Wulff-Rolle bei Sarrazin: Widersprüchliche Angaben
Berlin (dpa) - Zur Rolle des Bundespräsidialamts beim Rückzug des umstrittenen Bundesbankvorstands Thilo Sarrazin gibt es widersprüchliche Angaben.
Nach einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Mittwoch) soll das Amt von Bundespräsident Christian Wulff in dem Fall mehr Einfluss auf die Bundesbank genommen haben als eingeräumt. Im Bundespräsidialamt wurde dem aber deutlich widersprochen.
Die Zeitung berichtet, Vertreter von Wulff hätten am vergangenen Mittwoch allein mit Sarrazins Anwalt Stefan Eiden über den Rückzug seines Mandanten aus der Notenbank verhandelt und dessen Bedingungen akzeptiert. Repräsentanten der Bundesbank seien nach Darstellung einer mit dem Vorgang vertrauten Person nicht anwesend gewesen. Von Präsidialamtsseite hätten mindestens drei Vertreter verhandelt. Nach dieser neuen Darstellung aus dem Umfeld der Bundesbank soll selbst der Pressetext, den die Bank am nächsten Tag veröffentlichte, in dieser Sitzung in wesentlichen Teilen diktiert worden sein.
Wulffs Sprecher Olaf Glaeseker hatte dagegen am Wochenende auf dpa-Anfrage erklärt: «Alle inhaltlichen Vereinbarungen wurden ausschließlich von den Vertragspartnern getroffen.» Das Bundespräsidialamt habe lediglich «die Rolle der Mediation im Rahmen rechtlichen Gehörs der Beteiligten übernommen».
Hohe Präsidialamtskreise widersprachen der Darstellung der Zeitung. Demnach sollen bei dem Gespräch sowohl Vertreter Sarrazins als auch der Bundesbank anwesend gewesen sein. Die abschließende Information der Öffentlichkeit sei von beiden Seiten abgestimmt worden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur in Wulffs Amt. Beide Seiten hätten sich auch ausreichend Zeit genommen, um mit Sarrazin einerseits und der Bundesbank andererseits Rücksprache zu halten.