und es fragt sich dann, völlig zu Recht,
Ob man dann Ruh hätte, wirklich ganz echt?
Die Frage lass ich lieber offen,
Soll doch wer will, auf Ruhe hoffen!

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The Ace
8.10.1997


 
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