EHEC-Experte: «Man sollte über Impfstoffe nachdenken»

Berlin (dpa) - Im Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung geht die Suche nach der Ansteckungsquelle für die EHEC-Erkrankungen intensiv weiter. Mikrobiologe Lothar Beutin, Leiter des Referenzlabors für Escherichia-coli-Bakterien (E.coli), vermutet die Quelle in Deutschland.

Das erläuterte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Haben Sie Hoffnung, die EHEC-Epidemie bald zielsicherer bekämpfen zu können?

Beutin: «Ich hoffe sehr, dass wir die Quelle bald finden. Dieser neue Stamm ist kein klassischer EHEC. Es ist eine Rekombination. Man kann sich das wie bei einem Legokasten vorstellen. Da ist aus zwei Bestandteilen zweier verschiedener krankheitserregender E.coli-Bakterien zusammengesetzt ein neuer Typus entstanden: Aus zwei mach eins, und dieses Eine ist mehr als die zwei Einzelnen, wenn es um die Infektionskraft geht. Warum so viele Menschen, besonders Frauen, so empfindlich auf diesen Erreger sind, ist mir ein Rätsel.»

Welchen Ausweg gibt es, wenn sich die Quelle nicht schnell findet?

Beutin: «Man sollte über Impfstoffe nachdenken. Aber ich bin kein Mediziner, sondern Mikrobiologe.»

Die spanischen Gurken waren eindeutig nicht die Erreger-Quelle. Warum warnen die Bundesbehörden trotzdem weiter vor rohen Tomaten, Gurken und Salat?

Beutin: «Das ist eine Vorsichtsmaßnahme. Denn wenn man nichts findet, heißt das nicht, dass in diesem frischen Gemüse nichts drin ist. Vielleicht sind bisher zu wenig Proben untersucht worden. Solange die Quelle nicht gefunden ist, müssen wir warnen. Vergleichen Sie das mit einem Park von dem Sie wissen, dass dort öfter Leute überfallen werden. Sie haben den Täter aber bisher nicht gefasst. Dann würde Sie die Bevölkerung auch vor diesem Park warnen - ohne zu wissen, wer das genau war.»

Warum ist die Herkunft dieses Keims so schwer nachzuvollziehen?

Beutin: «Wir kennen das Reservoir in der Natur noch nicht. Man kennt bisher nur den Menschen. Man weiß nicht, wo es herkommt.»

Könnten auch verunreinigtes Wasser in Kühlhäusern oder Tiere wie Schnecken in Gewächshäusern eine Ursache sein?

Beutin: «Das ist alles möglich. Die Übertragung von EHEC ist durch Tierkot, verschmutzte Erde, verschmutztes Wasser und Hand-zu-Hand-Kontakte bei Menschen gesichert. Anderes ist damit aber nicht auszuschließen. Es gibt viele Tiere, die EHEC übertragen können, ohne selbst krank zu werden. EHEC-Bakterien überleben auch Kläranlagen. Nur ihr Vorkommen in unserem Trinkwasser halte ich für relativ ausgeschlossen. Aber sie sind im Brauchwasser-Kreislauf.»

Wie sucht man mit diesem puzzleartigen Wissen eine Quelle?

Beutin: «Die Quelle liegt nach den Fallzahlen und der Herkunft der Fälle wahrscheinlich in Deutschland. Ob der Ausbruch durch ausländische oder inländische Lebensmittel verursacht wurde, ist dabei noch unklar. Die einzige Konzentration ist der Hamburger Raum. Da ist sozusagen das Epizentrum. Entweder ist die Quelle noch nicht versiegt, oder es ist eine Mensch-zu-Mensch-Ansteckung wie bei einem Schneeballsystem im Gange. Die Frage im Moment ist, ob neue Patienten mit Altfällen Kontakt hatten. Oder ob die neuen Fälle sich über einen andern Faktor X angesteckt haben.»

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BfR
Gesundheit / Infektionen
03.06.2011 · 23:14 Uhr
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