FBI schaltet sich in Abhörskandal ein - Murdoch sagt Sorry

New York/London (dpa) - Für Medienmogul Rupert Murdoch wird es wegen des Abhörskandals auch in seiner Wahlheimat USA eng. Die Bundespolizei FBI hat sich mittlerweile in den Fall eingeschaltet.

Sie geht dem Verdacht nach, dass Mitarbeiter von Murdochs Medienkonzern News Corp. die Telefone von Opfern der Anschläge vom 11. September 2001 angezapft haben. «Wir schauen uns die Vorwürfe an», sagte ein FBI-Sprecher in New York.

Auch in Australien, wo Murdochs Zeitungen großen Einfluss haben, steht die News Corp. unter immer schärferer Beobachtung. Damit hat sich der Skandal, der bei der britischen Sonntagszeitung «News of the World» seinen Ausgangspunkt genommen hatte, bis zum Freitag zu einer ernsten Bedrohung für Murdochs gesamten News-Corp.-Konzern entwickelt. Zu dem US-Unternehmen gehören neben Zeitungen unter anderem das Filmstudio 20th Century Fox, die Fox-Fernsehsender sowie Buchverlage. Murdoch kontrolliert auch den Bezahlsender Sky Deutschland (ehemals Premiere).

Nach Informationen des «Wall Street Journal» - ebenfalls ein Murdoch-Blatt - will das FBI herausfinden, ob News-Corp.-Mitarbeiter auch in den Vereinigten Staaten Telefonate abgehört haben, ob sie sich Zugriff auf Handy-Mailboxen verschafft oder Gesprächsaufzeichnungen an sich gebracht haben. Auch wolle das FBI wissen, ob es Versuche gegeben habe, Polizisten zu bestechen, um an die Informationen zu gelangen.

In den vergangenen Tagen hatten immer mehr US-Politiker entsprechende Nachforschungen gefordert. Eine Bürgerrechtsvereinigung hatte für Donnerstagmittag zu einer Protestkundgebung vor Murdochs Haus in Manhattan aufgerufen.

Murdoch traf sich in einem Hotel in der Londoner Innenstadt mit den Angehörigen der ermordeten Milly Dowler. Wie die britische Agentur PA am Freitag weiter berichtete, wollte sich Murdoch persönlich für das entschuldigen, was Mitarbeiter seiner Zeitung «News of the World» der Familie angetan haben. Journalisten des Blattes hatten die Mailbox des Mädchens angezapft. Die Schülerin war 2002 im Alter von 13 Jahren entführt und später tot aufgefunden worden.

Der Medienunternehmer versucht derweil in Großbritannien mit einer «Entschuldigung an die Nation» das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen. Murdochs Sohn James, der das Europa-Geschäft führt, kündigte an, Anzeigen in allen Wochenendausgaben der landesweit erscheinenden Zeitungen zu schalten. «Das Unternehmen hat Fehler gemacht», räumte er in einer Notiz an seine Mitarbeiter ein. «Wir werden uns bei der Nation entschuldigen, für das, was passiert ist.» Die Anzeigenkunden sollen in gesonderten Briefen über das Krisenmanagement informiert worden.

Die Murdoch-Zeitungen haben seit Beginn der Krise vor knapp zwei Wochen laut Medien-Analyse massiv an Anzeigenaufkommen und Auflage verloren. Rupert Murdoch musste unter politischem Druck auch die Komplettübernahme der britischen Fernsehkette BSkyB abblasen. Die «News of the World» hatte er bereits zuvor eingestellt. Die arg gebeutelte Aktie seiner News Corp. fiel am Freitag weiter.

Mit Rebekah Brooks verlor Murdoch am Freitag zudem eine enge Vertraute. Die Vorstandsvorsitzende von Murdochs britischer Zeitungsholding News International trat unter großem öffentlichen Druck zurück. Politiker aller Parteien, darunter Premierminister David Cameron, bezeichneten den Rücktritt als richtigen Schritt. Für die mitregierenden Liberaldemokraten und die Labour-Opposition kam er «zu spät». Ihren Posten übernimmt der bisherige Sky-Italia-Chef Tom Mockridge. Brooks sagte, sie empfinde «ein tiefes Gefühl der Verantwortung für die Menschen, die wir verletzt haben».

Sie war bis 2003 selbst Chefredakteurin «News of the World» und wechselte dann zum Murdoch-Boulevardblatt «The Sun», ehe Murdoch sie 2009 zur Verlagsmanagerin machte. In Brooks Zeit fällt auch das Abhören der Mobil-Mailbox des Entführungsopfers Milly Dowler. «News of the World»-Reporter sollen die Mailbox der 13-Jährigen manipuliert und damit die Hoffnungen der Eltern und die Ermittlungen der Polizei in die Irre geleitet haben.

Nach übereinstimmenden Berichten vom Freitagabend verliert Murdoch eine weitere wichtige Führungsfigur in seinem Imperium News Corp.: Les Hinton, Chef der Tochterfirma Dow Jones, tritt zurück. Das meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf ein Rundschreiben Hintons. Auch das «Wall Street Journal» berichtete über seinen Abgang; die Zeitung ist das Flaggschiff von Dow Jones.

Hinton hatte bis zu seinem Wechsel an die Spitze des Unternehmens die britische News-Corp.-Verlagstochter News International geleitet, zu der auch das Skandalblatt «News of the World» bis zu seiner Einstellung gehörte. Reporter der Sonntagszeitung haben den bisherigen Erkenntnissen zufolge die Telefone von Prominenten, Politikern und Verbrechensopfern abgehört.

In einem Interview mit dem «Wall Street Journal» beendete Rupert Murdoch jedoch Spekulationen, wonach er sich von seinem britischen Zeitungsgeschäft trennen könnte. Solche Berichte bezeichnete er als «puren Müll». Seinen Sohn James verteidigte er gegen Vorwürfe, dieser habe zu spät eingegriffen. «Ich denke, er hat in dem Moment so rasch gehandelt wie er konnte», sagte der 80 Jahre alte Medienzar der US-Zeitung. Die Abhöraffäre habe in seinem Konzern bisher «keine Schäden hinterlassen, die nicht repariert werden könnten».

Rupert und James Murdoch sowie Rebekah Brooks werden am kommenden Dienstag vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu der Abhöraffäre aussagen. Dabei wird erwartet, dass Murdoch Anschuldigungen zurückweisen wird. Unter anderem hatte der frühere britische Premierminister Gordon Brown den gesamten Verlag News International als «kriminell» bezeichnet. Brown liege «komplett falsch» sagte Murdoch dem «Wall Street Journal» und fügte hinzu, die Browns seien «immer Freunde von uns» gewesen.

Medien / Kriminalität / USA / Großbritannien
15.07.2011 · 22:58 Uhr
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